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Drei Jahre Krim-Annexion
Ein persönlicher Triumph Putins

Vor drei Jahren hat Russland die Krim annektiert. Die ukrainische Regierung in Kiew hat de facto keinen Einfluss mehr auf die Halbinsel. Aufgeben will sie die Krim aber auf keinen Fall - und betrachtet sie nur als "vorübergehend besetzt". Und auch aus Moskau heißt es: Die Krim ist russisches Staatsgebiet.

Von Markus Sambale | 18.03.2017
    Putin-Graffiti in Sewastopol auf der Halbinsel Krim
    Putin-Graffiti in Sewastopol auf der Halbinsel Krim (imago stock&people)
    Das russische Staatsfernsehen verbreitet wie üblich nur Jubeltöne. In diesen Tagen kommen ständig Krim-Bewohner zu Wort, die sich begeistert äußern: "Für uns bedeutet das Alles - unsere Krim, unser Leben, die Zukunft unserer Familien!" "Die Krim ist das Paradies auf Erden!"
    Andere Stimmen findet man in Kiew - von Menschen, die wegen der russischen Besetzung die Krim verlassen haben. So wie diese Frau: "Mein Mann erklärt mir, dass drei Jahre in der Geschichte nur ein Augenblick sind. Aber für mich ist es das Leben, das nicht mehr in der Heimat stattfindet. Ich möchte zu Hause leben, wie jeder normale Mensch."
    Regionalregierung in der Kritik
    In Russland wird die Krim-Annexion als "Wiedervereinigung" bezeichnet, oft als persönlicher Triumph Wladimir Putins gefeiert. Wer in Russland einen Online-Text teilt mit der Überschrift "Die Krim ist ukrainisch", kann im Gefängnis landen. Der kreml-nahe Soziologe Iosif Diskin erklärt: "Die Rückkehr von Sewastopol und der Krim in die Heimat hat die Stimmung in der russischen Gesellschaft völlig verändert. Im Bewusstsein der Menschen wurden die wichtigsten russischen Werte wiederbelebt: der Patriotismus, die soziale Gerechtigkeit und die Freiheit."
    Umfragen zufolge wollen die meisten der Menschen, die derzeit auf der Krim leben, nicht mehr zur Ukraine gehören. Doch von Gerechtigkeit und Freiheit, von einem Paradies auf Erden kann keine Rede sein. Zwar fließen aus dem russischen Haushalt jährlich Hunderte Millionen Euro auf die Krim. Doch die Regionalregierung steht in der Kritik, einen Teil in dunkle Kanäle zu leiten.
    Komplizierter Alltag
    Wer sich arrangiert mit der Staatsmacht, bleibt auf der Krim meist unbehelligt. Doch der Alltag ist kompliziert - was auch an den westlichen Sanktionen und am Konflikt mit der Regierung in Kiew liegt: So ist die Versorgung mit Strom, Gas und Wasser nicht stabil. Obst und andere Lebensmittel sind teuer. Reisen auf das ukrainische Festland sind eine organisatorische Tortur.
    Nicht nur unbequem, sondern gefährlich ist das Leben für viele Krimtataren. Der im Kiewer Exil lebende Tataren-Vertreter Refat Tschubarow brachte dafür kürzlich ein Beispiel: "Man ist mit einem Durchsuchungsbefehl zum Aktivisten Marlen Mustafajew gekommen. Er ist eigentlich nur ein aktiver Blogger. Aber man hat ihn inhaftiert. Und zusammen mit seinen Nachbarn des Extremismus beschuldigt. So sieht heute die Lage auf der besetzten Krim aus."
    Ukrainische Regierung hat keinen Einfluss mehr
    Menschenrechtler beklagen, seit der Annexion seien Dutzende Krimtataren aus politischen Gründen im Gefängnis gelandet, einige seien tot oder spurlos verschwunden.
    Die ukrainische Regierung hat auf der Krim keinen Einfluss mehr. Doch aufgeben wird sie die Halbinsel nicht, wie Außenminister Klimkin immer wieder betont: "Es ist für uns wichtig, dass wir keine Kompromisse akzeptieren werden - in der Frage der vorübergehend besetzten Krim." Keine Kompromisse – diese Position vertritt auch der Kreml, nur aus entgegengesetzter Sicht natürlich: Die Krim sei russisches Staatsgebiet, heißt es hier. Diskussion zwecklos.