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DGB-Ausbildungsreport
Migranten werden benachteiligt

Keine Gymnasial-Empfehlung, weniger Chancen auf einen Ausbildungsplatz - und wenn, dann nicht im Wunschberuf: Immer haben es Jugendliche mit Migrationshintergrund im Bildungssystem schwerer. Das ist das Ergebnis des DGB-Ausbildungsreports. Fast jeder vierte befragte Migrant gab an, wegen seiner Herkunft oder Staatsangehörigkeit bereits einmal benachteiligt worden zu sein.

Von Claudia van Laak |
    Thai Minh Nguyen aus Vietnam bearbeitet in der Metallwerkstatt des Bildungswerks der Sächsischen Wirtschaft ein Metallteil.
    Wer nicht "deutsch" aussieht, hat weniger Chancen: Viele Migranten beklagen Benachteiligung auf dem Ausbildungsmarkt. (picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt)
    Radwan Ali-Kahn streicht über sein Kinn. Der angehende Einzelhandelskaufmann mag seinen 5-Tage-Bart. Doch der in Berlin aufgewachsene Sohn libanesischer Einwanderer hat die Erfahrung gemacht: Deutsche Arbeitgeber mögen ihn nicht, den Bart.
    "Wenn die einen Schwarzkopf mit Bart sehen, auch wenn der einen deutschen Pass hat, dann ist das natürlich schon kritisch. Gehört der zu einem Verein, der Terror macht? Und wenn da ein Blonder einen Bart hat, dann ist das natürlich nur Style."
    Bart ab und ein möglichst deutscher Haarschnitt
    Schon Wochen vor dem Vorstellungsgespräch hat Radwan Ali-Kahn sich Gedanken gemacht: Was ziehe ich an, um besonders Deutsch auszusehen? Ali-Kahn ging zum Frisör: Bart ab und ein möglichst deutscher Haarschnitt.
    "Und bin dann hingegangen und habe versucht, so gut Deutsch zu sprechen, wie ich kann. Aber ich kann ja gut Deutsch sprechen. Habe mir in der ersten Zeit besonders viel Mühe gegeben."
    Denn der Berliner hatte vorher schlechte Erfahrungen gemacht - sein früherer Chef, Vertreter eines großen deutschen Handelskonzerns, wollte den Lehrvertrag mit ihm nicht verlängern.
    "Da habe ich gefragt, was ist denn die Begründung dafür? Ich bin gut, meine Leistungen sind super, ich helfe jedem Mitarbeiter im Markt. Da meinte er halt zu mir: Herr Ali-Kahn, besuchen Sie einen Integrationskurs, Sie müssen besser deutsch sprechen. Da war ich erst mal geschockt."
    Die Erfahrungen von Radwan Ali-Khan decken sich mit den Ergebnissen des DGB-Ausbildungsreports. Fast jeder vierte befragte Migrant hat angegeben, wegen seiner Herkunft oder Staatsangehörigkeit bereits einmal benachteiligt worden zu sein. Azubis mit Migrationshintergrund sind öfter mit ihrer Ausbildung unzufrieden als der Durchschnitt. Sie ergreifen seltener ihren Wunschberuf und sind in den Branchen unterrepräsentiert, in denen gute Ausbildungsbedingungen herrschen.
    So haben nur wenige Banklehrlinge einen Migrationshintergrund, aber viele zahntechnische Assistentinnen.
    Diskriminierung beginnt bereits in der Schule
    DGB-Bundesjugendsekretär Florian Haggenmiller bilanziert: "Dies sind aus unserer Sicht erschreckende und unhaltbare Zustände. Schreibt sich doch die Bundesrepublik auf die Fahnen, ein besonders weltoffenes Land zu sein."
    Die Gewerkschaften sehen einen eklatanten Widerspruch - einerseits betonten die Arbeitgeber, aufgrund des Fachkräftemangels könne auf niemanden verzichtet werden, andererseits würden Migranten zu wenig gefördert.
    Nach wie vor ein großes Problem: Schülerinnen und Schüler mit einem nicht deutsch klingenden Namen werden erst gar nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Die Diskriminierung beginnt bereits in der Schule, kritisiert der DGB.
    "Dass es zum Beispiel mit einem deutschen Nachnamen häufiger zu einer Gymnasialempfehlung kommt als mit einem türkischen, ist bekannt. Auch der Ausbildungsreport verdeutlicht, welche Konsequenzen mit dieser, sicher zum Teil auch unbewusst getroffenen Diskriminierung verbunden ist. Feststellen lassen sich eine geringere Einmündungsquote in die duale Ausbildung, ein überdurchschnittlicher Zugang in das sogenannte Übergangssystem und regelmäßige Diskriminierungserfahrungen, denen junge Migrantinnen und Migranten ausgesetzt sind."
    "Für mich ist es Heimat"
    Vorbehalte aufgrund seines arabischen Namens kennt auch Radwan Ali-Khan. Dabei könnten die Ausbildungsbetriebe auch von Migranten profitieren, meint er. Der 20-jährige Berliner spricht Deutsch, Arabisch und ein bisschen Türkisch. Stattdessen:
    "Ich hatte auch schon Situationen, wo andere Mitarbeiter gegrüßt wurden, ich aber nicht. Ich war halt dann unsichtbar. So was macht einen dann sauer. Ich lebe schon 20 Jahre in Deutschland, ich war noch nie woanders, für mich ist es eine Heimat. Und ich möchte ebenso gut behandelt werden wie jemand, der Müller heißt."