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Eigentümerwechsel
Französische Haushaltsgerätefirma übernimmt WMF

Die Firma Württembergische Metallwarenfabrik – kurz WMF – ist vielen durch ihr traditionelles Geschäft mit Töpfen, Pfannen und Besteck bekannt. Jetzt wird sie Teil des französischen SEB-Kosmos. Mit WMF verfolgen die Franzosen ein Ziel: Weltmarktführer für professionelle Kaffeemaschinen zu werden.

Von Brigitte Scholtes | 24.05.2016
    Ein Mann arbeitet am 10.03.2016 auf dem Messegelände in Hamburg vor der Eröffnung der Internorga an dem Stand von WMF.
    Stand von WMF auf der Messe Internorga in Hamburg. (dpa / picture alliance / Lukas Schulze)
    1,6 Milliarden Euro lässt sich die SEB Gruppe WMF kosten. Bekannt ist der französische Konzern, der sich selbst als Weltmarktführer für kleine Haushalts-Ausstattung bezeichnet, mit Marken wie Rowenta, Tefal, Moulinex oder Krups. Gezahlt wird an den WMF-Eigentümer, den amerikanischen Finanzinvestor KKR. Der war vor vier Jahren zu etwa einem Drittel des jetzigen Verkaufspreises bei WMF eingestiegen und hatte dem Unternehmen ein striktes Sparprogramm verordnet. Mit Erfolg: Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die Schwaben gut eine Milliarde Euro Umsatz und 118 Millionen Euro operativen Gewinn.
    Und der kommt zum großen Teil aus dem Geschäft mit Kaffeeautomaten für Restaurants und Bäckereien. Da ist WMF Weltmarktführer. Aber auch das traditionelle Geschäft mit Töpfen, Pfannen, Besteck und Kleingeräten als auch die 200 eigenen WMF-Läden sind attraktiv für die Franzosen. Sie möchten zudem von der höheren Umsatzrendite der Schwaben profitieren.
    Ohnehin passten die beiden Unternehmen gut zusammen, meint auch Kai Hummels, Pressesprecher der WMF. Denn nicht nur das Markenportfolio ergänze sich sehr gut, sondern auch die regionale Ausrichtung. "Es geht der WMF-Gruppe nicht erst seit heute darum, international das Wachstum zu beschleunigen. Diese Tür ist uns durch die Zusammenarbeit mit der SEB Groupe mehr denn je geöffnet. Wir sind sehr stark auf dem europäischen Markt und in China. Die SEB Groupe ist international sehr stark präsent, das wird für die WMF-Gruppe ein Türöffner der Internationalisierung sein."
    Auch SEB-Chef Thierry de La Tour d’Artaise bekundete "hohen Respekt für dieses großartige Unternehmen", mit dem es Kultur und Werte teile. Er scheint Gefallen zu finden an deutschen Küchengeräten.
    Börse reagierte positiv auf Übernahme
    Die schwäbische WMF ist innerhalb einer Woche schon das zweite Unternehmen, das in die Hände des französischen Konzerns geht: Vorige Woche nämlich hatten die Franzosen, den westfälischen Thermoskannenhersteller Emsa gekauft.
    Überraschend ist diese Einkaufstour nicht. Im Februar bei der Vorlage der Jahresbilanz, konnte de La Tour d‘Artaise über eine Reduzierung der Schulden berichten. Damit habe das Unternehmen mehr freie Mittel zur Verfügung. Und die wolle es verwenden, um einerseits natürlich die Dividenden zu zahlen, aber auch weitere Firmen zuzukaufen, damit die Gruppe sich weltweit besser entwickeln könne: "What we're going to be doing with this cash is of course to pay dividends to our shareholders, which is normal, but number 2 to Continue- what we like to do - is to make acquistions in order to develop the group worldwide."
    Für die Übernahme von WMF jedoch muss SEB weitere Schulden aufnehmen. Doch die Börsen halten das Geschäft für attraktiv: Die Aktie von SEB sprang in Paris auf ein Rekordhoch von 108 Euro. WMF ist seit März 2015 nicht mehr börsennotiert.