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Der Institutstreue

Auch 37 Jahre nach seinem Arbeitsbeginn am National Institute for Standards and Technology in Boulder (USA) arbeitet der Physiker David Wineland noch immer dort. Er liebt die Rocky Mountains und sein Rennrad.

Von Volker Mrasek | 09.10.2012
    Wer einen Blick auf den wissenschaftlichen Werdegang von David Wineland wirft, der wird vermutlich stutzen. 1975 begann er als junger Physiker beim National Institute for Standards and Technology in Boulder in den USA – und ist heute noch dort, 37 Jahre später! Kein wechselvoller Werdegang also, sondern ein Paradebeispiel beruflicher Bodenständigkeit.

    Doch warum? Winelands spanischer Fachkollege Ignacio Cirac kennt das Geheimnis:

    "Er wohnt dort in Boulder. Das Institut ist ein gutes Institut. Und es in der Nähe der Rocky Mountains. Und ich glaube, dass er sehr gerne Rad fährt und das Leben dort genießt."

    Tatsächlich wimmelt es in Winelands Labor in Boulder nicht nur von Messinstrumenten. Dort parkt der Wissenschaftler auch sein Rennrad, mit dem er möglichst oft zur Arbeit fährt.

    Ignacio Cirac spricht übrigens so gut Deutsch, weil er schon seit Jahren in Garching forscht, am Max-Planck-Institut für Quantenoptik. Zurzeit hält er sich in Barcelona auf. Cirac arbeitet über ganz ähnliche Phänomene wie Wineland. Vor zwei Jahren teilten sich beide die Benjamin-Franklin-Medaille für Physik, eine hohe Auszeichnung in den USA. Dort traf der Spanier den neuen Nobelpreisträger zum ersten Mal persönlich. Sein Eindruck:

    "Er ist schüchtern, dass er sagt: 'Wir haben das gemacht. Das ist vielleicht nicht das Wichtigste, aber das ist, was wir machen könnten'. Das meine ich."

    Und das meinen auch andere:

    "Ein extrem angenehmer, sympathischer, humorvoller Physiker."

    So erlebte auch Wolfgang Sandner, der Vize-Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, den neuen Nobelpreisträger aus den USA. Den Hobby-Radrennfahrer, der die Rocky Mountains so liebt.



    Links bei deutschlandradio.de:

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    Interview mit Wissenschaftsjournalist Frank Grotelüschen im Deutschlandradio Kultur (MP3-Audio) (09.10.12)

    "Rechnen mit Qubits" (Beitrag über Quantencomputer in "Forschung aktuell")

    Aktuell zum Physiknobelpreis 2011

    Nobelpreis geht an Quantendompteure - Jury würdigt erste Schritte zu revolutionären Quantencomputern

    Links ins Netz:

    David Wineland erklärt die Ionenfalle (englischsprachiges YouTube-Video)

    Serge Haroche über Licht und Atome beim International Science Day 2011 (englischsprachiges Vimeo-Video)