In euren Gedichten seid ihr ganz unterschiedlich mit dem Thema "Warten auf das was kommt" umgegangen. Manche von euch haben das Warten auf eine Erklärung oder Entschuldigung beschrieben. Andere von euch erzählten von dem Warten auf den richtigen Moment, der vielleicht nie kommen wird. Auch das Warten auf die Rückkehr eines geliebten Menschen war häufig Thema in euren Gedichten. Während einige von euch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zum Ausdruck gebracht haben, beschrieben andere eine von Technik beherrschte, düstere Zukunftsvision.
Im September lautet unser Leitmotiv: Familienalbum
Hier sind die lyrix-Gewinnerinnen und -Gewinner, deren Gedichte die Jury im August am meisten überzeugt hat. Herzlichen Glückwunsch!
Verhängnis Mensch
an manchen tagen da breitest du
einen sorgenfaltenteppich
über meiner stirn aus
da bist du
die einzige sauerstoffflasche
doch du sinkst schnell und
ich schlucke schon wasser
da werden deine worte
mir zugespiene magmabrocken
das brennen gibt sich doch
ich weiche kleinlaut
vor dir zurück
da blicke ich mit
strahlenden augen auf den
kleinen luftballon den du mir reichst bevor du mich aus dem flugzeug schubst
an jedem tag da warte ich darauf
dass du mir nichts dir nichts ein
ich
nichts
du
schaffst
alle entfernung zu mir
ablegst
am letzten tag da werden mir die worte
über dich im mund splittern
und ich werde nicht weiter
reden können
ich warte trotzdem
(Jonas Kohnen aus Ludwigshafen, Deutschland, Heinrich-Böll-Gymnasium Ludwigshafen, Jahrgangsstufe 11, Muttersprache: deutsch)
Mach das Fenster auf.
Gitarrenmusik auf den Ohren
Haben wir in Zügen gesessen und
Vorwärts fahrend
Rückwärts geträumt
Mit offenen Augen und vernunftverklebten Gesichtern
Von morgen geredet
Gestern unter den Nägeln
Zeitschleife.
Wir wollten immer weiter
Wachsüchtig, rastlos, wir zerbröseln uns,
Geradeaus blickend
Und hinterlassen eine Spur aus Brotkrumen
Die wir nie zurückverfolgen.
Wir weinen nicht.
Mach das Fenster auf, die Luft schmeckt nach gestern.
(Josefine Berkholz aus Berlin, Deutschland, Romain Rolland Oberschule, Jahrgangsstufe 10, Muttersprache: deutsch)
Wunschdenken
Hast niemals keine Zeit für nix
weil ein Erfolgsplan nötig ist
wo du in 20 jahren wohnst
was du trägst, wer genau du bist
Du siehst die Zukunft wie das Meer
unendlich weit, doch klar begrenzt
musst jetzt wissen, was noch kommt
willst, dass du die Gezeiten kennst
Werd das Gefühl einfach nicht los
dass du den Sinn nicht ganz durchschaust
erträum weiter dein Schicksal,
denn es lacht dich sowieso nur aus
Fällt heute nacht ein Meteorit ganz ungeschickt,
dann war‘s das fast oder ein Blitz trifft dich plötzlich
Zukunft vorbei, Leben verpasst
Denn wie viel wäre es noch wert
morgen leben anzufangen
wenn du‘s versäumt hast, bis hierher
nur in Wünschen fern gefangen
Luca-Franziska Detemple aus Rottweil, Deutschland, Albertus-Magnus-Gymnasium, Jahrgangsstufe 12, Mutterspraache: deutsch)
Auf der Parkbank
Eingesunken die schwache Gestalt
Schien aufgemalt auf die morsche Parkbank
Die im letzten Winterlicht
Sonnenstrahlen einzufangen versuchte
Hoffnungshungernd die schwache Gestalt
Klammernd an leere Worte
Die Hilfsorganisationen ihr zuschmissen
Als Knebel für unerwünschte Wahrheiten
Zitternd die schwache Gestalt
Schreiend in stummen Gebeten
In der Hand einen tränendurchnässten
Letzten Liebesbrief eines "Vermissten"
Lächelnd die schwache Gestalt
Die in die untergehende Sonne blickte
Und auf der morschen Parkbank
Die Zeit verstreichen ließ
Hier hatten sie sich geküsst – zum ersten Mal
Hier hatten sie getanzt – so überglücklich
Hier hatten sie geweint – als sie ihn eingezogen
Hier würde sie warten
(Anna Neocleous aus Rietberg, Deutschland, Gymnasium Nepomucenum Rietberg, Jahrgangsstufe 11, Muttersprache: deutsch und griechisch)
und wie immer
warten
auf den richtigen Moment
für ein ‚ich liebe dich’
auf den perfekten Menschen
die Illusion der Vollkommenheit
und Erfüllung aller Sehnsüchte
auf die passende Situation
für alles und mehr
warten auf die Gelegenheit
verzeihender Worte
vergebender Gesten
überfälliger Entschuldigungen
warten auf den perfekten Tag
fürs Glücklichsein
die perfekte Woche
für die lang geplante Reise
ans Ende der Welt
warten auf die Sekunde
des Anfangs einer neuen Zeit
einer Zeit ohne später
ohne früher und gestern
einer Zeit
ohne Verlangen nach Perfektion
eine Zeit
für irgendwen und irgendwo
für irgendwas. Irgendwann
eine Zeit
des Erwachens
und Begreifens
dass das Leben endlich ist
das Verschieben auf morgen
vielleicht das Vergeben
einer einmaligen Chance
die Gewissheit
dass es eines Tages
zu spät für vieles ist
und das Warten
auf Unsterblichkeit
vergebens
(Larissa Hieber aus Schwäbisch Gmünd, Deutschland, Hans-Baldung-Gymnasium, Jahrgangsstufe 10, Muttersprache: deutsch)
Und hier die Gewinner aus dem Ausland:
Hoffnung(slos)
Die Flügel der Gegenwart segeln schwach,
Porträtieren sie als ergraut,
Fast senil, zu monoton.
Wenn kein Fortschritt in Sicht ist,
Worauf arbeiten wir dann hin auf diesem Weg in die unerträgliche Unendlichkeit?
Es gibt einen der die Hoffnung noch nicht verloren hat,
Ich lebe und ackere für etwas Besseres.
Was für ein Narr...
(Haris Poturkovic aus Zenica, Bosnien und Herzegowina, Erstes Gymnasium in Zenica, Jahrgangsstufe 10, Muttersprache: bosnisch)
Kommst du wieder?
Du bist weg!
Du bist einfach weggegangen...
Ohne mich mitzunehmen!
Hast du vergessen?
Hast du vergessen,
dass du mein bester Freund warst?
Und dass ich ohne dich nicht weiter kann?
Du hast mit dir
einen Teil von mir
mitgenommen!
Und jetzt...
Was kommt jetzt?
Kommst du?
Kommst du, um mich abzuholen?
Oder denkst du nicht mehr an mich?
Ich brauch dich!
Ich brauch dich
mehr als alles Andere!
Bitte...
Komm zurück!
(Isabella von Wallwitz aus São Paulo, Brasilien, Colégio Visconde de Porto Seguro, Jahrgangsstufe 6, Muttersprache: portugiesisch)
Alte Optimistin
Die Leere der Kindheitsvergangenheit
geramt in misshandelten Gedanken
wartet auf einen Paradis-Augenblick.
In der alten Seele der Frau
wartet Jünglingshoffnung
versteckt im verrosteten Buch.
Erwartet der verbrauchten
- durch Herkommen der Träume -
verschluckten Zeit rettet 'ne rote Uhr,
um das Warten festzuhalten.
(Anna Bernat aus Radom, Polen, Ogólnoksztalcaca Szkola Sztuk Pieknych, Lyzeum für angewandte Künste, Jahrgangsstufe 10, Muttersprache: polnisch)
Saga der Zukunft
Morgen.
Tausende Maschinen
Säen die Neon-Kälte.
Blitzschnell füllen sich mit Benzin
Ihre Benzinbehälter.
Morgen.
Tausende Motoren
Erhitzen gehorsam das Eisen.
Jeden deinen Traum zerstören
Tote Mikroschaltkreise.
Morgen.
Tausende Algorithmen
Kontrollieren das stählerne Herz.
In der giftigen Luft zittern
Tausende Kilohertz.
(Valentyna Bilokrynytska aus Tscherkassy, Ukraine, Cherkaska Himnazija Nr. 31, Jahrgangsstufe 10, Muttersprache: ukrainisch)
Warten
Ich warte.
Ich warte auf die Zukunft,
die so weit weg ist.
Ich warte auf die Sätze,
die mir alles erklären.
Auf die Augen,
die mich verstehen!
Ich warte auf die richtigen Leute,
die einzelnen Momente, die ich nie vergessen werde.
Warte auf unbeschreibliche Geschichten…
Worauf warte ich wirklich?
Ich brauche nur den Willen.
Eine Bewegung kann alles verändern,
und ein Lächeln auch.
Aber ich warte…immer noch….
(Beatriz Albuquerque aus Amadora, Portugal, Schule Oficinas de S.Jose., Jahrgangsstufe 10, Muttersprache: portugiesisch)
Im September lautet unser Leitmotiv: Familienalbum
Hier sind die lyrix-Gewinnerinnen und -Gewinner, deren Gedichte die Jury im August am meisten überzeugt hat. Herzlichen Glückwunsch!
Verhängnis Mensch
an manchen tagen da breitest du
einen sorgenfaltenteppich
über meiner stirn aus
da bist du
die einzige sauerstoffflasche
doch du sinkst schnell und
ich schlucke schon wasser
da werden deine worte
mir zugespiene magmabrocken
das brennen gibt sich doch
ich weiche kleinlaut
vor dir zurück
da blicke ich mit
strahlenden augen auf den
kleinen luftballon den du mir reichst bevor du mich aus dem flugzeug schubst
an jedem tag da warte ich darauf
dass du mir nichts dir nichts ein
ich
nichts
du
schaffst
alle entfernung zu mir
ablegst
am letzten tag da werden mir die worte
über dich im mund splittern
und ich werde nicht weiter
reden können
ich warte trotzdem
(Jonas Kohnen aus Ludwigshafen, Deutschland, Heinrich-Böll-Gymnasium Ludwigshafen, Jahrgangsstufe 11, Muttersprache: deutsch)
Mach das Fenster auf.
Gitarrenmusik auf den Ohren
Haben wir in Zügen gesessen und
Vorwärts fahrend
Rückwärts geträumt
Mit offenen Augen und vernunftverklebten Gesichtern
Von morgen geredet
Gestern unter den Nägeln
Zeitschleife.
Wir wollten immer weiter
Wachsüchtig, rastlos, wir zerbröseln uns,
Geradeaus blickend
Und hinterlassen eine Spur aus Brotkrumen
Die wir nie zurückverfolgen.
Wir weinen nicht.
Mach das Fenster auf, die Luft schmeckt nach gestern.
(Josefine Berkholz aus Berlin, Deutschland, Romain Rolland Oberschule, Jahrgangsstufe 10, Muttersprache: deutsch)
Wunschdenken
Hast niemals keine Zeit für nix
weil ein Erfolgsplan nötig ist
wo du in 20 jahren wohnst
was du trägst, wer genau du bist
Du siehst die Zukunft wie das Meer
unendlich weit, doch klar begrenzt
musst jetzt wissen, was noch kommt
willst, dass du die Gezeiten kennst
Werd das Gefühl einfach nicht los
dass du den Sinn nicht ganz durchschaust
erträum weiter dein Schicksal,
denn es lacht dich sowieso nur aus
Fällt heute nacht ein Meteorit ganz ungeschickt,
dann war‘s das fast oder ein Blitz trifft dich plötzlich
Zukunft vorbei, Leben verpasst
Denn wie viel wäre es noch wert
morgen leben anzufangen
wenn du‘s versäumt hast, bis hierher
nur in Wünschen fern gefangen
Luca-Franziska Detemple aus Rottweil, Deutschland, Albertus-Magnus-Gymnasium, Jahrgangsstufe 12, Mutterspraache: deutsch)
Auf der Parkbank
Eingesunken die schwache Gestalt
Schien aufgemalt auf die morsche Parkbank
Die im letzten Winterlicht
Sonnenstrahlen einzufangen versuchte
Hoffnungshungernd die schwache Gestalt
Klammernd an leere Worte
Die Hilfsorganisationen ihr zuschmissen
Als Knebel für unerwünschte Wahrheiten
Zitternd die schwache Gestalt
Schreiend in stummen Gebeten
In der Hand einen tränendurchnässten
Letzten Liebesbrief eines "Vermissten"
Lächelnd die schwache Gestalt
Die in die untergehende Sonne blickte
Und auf der morschen Parkbank
Die Zeit verstreichen ließ
Hier hatten sie sich geküsst – zum ersten Mal
Hier hatten sie getanzt – so überglücklich
Hier hatten sie geweint – als sie ihn eingezogen
Hier würde sie warten
(Anna Neocleous aus Rietberg, Deutschland, Gymnasium Nepomucenum Rietberg, Jahrgangsstufe 11, Muttersprache: deutsch und griechisch)
und wie immer
warten
auf den richtigen Moment
für ein ‚ich liebe dich’
auf den perfekten Menschen
die Illusion der Vollkommenheit
und Erfüllung aller Sehnsüchte
auf die passende Situation
für alles und mehr
warten auf die Gelegenheit
verzeihender Worte
vergebender Gesten
überfälliger Entschuldigungen
warten auf den perfekten Tag
fürs Glücklichsein
die perfekte Woche
für die lang geplante Reise
ans Ende der Welt
warten auf die Sekunde
des Anfangs einer neuen Zeit
einer Zeit ohne später
ohne früher und gestern
einer Zeit
ohne Verlangen nach Perfektion
eine Zeit
für irgendwen und irgendwo
für irgendwas. Irgendwann
eine Zeit
des Erwachens
und Begreifens
dass das Leben endlich ist
das Verschieben auf morgen
vielleicht das Vergeben
einer einmaligen Chance
die Gewissheit
dass es eines Tages
zu spät für vieles ist
und das Warten
auf Unsterblichkeit
vergebens
(Larissa Hieber aus Schwäbisch Gmünd, Deutschland, Hans-Baldung-Gymnasium, Jahrgangsstufe 10, Muttersprache: deutsch)
Und hier die Gewinner aus dem Ausland:
Hoffnung(slos)
Die Flügel der Gegenwart segeln schwach,
Porträtieren sie als ergraut,
Fast senil, zu monoton.
Wenn kein Fortschritt in Sicht ist,
Worauf arbeiten wir dann hin auf diesem Weg in die unerträgliche Unendlichkeit?
Es gibt einen der die Hoffnung noch nicht verloren hat,
Ich lebe und ackere für etwas Besseres.
Was für ein Narr...
(Haris Poturkovic aus Zenica, Bosnien und Herzegowina, Erstes Gymnasium in Zenica, Jahrgangsstufe 10, Muttersprache: bosnisch)
Kommst du wieder?
Du bist weg!
Du bist einfach weggegangen...
Ohne mich mitzunehmen!
Hast du vergessen?
Hast du vergessen,
dass du mein bester Freund warst?
Und dass ich ohne dich nicht weiter kann?
Du hast mit dir
einen Teil von mir
mitgenommen!
Und jetzt...
Was kommt jetzt?
Kommst du?
Kommst du, um mich abzuholen?
Oder denkst du nicht mehr an mich?
Ich brauch dich!
Ich brauch dich
mehr als alles Andere!
Bitte...
Komm zurück!
(Isabella von Wallwitz aus São Paulo, Brasilien, Colégio Visconde de Porto Seguro, Jahrgangsstufe 6, Muttersprache: portugiesisch)
Alte Optimistin
Die Leere der Kindheitsvergangenheit
geramt in misshandelten Gedanken
wartet auf einen Paradis-Augenblick.
In der alten Seele der Frau
wartet Jünglingshoffnung
versteckt im verrosteten Buch.
Erwartet der verbrauchten
- durch Herkommen der Träume -
verschluckten Zeit rettet 'ne rote Uhr,
um das Warten festzuhalten.
(Anna Bernat aus Radom, Polen, Ogólnoksztalcaca Szkola Sztuk Pieknych, Lyzeum für angewandte Künste, Jahrgangsstufe 10, Muttersprache: polnisch)
Saga der Zukunft
Morgen.
Tausende Maschinen
Säen die Neon-Kälte.
Blitzschnell füllen sich mit Benzin
Ihre Benzinbehälter.
Morgen.
Tausende Motoren
Erhitzen gehorsam das Eisen.
Jeden deinen Traum zerstören
Tote Mikroschaltkreise.
Morgen.
Tausende Algorithmen
Kontrollieren das stählerne Herz.
In der giftigen Luft zittern
Tausende Kilohertz.
(Valentyna Bilokrynytska aus Tscherkassy, Ukraine, Cherkaska Himnazija Nr. 31, Jahrgangsstufe 10, Muttersprache: ukrainisch)
Warten
Ich warte.
Ich warte auf die Zukunft,
die so weit weg ist.
Ich warte auf die Sätze,
die mir alles erklären.
Auf die Augen,
die mich verstehen!
Ich warte auf die richtigen Leute,
die einzelnen Momente, die ich nie vergessen werde.
Warte auf unbeschreibliche Geschichten…
Worauf warte ich wirklich?
Ich brauche nur den Willen.
Eine Bewegung kann alles verändern,
und ein Lächeln auch.
Aber ich warte…immer noch….
(Beatriz Albuquerque aus Amadora, Portugal, Schule Oficinas de S.Jose., Jahrgangsstufe 10, Muttersprache: portugiesisch)