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Duo Blackfield
Brüder im Geist der 1970er

Blackfield das sind der israelische Popstar Aviv Geffen und der Prog-Rocker Steven Wilson. Aus dieser Zusammenarbeit ist nun das inzwischen fünfte Album "V" veröffentlicht. Es ist vom Stil von Bands wie Pink Floyd, Supertramp oder Genesis geprägt.

Von Thomas Elbern | 05.02.2017
    Porträt zweier Männer, die am Meer stehen.
    Der israelische Pop/Rockstar Aviv Geffen und der britische Komponist Steven Wilson: die Band Blackfield (Hajo Müller)
    In Israel ist der Musiker Aviv Geffen längst ein bekannter Rockstar, Juror der dortigen Ausgabe von "The voice" und Friedensaktivist. Mit Steven Wilson, selbst erfolgreicher Prog-Rock-Superstar und ehemals Sänger von Porcupine Tree, hat er 2001 zusammen das Projekt Blackfield gegründet. Über die Jahre sind nun vier Alben von Blackfield veröffentlicht worden. Melancholische Songs, die auch so in den 1970ern von Bands wie Pink Floyd, Supertramp oder Genesis hätten herauskommen können, bestimmen hier das musikalische Geschehen. Am 10.2 erscheint mit "V" das aktuelle Album von Blackfield.
    "Musik klingt heutzutage flach"
    "Steven und ich sind ziemlich neidisch auf die Menschen, die in den sechziger Jahren geboren wurden. Sie haben damals die beste Musik und die besten Konzerte erlebt. Wir sind heute so etwas wie der Sohn von Bands wie Pink Floyd. Wir wuchsen mit alten Aufnahmen wie beispielsweise "Musical box" von Genesis auf. Heutzutage klingt die Musik extrem flach, mit diesen Formaten wie MP3 und Texten über gar nichts. Es geht eigentlich nur um Hits. Man kann unseren Sound schon fast als Protest dagegen sehen. Hier hast du echte Musik, hör dir das mal an."
    Aviv Geffen und sein musikalischer Partner Steven Wilson sind so etwas wie Bollwerke in einer schnelllebigen Zeit, in der vor allem das bloße Konsumieren gefragt ist. Blackfield soll so etwas wie eine Antithese zum musikalischem Fastfood der Moderne sein. Gut hörbar ist "V", das aktuelle Album von Blackfield trotzdem, nicht zuletzt, weil es auf eingängige Refrains setzt. Beispielsweise der Song "Family man".
    Familienvater und Luftschlösser
    "Ich hatte den Traum, ein großer Rockstar zu werden, der international erfolgreich ist. Jetzt habe ich eine nette Familie und ein Haus, in dem wir alle leben. Der Song ist sehr zynisch. Ich gebe darin zu, das ich mich nicht dafür schäme, ein ganz normaler Familienvater geworden zu sein, denn das ist etwas, was real ist. Hör auf, von Luftschlössern zu träumen, sondern lebe mit deiner tollen Frau und Deinen zwei Söhnen, denn mehr wirst du im Leben eh nicht erreichen. Also irgendwie ist das ein sehr zynischer Song geworden."
    Alan Parsons kommt ins Spiel
    Wenn die beiden Musiker von Blackfield mal die Hilfe eines Produzenten in Anspruch nehmen, dann wirkt das so ein wenig so, als würde der langjährige Chauffeur auch mal erleichtert in ein Taxi steigen. Steven Wilson beispielsweise produzierte Bands wie Opeth, King Crimson oder Fish. Und auf die Auswahl des Produzenten, der an einigen Songs von "V" mitgewirkt hat, konnten sich Wilson und Geffen schnell verständigen.
    "Wir wollten ein Album produzieren, das sich von vorne bis hinten an den siebziger Jahren orientiert. Wo die einzelnen Songs ineinander übergehen. Wir trauen da Alan Parsons einiges zu, schließlich hat er "Dark side of the moon" von Pink Floyd im Abbey Road Studio produziert. Steven und ich sind mit dieser Musik aufgewachsen. Und um Blackfield noch besser und erfolgreicher zu machen, braucht es einen Produzenten wie Parsons. Wir haben es ständig mit Jasagern zu tun und Parsons war endlich mal jemand da, der uns kritisierte und einfach Sessions in der Mitte abbrach und Stevens Sologitarre kritisierten durfte. Ich fand das für mein Ego sehr gesund, eine erstaunliche Erfahrung."
    Angesicht zu Angesicht
    Blackfield, das ist nicht unbedingt eine einfache Zusammenarbeit, zumal beide Macher der Band absolute Perfektionisten sind und noch dazu in unterschiedlichen Metropolen leben. Irgendwo zwischen London, wo Steven Wilson residiert, Tel Aviv, Heimat von Aviv Geffen und Los Angeles, wo Alan Parsons sein Studio hat, entstand ein Album, das am Ende erstaunlich homogen klingt.
    "Wir haben uns nie Soundfiles per Mail geschickt, sondern waren immer zusammen im Studio, um gemeinsam an den Songs zu arbeiten. Mit zwei Gitarren, oft haben wir beide sogar ein Mikro benutzt. Man kann dem Album fast anhören, das unsere gemeinsame Freundschaft hier eine große Rolle spielt. Wir sind echt im Laufe der Zeit sehr gute Freunde geworden und man kann diese Liebe aus der Musik heraushören."
    Zwei Musiker, eine Grundstimmung
    Dabei ist die Verbindung zwischen Steven Wilson und Aviv Geffen mit einer gemeinsamen Grundstimmung zu erklären, welche beide schon von frühester Kindheit an geprägt hat.
    "Was uns beide sehr verbindet ist, das wir uns immer schon als Außenseiter gefühlt haben. In der Schule und in der Teenager Zeit war die Musik immer schon der perfekte Rückzugsort. Alan Parsons, Jeff Lynne, Pink Floyd und die Beatles waren dazu der Soundtrack. Die Einsamkeit und die Melancholie waren unsere ständigen Begleiter, weder Steven noch ich bin gerne auf Parties gegangen. Wir haben uns lieber in einem Raum mit Gitarre und Piano eingeschlossen. Wir arbeiten nun mehr als zwei Jahre zusammen und das klappt auch deswegen so gut, weil wir eine sehr ähnliche gemeinsame Geschichte haben."
    Vinylausgabe und Livetour
    "V" schaut sehnsuchtsvoll in eine Zeit zurück, in der sich die Musikfans noch in ihre Alben vertieft haben und ihre eigenen Filme im Kopf dazu drehten. Kein Wunder, das "V" auch in einer aufwändigen Vinylausgabe erscheinen wird. Und Geffen freut sich jetzt schon darauf, wieder live mit Blackfield zu spielen.
    "Wenn wir beide auf Tour sind, dann ist das auch ein großer Spaß, weil sich Steven und ich so gut verstehen. Da wird viel argumentiert und viel gelacht. Und es berührt mich immer sehr, dass die vielen Fans, die weltweit auf unsere Konzerte kommen, viele der Songs mitsingen, die ich in meinem kleinen Studio in Tel Aviv geschrieben habe."
    Im Februar sind Blackfield zusammen mit Biffy Clyro auf Tour: 9.2 Bochum und 11.2 Hannover