
Es wird ein kühler Empfang für den türkischen Staatschef Erdogan in den USA. Er kommt nach Washington, aber Barack Obama wird ihn nicht unter vier Augen treffen. Das sei aber kein Affront, beschwichtigt der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest:
"Im letzten halben Jahr haben sich beide Präsidenten mehrfach persönlich getroffen, wie beim G20- und beim Klimagipfel. Sie haben danach noch ein paar Mal telefoniert."
Der Kontakt sei eng, die Gespräche zahlreich, so das Weiße Haus. Für Erdogan aber offenbar nicht zahlreich genug. Denn der türkische Präsident hat alles daran gesetzt, Obama bei seinem Besuch in den USA zu treffen, lud ihn zu einer Moschee-Eröffnung in Maryland ein. Doch Obama sagte dankend ab. Das soll aber keinen Zweifel an den engen Beziehungen beider Länder streuen, versichert der Sprecher des Außenministeriums John Kirby:
"Die Türkei ist ein Nato-Partner, ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen IS. In 10 Minuten muss ich los, weil der türkische Außenminister zu bilateralen Gesprächen mit Kerry im Haus ist. Es ist eine wichtige Beziehung, die sowohl wir als auch die Türken schätzen. Wir haben unglaublich viele Themen zu besprechen."
Obama sitzt zwischen zwei Stühlen
Nur wenn Erdogan zum Gipfel über nukleare Sicherheit anreist, dann hat Obama im Kalender eben nur Zeit für ein bilaterales Treffen mit dem chinesischen Staatschef. Erdogan soll sich offenbar nicht zu willkommen fühlen in Washington. Schließlich ist das Verhältnis derzeit angespannt. Auf der einen Seite steht, was Josh Earnest offiziell sagt:
"Wir arbeiten gut im Kampf gegen IS zusammen. Und dass wir türkische Stützpunkte stärker nutzen können, hilft uns im Kampf gegen den Islamischen Staat."
Gleichzeitig stellte Erdogan den US-Präsidenten vor die Wahl: er solle sich entscheiden, auf wessen Seite er steht. Schließlich setzt Obama im Antiterrorkampf auch auf kurdische Einheiten im Irak und Syrien. Obama sitzt zwischen zwei Stühlen – und am Ende will und braucht er beide. Und für die Türkei gibt es daher über den Sprecher des Weißen Hauses Lob:
"Weil die Türkei die Grenze besser sichert, ist der Fluss von ausländischen Kämpfern verringert worden und das hilft uns im Kampf gegen den Islamischen Staat."
USA übt Kritik an Umgang mit Menschenrechten und Pressefreiheit
Doch bei allem Lob, auch die Kritik wollen sich die Amerikaner nicht verbieten lassen. Wie die Türkei mit Menschenrechten und Pressefreiheit umgeht, ist den Amerikanern ein Dorn im Auge. Anfang des Jahres war Vizepräsident Biden in der Türkei. Er hat sich auch mit regierungskritischen Journalisten getroffen. Das hat in Erdogans Kreisen für Unmut gesorgt. Doch die Amerikaner wollen diese Kritik nicht unter den Tisch kehren. Müssen sie auch nicht, ist Kirby überzeugt:
"Wir stimmen nicht in allem überein, wie bei der Pressefreiheit. Aber das macht eine starke Beziehung aus, dass man sich nicht immer einig ist, aber trotzdem gut über das redet, wo man übereinstimmt wie dem Kampf gegen die Terrormiliz IS."
Eine Freundschaft, die etwas aushält. So sehen die USA ihre Beziehung zur Türkei. Und deshalb bleibt die Tür des Weißen Hauses für Erdogan dieses Mal geschlossen.