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Die Refraktion

Sonnenuntergänge am Meer wecken romantische Gefühle und sind ein gern erlebtes Schauspiel. Dabei sehen Sie in der letzten Phase die Sonne in gewisser Weise nur noch als Geisterbild. Denn eigentlich wäre sie schon ein paar Minuten früher hinter dem Horizont verschwunden, gäbe es da nicht die sogenannte Refraktion, die Lichtbrechung innerhalb der irdischen Lufthülle.

Von Hermann-Michael Hahn |
    Die Ausbreitung des Lichtes verläuft nämlich längst nicht so geradlinig, wie man meinen möchte. Vor allem beim Übergang von einem Medium in ein anderes machen Lichtstrahlen auch schon einmal einen ganz schönen Knick.

    Das können Sie selbst beobachten, wenn Sie einen Stock oder gar Ihr eigenes Bein schräg ins Wasser halten: Beides knickt gleichsam nach oben ab. Kleine Kinder, denen dieser Effekt noch nicht vertraut ist, können sich darüber ganz schön erschrecken und denken, ihr Bein sei gebrochen.

    Auf dem Weg durch die Atmosphäre zum Erdboden dringt das Sonnenlicht durch immer dichtere Luftschichten, und dadurch werden die Sonnenstrahlen leicht nach unten gebogen. Blickt man in die Gegenrichtung, also vom Boden des Luftozeans, erscheint die Sonne entsprechend höher über dem Horizont als ohne lichtbrechende Wirkung der Atmosphäre. Am Horizont macht dieser Refraktion genannte Effekt einen Winkel von etwas mehr als einem halben Grad aus - und entspricht damit genau dem scheinbaren Sonnen- oder Monddurchmesser.

    Deshalb sehen wir die untergehende Sonne am Meer noch vollständig, während sie "in Wirklichkeit" bereits hinter dem Horizont verschwunden ist.

    Mehr zur atmosphärischen Refraktion

    Refraktion am Beispiel des Mondes