Dienstag, 16. April 2024

Archiv


Deutliche Worte zur Schuldenlage

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) mahnt in ihrem Bericht die "Politik des billigen Geldes" der Zentralbanken an. Sie sollten sich wieder auf ihre traditionelles Geschäft konzentrieren. Außerdem fordert sie die Abwicklung von Banken ohne sinnvolles Geschäftsmodell.

Von Michael Braun | 24.06.2013
    Verbraucher, Unternehmen und Finanzmärkte sollten sich langsam auf steigende Zinsen einstellen. Vorige Woche war es der Chef der amerikanischen Notenbank, Ben Bernanke, der eine langsam wieder straffere Geldpolitik ankündigte. Gestern folgte die Bank der Zentralbanken, die BIZ in Basel. In ihrem Jahresbericht stellte sie fest, das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Politik des billigen Geldes verschlechtere sich allmählich. Der Chefvolkswirt der BIZ, Stephen Cecchetti, sagte, die niedrigen Zinsen hätten den Bankensektor stabilisiert, den Regierungen auch mehr Zeit für Reformen gegeben. Aber wirklich erfolgreich sei diese Politik nicht gewesen:

    "Alles in Allem: Die Wachstumsfortschritte sind langsam. Die Geldpolitik allein kann die Volkswirtschaften nicht zu einem selbsttragenden Aufschwung führen. Denn die Wachstumsschranken haben nichts mit Geldpolitik zu tun. Die Zentralbanken sollten sich wieder auf ihr traditionelles Geschäft beschränken."

    Jaime Caruana, der Generaldirektor der BIZ, gestand gestern zwar ein, ohne die lockere Geldpolitik der Notenbanken "wäre ein Kollaps des globalen Finanzsystems durchaus möglich gewesen". Die Weltwirtschaft wäre mit in den Abgrund gerissen worden. Doch jetzt stocke die Erholung. In den Vereinigten Staaten wachse die Wirtschaft weiter. In großen Schwellenländern aber lasse das Wachstum nach. Und in weiten Teilen Europas herrsche wieder eine Rezession.

    Der Nutzen des billigen Geldes nun also gering, die Kosten hoch? Wie sich das messen lässt, schildert Professor Reint Gropp, Finanzwissenschaftler am House of Finance Universität Frankfurt:

    "Wenn Sie mich fragen: Wann kann das nicht mehr so weitergehen? Dann würde ich sagen, dass der Zeitpunkt dann gekommen ist, wenn sich die Inflationserwartungen der Haushalte, der Firmen stark nach oben verändern. Dann sollten die Zentralbanken zu ihrer ureigensten Aufgabe zurückkehren. Allerdings ist in meinen Augen dieser Zeitpunkt noch nicht gekommen."

    Noch steigen die Verbraucherpreise zwar nicht, dennoch, so Gropp, sei die Warnung der BIZ richtig:

    "Die BIZ zeichnet sich durch eine außerordentliche Fähigkeit aus, immer sehr vorausschauend zu sein. Sie war am Ende auch die einzige Institution, die vor der Finanzkrise vor den Risiken gewarnt hat, die dann tatsächlich eingetreten sind. Sie hat da immer die Finger in die Wunde gelegt. Und auch in diesem Fall würde ich sagen, dass sie einfach sehr vorausschauend argumentiert. Sie hat in der Sache auf jeden Fall recht."

    Die BIZ sieht das auf die 20 größten Volkswirtschaften der Welt zukommen: Staatsschulden von mehr als 80 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Leistung dämpften das Wachstum. In der Eurozone sind mittlerweile gut 90 Prozent erreicht. Die BIZ vermisst auch Flexibilität auf den Arbeitsmärkten. Die Produktivität der meisten Volkswirtschaften sei zu gering, sei zuletzt gar gesunken. Oft seien aufgeblähte Immobilien- und Finanzsektoren daran schuld. Banken ohne sinnvolles Geschäftsmodell gehörten abgewickelt. Vor allem müsse der Glaube aufhören, die Zentralbanken könnten und würden alles richten.