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Boutros Boutros-Ghali gestorben
Krisenmanager in Zeiten des weltpolitischen Umbruchs

Er war der erste Afrikaner an der Spitze der Vereinten Nationen: Boutros Boutros-Ghali ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi würdigte Boutros-Ghali als Politiker, der seinem Land voller Hingabe gedient habe.

16.02.2016
    Portrait von Dr. Boutros Boutros-Ghali, ehemaliger Uno-Generalsekretär
    Dr. Boutros Boutros-Ghali, ehemaliger Uno-Generalsekretär (imago)
    Der ägyptische Diplomat stand von 1992 bis 1996 an der Spitze der Weltorganisation. In seine Amtszeit fielen schwere internationale Krisen wie das blutige Auseinanderfallen Jugoslawiens und der Völkermord in Ruanda.
    Boutros-Ghali war vergangene Woche in Kairo ins Krankenhaus gebracht worden. In der ägyptischen Hauptstadt war er 1922 auch als Sohn koptischer Christen zur Welt gekommen. Durch sein Studium in Paris hatte er sich eine enge Verbindung zu Frankreich aufgebaut, die ein Leben lang anhielt.
    "Agenda für den Frieden"
    Als Generalsekretär hat sich Boutros-Ghali vor allem der Prävention von Kriegen und Konflikten gewidmet. Er stand für die sogenannte "Agenda für den Frieden", die etwa humanitäre Hilfe und diplomatische Bemühungen in den Vordergrund stellt. 1992 befürwortete er den Einsatz von Uno-Truppen in Somalia, 1995 setzte er sich für das Programm "Öl für Lebensmittel" ein, mit dem die Situation der irakischen Bevölkerung während des Zweiten Golfkriegs verbessert werden sollte.
    Boutros-Ghali war mit finanziellen Schwierigkeiten der Uno und den geringen Möglichkeiten zur Krisenbewältigung konfrontiert. Während seiner Amtszeit wurde die Vereinten Nationen neu strukturiert und die Gesamtzahl der Mitarbeiter erheblich verringert.
    Eine weitere Amtszeit scheiterte am Widerstand der USA. Damit war er der erste Generalsekretär, der nicht für eine zweite Amtszeit gewählt wurde. Seine Nachfolge trat Kofi Annan aus Ghana an. Nach seiner UN-Zeit bekleidete Boutros-Ghali das Amt des Generalsekretärs der Francophonie, der Vereinigung französischsprachiger Länder.
    (rm/tzi)