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Erfolgreiche Frauen in technischen Berufen

Noch immer sind Frauen in Studienfächern wie Mathematik, Informatik, Natuwissenschaften oder im Bereich Technik in der Minderheit. 25 Ingenieurinnen, die eine Jury als besonders erfolgreich und einflussreich ausgewählt hat, zeigen, wie Frauen in vermeintlichen Männerdomänen zu überzeugen verstehen.

Von Verena Kemna |
    Die Umwelttechnikerin Susanne Staude lehrt als Professorin am Institut für Energiewirtschaft in Bottrop. Sie ist Gleichstellungsbeauftragte an der Hochschule Ruhr-West, und sie engagiert sich seit Jahren im deutschen Ingenieurinnenbund. Ihr Credo: Technik macht Spaß, und ohne Frauen fehlt etwas.

    Zwar haben in den vergangenen Jahren immer mehr Frauen das Ingenieurwesen für sich entdeckt, doch in den klassischen Disziplinen wie Maschinenbau und Elektrotechnik ist gerade mal jeder fünfte Studienplatz von einer Frau besetzt. Susanne Staude setzt sich dafür ein, dass in den MINT-Fächern, also in Mathematik, Informatik, in den Naturwissenschaften und im Bereich Technik, mehr Frauen studieren und später auch als Professorinnen arbeiten.

    "Mein Eindruck ist, dass die Frauen, die das Ingenieurstudium abgeschlossen haben, nicht mehr das Problem haben, dass sie sich selbst zu wenig zutrauen. Sie verkaufen sich oft nicht so gut wie Männer, das ist ganz eindeutig, und das ist natürlich wichtig, wenn man sich in einer sehr männlich dominierten Welt behaupten muss."

    Die 25 Ingenieurinnen, die eine Jury gerade aus zweihundert Nominierungen als besonders erfolgreich und einflussreich ausgewählt hat, behaupten sich jeden Tag aufs Neue. Sie leiten Wissenschaftszentren und internationale Teams mit vielen hundert Mitarbeitern, arbeiten in Automobilkonzernen oder in der Luft- und Raumfahrttechnik, als Ministerin oder Hochschuldekanin. Sie haben Einfluss, weil sie über Millionenetats verfügen, weil sie oft genug einige hundert Mitarbeiter koordinieren und weil sie in Aufsichtsräten und Gremien eine Stimme haben. Susanne Staude hofft, dass solche Nominierungen für angehende Studentinnen Ansporn und Vorbild sind. Sie meint, wer offen ist und abstrakt denken kann, ist gut gerüstet für ein Ingenieurstudium.

    "Die Jungs sagen, ich interessiere mich für Autos oder Flugzeuge, ich will nachher einen Job, der gutes Geld macht, und deshalb werde ich Ingenieur und na ja, in Mathe hatte ich nur eine 3,5, aber das kriege ich schon irgendwie hin. Und bei den Mädchen merkt man oft die Überlegung, hm, ich hatte keinen Physik-Leistungskurs und dann kann ich das wahrscheinlich gar nicht. Das ist gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist das Interesse und einfach zu sehen, wie spannend das ist, was dahinter ist."

    Sie hat ihren Traumberuf gefunden, auch ohne Physikleistungskurs. Auch Sandra Neuwirth ist rundum zufrieden. Bei einem Techniktag für Mädchen an der TU Berlin hat sie vor Jahren erlebt, dass Ingenieurwissenschaften spannend sind. Erfolgreiche Ingenieurinnen haben sie damals inspiriert.

    "Also, schnelle Autos haben mich schon immer fasziniert, das Design von Autos. Autos sind emotional und so ein Motor, wie der funktioniert, das ist einfach klasse. Das finde ich super spannend, und deswegen war für mich von Anfang an klar, ja, du gehst in die Automobilindustrie, und das hat dann auch funktioniert."

    Heute ist Sandra Neuwirth 39 Jahre alt und arbeitet als Teamleiterin bei einem großen Automobilkonzern. Jede Stufe auf der Karriereleiter führt sie weiter weg vom lauten Montageband in die oberen Etagen des Managements. Im Büro hängen Bilder von Motoren, auf dem Schreibtisch stehen die Fotos ihrer Kinder. Teamarbeit ist nicht nur zu Hause, sondern auch am Arbeitsplatz gefragt. Die Wirtschaftsingenieurin koordiniert 15 Entwickler, Logistiker, Planer und Controller.

    "Ich habe heute schon das ein oder andere Bauteil in der Hand, die ein oder andere Zeichnung, bin aber selber nicht mehr in der Umsetzung, dass ich gucken muss, wie kriege ich dieses Bauteil jetzt montiert, das machen heute meine Mitarbeiter.""

    Sandra Neuwirth hat das Ende ihrer Karriere noch lange nicht erreicht. Unter Zeitdruck mutige Entscheidungen zu treffen und Mitarbeiter zu motivieren, solche Herausforderungen sind für die Wirtschaftsingenieurin das Salz in der Suppe. Heute gibt Sandra Neuwirth ihre Erfahrungen weiter an andere Frauen. Nicht nur in ihrem Unternehmen haben Ingenieurinnen allerbeste Berufsmöglichkeiten.

    ""Frauen kaufen Autos, also warum sollten Frauen nicht auch Autos entwickeln und nicht nur entwickeln, sondern auch alle Prozesse drumherum betreuen. Das ist halt auch ein Know-How und eine weibliche Intelligenz, die für ein solches Unternehmen auch wichtig ist zu nutzen."