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DGB-Ausbildungsreport
Kein Wunder, dass niemand Koch werden will

Seit Jahren klagen Unternehmen in Deutschland über zu wenig qualifizierte Auszubildende. Jetzt stellt der DGB in seinem Ausbildungsreport fest: Schuld daran sind die Unternehmen meist selbst. Vor allem im Hotel- und Gaststättengewerbe seien die Arbeitsbedingungen so mies, dass nachvollziehbar sei, warum die Branche immer weniger Azubis findet.

Von Claudia van Laak |
    Mehrere Kochlehrlinge mit hohen weißen Kochmützen stehen bei einem Wettbewerb in einer Großküche.
    Kochlehrlinge bei einem Wettbewerb in Wismar (Jens Büttner / dpa)
    Die Unternehmen klagen zunehmend darüber, nicht genügend Auszubildende zu finden, bieten aber keine attraktiven Arbeitsbedingungen. Das ist das Fazit des DGB-Ausbildungsreports. Am Pranger steht in erster Linie die Hotel- und Gaststättenbranche – hier müssten Azubis viele unbezahlte Überstunden leisten, es fehle die Betreuung durch qualifizierte Ausbilder - DGB-Bundesjugendsekretär Florian Haggenmiller:
    "Zum zehnten Mal in Folge zeigt der Ausbildungsreport der DGB-Jugend, dass in bestimmten Branchen Gesetzesverstöße und Mängel in der Ausbildung traurige Realität sind. Teile des Handwerks und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband klagen seit Jahren über fehlenden Nachwuchs. Wir stellen mit diesem Report seit Jahren fest, dass es dort die miesen Ausbildungsbedingungen gibt und die Jugendlichen davon abgehalten werden, eine Ausbildung als Koch oder Hotelfachmann zu beginnen."
    Der DGB kritisiert auch, dass zu viele Jugendliche in Warteschleifen steckten – die Gewerkschaften nennen hier die Zahl von 256.000. Viele dieser Jugendlichen verfügten nur über einen Hauptschulabschluss und bekämen deshalb keinen betrieblichen Ausbildungsplatz. Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende:
    "Insbesondere Hauptschülerinnen und Hauptschüler sind von zwei Dritteln der angebotenen Berufe von vorneherein ausgeschlossen, weil die Betriebe und Unternehmen immer noch als Abschlussvoraussetzungen Realschule oder Gymnasium in die Lehrstellenbörsen hineinschreiben. Und ich glaube, dass sich da etwas ändern muss."
    Ein Schwerpunkt des diesjährigen Ausbildungsreports waren Jugendliche mit Migrationshintergrund. Die Ergebnisse: Migranten sind in gut bewerteten Berufen und Branchen unterrepräsentiert – Beispiel Bank – in schlecht bewerteten dagegen überrepräsentiert. Und: Fast jeder Vierte gibt an, aufgrund seiner Herkunft oder Staatsangehörigkeit bereits benachteiligt worden zu sein. Florian Haggenmiller:
    "Dies sind aus unserer Sicht erschreckende und unhaltbare Zustände. Schreibt sich doch die Bundesrepublik auf die Fahnen, ein besonders weltoffenes Land zu sein."
    Der DGB setzt sich genau wie Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles dafür ein, dass Flüchtlinge, die eine Ausbildung abgeschlossen haben, dauerhaft in Deutschland bleiben können. Nahles heute im ZDF:
    "Wer hier wirklich erfolgreich eine Ausbildung durchlaufen hat, der ist perfekt integriert, spricht die deutsche Sprache, hat hier eine Perspektive, und sollte dann auch auf Dauer bleiben können. Das fordere ich schon seit Monaten, aber bisher hat es noch keine Einigung in diesem Punkt gegeben. Auch gibt es Widerstände aus den Ländern. Aber ich bleib da dran, ich halte das nämlich für den besten Weg, reinzukommen in unser Land."
    Dabei ist es nicht selbstverständlich, eine einmal begonnene Lehre auch erfolgreich zu beenden – eine von vier Ausbildungen wird frühzeitig abgebrochen, sei es vom Azubi selber oder vom Arbeitgeber, so der DGB heute.