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Ende des Gerangels

Das wochenlange Gerangel um die Ausstrahlungsrechte der Fußball-Bundesliga hat ein Ende. Um die zwei Milliarden Euro erwartet die Deutsche Fußball Liga (DFL) beim Poker um die Übertragungsrechte für die Spielzeiten 2013 bis 2017. Fußball ist eine teure Unterhaltungsware.

Von Klaus Deuse |
    Dass der Zuschauer dafür keine müde Kickerei geboten bekommt, das kann die DFL natürlich nicht garantieren. Fußball ist nämlich, weiß ein ausgebuffter Ex-Profi wie Stefan Effenberg, ein formabhängiges Tagesgeschäft.

    "Wenn wir gestern so gearbeitet hätten wie meine Frau heute, dann hätten wir Zehn zu Null gewonnen."

    Arbeiten wie Stefan Effenbergs Frau müssen die Verantwortlichen der DFL bei dem Vermarktungspoker übrigens nicht. Höchstens beim Zählen des Geldes, das die Bieter in den Topf schmeißen. Pfiffig wie sie ist, hat die DFL nämlich intern eine Mindestsumme festgelegt. Liegt ein Bieter drüber, erhält er den Zuschlag. Erfüllen mehrere Bieter das Mindestgebot, wird in einer zweiten Runde weiter gezockt. Im Einmaleins des bezahlten Fußballs geht es nicht nur darum, das Runde ins Eckige zu bolzen, sondern auch monetär das meiste raus zu schlagen. Das hat selbst ein ziemlich schräger Trainer-Typ wie Christoph Daum begriffen.

    "Wenn Du zehn Millionen geboten bekommst, sagst Du Nein dazu, das ist zu viel? Nein, Du sagst: Ich nimm’s."

    Und wenn möglich noch eine Schüppe Kohle mehr. Ob von ARD, ZDF, SAT1, RTL, Sport 1, ESPN, Eurosport, Google oder dem Springer-Verlag. Ganz hoch pokern muss der bisherige Platzhirsch und zwar der Bezahlsender Sky, weil dem die Telekom alle Live-Rechte abknöpfen will. An allen Übertragungsfronten wird gnadenlos geboten. Denn die Droge Fußball vermarktet die DFL via Satellit, Kabel, Internet-TV oder Mobilfunk. Bis der Zuschauer, egal welches Medium er nutzt, Gefahr läuft, komplett Ballaballa zu werden. Egal, die Liga hält sich für ein Premium-Produkt und muss als Unterhaltungsunternehmen wohl wenigstens die Kosten einspielen, die nach den Erkenntnissen von Christoph Daum spielbetrieblich bedingt auf dem Platz entstehen.

    "Die Keimzelle des Fußballs ist das Zweikampfverhalten. Jeder, der das Fußballfeld betritt, hat das Ticket für den Krankenhausaufenthalt in der Tasche.""

    Solche Gladiatoren-Veranstaltungen in der ersten und zweiten Bundesliga kann es also selbstverständlich nicht zum Nulltarif geben. Dumm für den Pay-TV-Sender Sky ist nur, dass er trotz einer auf drei Millionen gestiegenen Abonnentenzahl weiter zig Millionen Euro Miese erwirtschaftet und nun von der Telekom unter Druck gesetzt wird. Dumm für die Telekom, sagen Juristen, ist, dass dieses Unternehmen, das zu 32 Prozent dem Staat gehört, eigentlich gar nicht als Fernsehanbieter auftreten darf. Der Klopper, um im Sprachbild der Kicker zu bleiben, wäre natürlich, wenn die DFL der Telekom den Zuschlag erteilt und die dann postwendend die Fernsehrechte an Sky für ein ordentliches Sümmchen weiter verhökert. An wen auch immer: die DFL verkloppt Fußball satt. Von freitags bis montags. Bei derart viel Fußball in bewegten Bildern kann selbst einem Hardcore-Fan im Hirn nur schwummerig werden. Und natürlich auch im Hinblick auf die fälligen Milliarden. Aber komme bitteschön niemand auf die Idee, den Fußballclubs aus schierem Neid zu unterstellen, sie bekämen den Hals einfach nicht voll. Da kriegt der Uli Hoeness, der Präsident des FC Bayern München, aber echt einen Hals.

    "Wir lassen uns nichts gefallen. Die Scheinheiligkeit in dieser Gesellschaft, die kotzt mich an."

    Im Leben gibt es nun einmal nichts umsonst. Schon gar nicht Fußball. Ende des Monats will die DFL nach einer höchst wahrscheinlichen zweiten Bieterrunde den Sack zu machen. Nach den Spielregeln dieser Veranstaltung erhält das höchste Angebot den Zuschlag, wenn das zweithöchste Angebot 20 Prozent niedriger ausfällt. Und dann heißt es:

    "Aus, aus, aus. Das Spiel ist aus."