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Deutsch-israelisches Geigenprojekt
"Violins of hope"

In der Werkstatt des Geigenbauers Amnon Weinstein in Tel Aviv befindet sich eine Sammlung von Violinen, die alle das gleiche Schicksal haben: Sie stammen von Überlebenden des Holocaust, die die Instrumente als letzte Erinnerung an Deutschland loswerden wollten. Lange blieben die Violinen unbeachtet, bis ein junger Bogenbauer aus Sachsen sie entdeckte.

Von Blanka Weber | 25.07.2017
    Geigenbauer Amnon Weinstein mit einer von ihm restaurierten Violine bei der Ausstellung "Violins of Hope" in Monaco.
    Stellt sein Projekt "Violins of hope" weltweit vor: Amnon Weinstein (picture alliance / dpa / Cyril Dodergny)
    Seinem ehemaligen Praktikanten Daniel Schmidt ist es zu verdanken, dass der Geigenbauer Ammon Weinstein eines Tages die alten Instrumente seines Vaters vom Dachboden holte. Der hatte - fast unfreiwillig - eine Sammlung von Geigen angelegt, die ihm einst Nachbarn, Freunde oder Unbekannte brachten. Diese stammten von Überlebenden des Holocaust und hatten tausende Kilometer Flucht und Vertreibung überstanden. Doch die Besitzer, die nach unsäglichem Leid in den 50er und 60er Jahren das aufblühende junge Israel erreicht hatten, wollten nicht einmal mit alten Musikinstrumenten an Deutschland erinnert werden. Somit landeten viele Geigen in der Werkstatt von Ammon Weinsteins Vater. Auch er kam einst aus Polen; und nur wenige Mitglieder seiner jüdischen Familie hatten überlebt.
    In einer kleinen Seitenstraße des turbulenten Tel Aviv betreibt Ammon Weinstein heute seine Werkstatt. Er restaurierte viele alte Stücke und widmete sich den Instrumenten und ihren Geschichten. Mit dem Projekt "violins of hope" gastiert er weltweit und führt Konzerte auf, Stars und Solokünstler spielen auf seinen restaurierten Geigen. Ammon Weinstein stößt weltweit immer wieder den Dialog über Musik und Musikinstrumente des Holocaust an, auch in Weimar.