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Der Initiationstraum

Man könnte mit weniger ethnographischem Aufwand die Initiation als eine Zeit des Übergangs, eine Zeit der persönlichen oder historischen Wende bezeichnen, etwas Neues, Unbekanntes beginnt, ein Lebensalter, eine Stufe, eine soziale Situation muss unverhofft unter anderen Bedingungen gedeutet werden. Und dies geschieht auch. Die Sterne werden zurate gezogen, Handleser treten auf, ekstatische Praktiken, Tanz und Musik begleiten den Initiationsvorgang.

Von Ursula Krechel | 25.12.2006
    In manchen Kulturen spielen Kasteiungen, die innere Bilder erzeugen, eine Rolle, Fasten und Beten, ekstatische Tänze bis zur Erschöpfung. All dies bewirkt jene Vereinzelung, die den Initianden in seine eigene Wahrnehmung, auch in die Grenzen der Wahrnehmung, verweist und die gleichzeitig kollektive Sinnes- und Denkerfahrungen wachruft. Träume während der Initiation oder Träume als Zeichen der Initiation spielen in allen Kulturen eine hervorragende Rolle.

    Jedes Zeichen kann in dieser exemplarischen Übergangszeit von Bedeutung sein. Der Traum, der in archaischen Gesellschaften als ein Sinnstifter, ein Wegweiser angesehen wurde, schafft einen Distanzraum zwischen der gewöhnlichen Lebenserfahrung und der in der Initiation erhofften Bestimmung.