Archiv

Erdbeben in Italien
Zahl der Toten steigt weiter

Bei dem schweren Erdbeben in Mittelitalien sind nach Angaben der nationalen Zivilschutzbehörde mindestens 247 Menschen ums Leben gekommen. Viele würden aber noch vermisst, hieß es.

    Pescara del Tronto - beim Erdbeben fast völlig zerstört (24. August 2016).
    Pescara del Tronto - beim Erdbeben fast völlig zerstört. (dpa / picture alliance / Ansa)
    Das Epizentrum des Bebens in der Nacht mit einer Stärke von mehr als 6 lag rund 150 Kilometer nordöstlich von Rom. Am schwersten betroffen waren die Orte Amatrice und Accumoli in der Nähe von Rieti, Pescara del Tronto und die Gemeinde Arquata. Unter den Opfern sind auch mehrere Kinder. Ebenfalls Helfer suchen in den Trümmern völlig zerstörter Häuser weiter nach Opfern. Die Lage ist weiter unübersichtlich.
    DLF-Korrespondent Karl Hoffmann rechnete schon am Mittag mit deutlich mehr Toten. Es sei bei Erdbeben immer so, dass man mit niedrigen Opferzahlen beginne, die dann deutlich ansteigen würden. Die Rettungsdienste konnten einige Orte in der bergigen Gegend nur schwer erreichen. Der Bürgermeister von Accumoli sagte der Nachrichtenagentur AGI: "Es ist eine Tragödie hier". Das Dorf sei zu einem beträchtlichen Teil zerstört.
    Die staubbedeckte Frau wird von zahlreichen Männern auf einer Bahre von einem Trümmerhaufen heruntergetragen.
    Helfer bergen eine Frau aus Trümmern in dem Ort Amatrice. (ANSA / DPD / MASSIMO PERCOSSI)
    Auch der Bürgermeister von Amatrice berichtete von großer Zerstörung in seinem Ort. Er sagte dem Nachrichtensender RaiNews24: "Die Hälfte des Ortes gibt es nicht mehr. Die Menschen sind unter den Trümmern." Straßen seien blockiert, der Strom sei ausgefallen, die Zufahrt zum Ort sei abgeschnitten. "Auf der einen Seite gibt es einen Erdrutsch auf der Straße, auf der anderen Seite steht die Brücke kurz vor dem Einsturz", sagte er. Ein Einwohner sagte dem Sender: "Alles ist kaputt." Amatrice ist zur derzeitigen Sommersaison voller Urlauber. Der malerische Ort in den Bergen ist ein beliebtes Ausflugsziel.
    Auch in Rom war das Beben zu spüren
    Der Erdstoß mit Zentrum in der Provinz Rieti war in der Nacht zu Mittwoch in den Regionen Latium, Umbrien, den Marken und bis in die Hauptstadt Rom zu spüren. Das Beben hatte nach Angaben des Geophysischen Instituts Potsdam eine Stärke von 6,1 und lag in zehn Kilometern Tiefe. Die US-Erdbebenwarte USGS sprach von 6,2 und verortete das Zentrum südlich der Stadt Norcia. Laut der Nachrichtenagentur Ansa lag das Zentrum bei Accumoli, ungefähr 150 Kilometer nordöstlich von Rom.
    Eingestürzte Gebäude im italienischen Pescara del Tronto.
    Eingestürzte Gebäude im italienischen Pescara del Tronto. (pa/dpa)
    Mehrere Nachbeben folgten in der Nacht, auch in Rom schwankte gegen 4.30 Uhr erneut der Boden. Laut US-Erdbebenwarte hatte eines der Nachbeben die Stärke 5,5. Nach Angaben der italienischen Erdbebenwarte lag das Epizentrum des Hauptbebens in nur vier Kilometer Tiefe. Erdbeben in geringer Tiefe haben meist größere Schäden an der Erdoberfläche zur Folge.
    Die Grafik des US Geological Survey zeigt das Beben der Stärke 6,2 in Zentralitalien
    Die Grafik des US Geological Survey zeigt das Beben der Stärke 6,2 in Zentralitalien (dpa/US Geological Survey)
    Deutschland bietet Hilfe an
    Der Chef des Zivilschutzes, Fabrizio Curcio, sprach von einem "schweren" Beben, es sei vergleichbar mit dem in der Stadt L'Aquila im Jahr 2009. L'Aquila liegt nur rund 50 Kilometer entfernt von Amatrice. Damals kamen mehr als 300 Menschen ums Leben. Das jetzige Beben sei aber vermutlich weniger fatal, weil die Gegend nicht so stark bevölkert ist. Die Regierung teilte mit, Curcio habe ein Notfall-Komitee einberufen.
    Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte Hilfe zu. "Die Nachrichten aus Italien über das nächtliche Erdbeben habe ich mit Erschrecken aufgenommen", teilte er mit. "Wenn gewünscht, stehen wir natürlich bereit, Unterstützung zu leisten."
    Italien wird aufgrund seiner geografischen Lage immer wieder von Erdbeben erschüttert. Das Land wird einerseits von der Afrikanischen Platte nach Norden gedrängt, gleichzeitig öffnet sich im Westen das Tyrrhenische Meer, erläuterte Wissenschaftsjournalistin Dagmar Röhrlich im DLF, und drückt damit das Adriatische Meer im Osten zusammen.
    (cvo/db/fwa)