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"Energiesparlaternen" in Graz

Gut ein Drittel der Straßenbeleuchtung in Deutschland ist schlicht alt. Das ist, wegen des hohen Stromverbrauchs, nicht gerade umweltfreundlich und für die Kommunen ein hoher Kostenfaktor. In Graz werden derzeit rund 43 000 Lampen auf einen neuen technischen Stand gebracht, ohne dabei den Haushalt zu belasten.

Von Alexander Musik |
    Wie stellt man es an, seine Straßenbeleuchtung, deren Technik zum Teil noch aus den 60er-Jahren stammt, auf den neuesten Stand zu bringen, wenn dafür im städtischen Haushalt gar kein Geld vorhanden ist? Im Falle Graz haben sich zwei Unternehmen mit der Stadt zusammen getan, um die Aufgabe zu lösen: Der kommunale Energieversorger "Energie Graz" investiert über 1, 8 Millionen Euro, um die Beleuchtungsanlagen zu erneuern, und garantiert der Stadt, dass diese Maßnahme die Energiekosten auch tatsächlich senkt. Und die Grazer Energieagentur, ein unabhängiger Dienstleister, berechnet, wie viel Geld die Stadt für die Investitionen an den Energieversorger zurückzahlen muss. Das Wichtigste dabei: Die Raten müssen l a n g f r i s t i g festgelegt sein, und sie müssen insgesamt niedriger sein als der Haushaltsposten für Straßenbeleuchtung, den die Stadt ursprünglich veranschlagt hatte.
    Robert Mark, Abteilungsleiter Licht bei "Energie Graz", zeigt an einem Beispiel, wie das neue Beleuchtungskonzept praktisch aussieht: Er verlässt sein Büro, in dem gleich darauf, sensorgeregelt, die Lichter ausgehen. Es gibt im ganzen Gebäude keine Schalter mehr.
    Fünf Minuten später hat Mark in seinem Dienstwagen die Wiener Straße erreicht. Über Kilometer wird diese Hauptverkehrsachse von Doppelleuchten an hohen Lichtmasten erhellt. 720 Lampen wurden hier bereits 2005 durch effizientere erneuert.
    "Dann ist bei diesen Leuchten auch eingebaut worden eine so genannte Nachtabsenkung in der verkehrsarmen Zeit, in unserem Fall von 22 Uhr bis 6 Uhr in der Früh, ist fast nicht merkbar mit dem Auge, nur messbar, aber es kann damit 25 Prozent Energie eingespart werden allein durch diese Maßnahme! Was man dazusagen muss: dass wir unter Energieeinsparen nicht verstehen, weniger Licht auf der Straße zu haben."
    Vorteil für die Stadt: 65.000 Euro weniger Stromkosten pro Jahr. Von der Hauptverkehrsstraße - wie alle in Graz mit gelblichem Licht bestrahlt – geht es zur Exerzierstraße in einer Wohnsiedlung. Die Straße ist mit besonders farbtreuem, weißen Licht illuminiert.
    "Wir setzen jetzt bei der neuen Technologie Leuchten ein, die das Licht lenken. Früher hatten wir große Leuchten mit großen Gläsern und Wannen, die das Licht rundherum ausgestrahlt haben, auch zum Teil in Richtung des Himmels, das gar nicht so gewollt ist. Wir konzentrieren uns darauf, dass das Licht auf die Straße fällt. Man kann wunderbar sehen im leichten Nebel, wie die Lichtstrahlen zu 45 Grad zu Boden gehen und nur ganz wenig Streulicht, das sich eventuell im Nebel bricht, nach oben gestrahlt wird."

    Erwünschter Nebeneffekt: Hausfassaden werden dunkler, die so genannte optische Umweltverschmutzung geringer. Bis 2010 sollen so weitere 15.000 Leuchten renoviert werden. Garantierte Energieeinsparung: gut 19 Prozent. Einsparung für die Stadt: knapp 150.000 Euro pro Jahr, bei gestiegenen Strompreisen sind es sogar noch mehr, wie Mark vorrechnet, nachdem er zurück ins Büro gefahren ist. Dort führt er die neue Leuchtengeneration noch einmal aus der Nähe vor.
    "Die sind alle sehr dicht, es kommen keine Insekten hinein. Die Leuchte ist viel leichter, viel kleiner, die Lichtlenkung durch die Spezialspiegel, die da drinnen sind, ist wesentlich besser als bei den alten Leuchten."
    An die 43 verbliebenen Gaslaternen in Graz dürfen Mark und seine Leute übrigens nicht Hand anlegen; sie genießen Bestandsschutz. Dafür wollen sie einem anderen Energiefresser zu Leibe rücken: Die Ampelanlagen sollen in Zukunft per LED-Technologie leuchten.