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Digitale Zukunft
Alles umsonst im Netz?

Erst wurde die Kultur- und Kreativwirtschaft zur Hoffnung für postindustrielle Gesellschaften hochgejubelt. Mittlerweile sind die prekären Lebensverhältnisse ihrer Leistungsträger in den Fokus gerückt.

Von Simon Brückner | 26.06.2016
    Mehrere Kollegen sitzen diskutierend auf einem Fußboden.
    Die Kulturwirtschaft macht sich den Enthusiasmus der Künstler und Denker zunutze und beteiligt sie kaum am Gewinn. (imago / Westend61)
    Die Kulturwirtschaft macht sich den Enthusiasmus der Künstler und Denker zunutze und beteiligt sie kaum am Gewinn. Die meisten der sogenannten Kreativen, ob im Verlagswesen, in Literatur und Medien, in Theater, Film und Musik sowie in der Wissenschaft, bekommen für ihre Arbeit weniger als vor dem Siegeszug von Internet und Digitalisierung. Keine Geisteswissenschaft wird bald noch ohne Informatik auskommen, keine Kultur- und Gesellschaftskritik ohne Algorithmenkritik.
    Die Frage nach der Zukunft der Kreativwirtschaft ist auch die Frage nach der Machtverteilung im Zeitalter der IT. Denkt man diese Entwicklungen in die Zukunft weiter, wäre ein mögliches Szenario der Sieg einer Kulturindustrie, wie Theodor W. Adorno sie schon zu seinen Lebzeiten am Werke sah: formelhafte Wiederholung, Zweitverwertung und die Ausrichtung am kleinsten gemeinsamen Nenner des Massengeschmacks.
    Simon Brückner, Jahrgang 1978, lebt als freiberuflicher Dokumentarfilmer und Journalist in Berlin, studierte Kulturwissenschaft, Soziologie und Europäische Ethnologie. Er ist Initiator der heute größten selbst organisierten Filmschule Europas, der filmArche (Berlin). 2015 gewann sein Kinofilm "Aus dem Abseits" den deutschsprachigen Wettbewerb des DOK.fest München. Für den Hörfunk entstand unter anderem "Quote, Quatsch und Qualität. Der deutsche Fernsehmarkt und seine Währung".