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Frankreich
Empörung nach Angriff auf Frau

In Frankreich sorgt ein Video für Debatten, auf dem eine junge Frau in aller Öffentlichkeit geschlagen wird. Die Frau stellte die Aufnahme einer Beobachtungskamera ins Netz und berichtete, wie es zu dem Vorfall kam. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft - und die Politik reagiert.

    Das Bild zeigt, wie eine Frau von einem Mann vor Zeugen ins Gesicht geschlagen wird.
    Die Gewalt gegen eine Frau in Paris sorgt für Diskussionen (Unkenntlichmachung durch die Redaktion). (Screenshot 30.7.2018 / Facebookseite Marie Laguerre, öffentlich zugänglich)
    Das Video ist datiert auf den 24. Juli. Zu sehen ist es etwa bei Facebook und Youtube. Die Aufnahme zeigt ein Café mit Gästen, die draußen sitzen. Oben rechts im Bild erscheint erst eine Frau, kurz danach dann ein Mann, der gestikuliert. Unten links im Bild ist dann die Frau zu sehen, die ganz offensichtlich von dem Mann geschlagen wird - vor den Augen der Gäste im Café.
    Einer der Gäste springt auf, ergreift einen Stuhl und geht damit auf den Mann zu, der inzwischen wieder in die Richtung verschwindet, aus der er gekommen ist.
    Die Studentin Marie Laguerre erklärte, sie sei die Frau in dem Video. Sie hat inzwischen mehreren französischen Sendern Interviews gegeben. Sie stellt in ihrem Facebook-Post als erstes klar, dass alles sehr schnell gegangen sei und man darum den Zeugen nicht den Vorwurf machen dürfe, sie hätten nur unzureichend reagiert.
    Die Situation schildert sie so: Sie sei abends im 19. Pariser Arrondissement einem Mann begegnet, der sie, wie sie sagt, "auf demütigende und provokante Weise" angesprochen und dabei Geräusche gemacht habe. Sie habe ihm daraufhin "Ta gueule" entgegnet, also "Halt's Maul". Das habe dem Mann missfallen. Er sei ihr gefolgt und habe sie dann ins Gesicht geschlagen. Daraufhin habe sie Anzeige erstattet.
    "Empört, aber nicht überrascht"
    Die Pariser Staatsanwaltschaft nahm inzwischen nach übereinstimmenden Medienberichten Ermittlungen wegen Gewalt und sexueller Belästigung auf. Aber auch in der Politik wird über das Video diskutiert.
    So reagierte etwa Marlène Schiappa, sie ist im Kabinett von Premierminister Philippe zuständig für die Gleichstellung der Geschlechter. Sie sagte der Zeitung "Le Parisien", sie sei empört, aber leider nicht überrascht von dem Vorfall. Was auf dem Spiel stehe, sei ernst: Es gehe um die Freiheit der Frauen, sich ungestört im öffentlichen Raum bewegen zu dürfen. Darauf müsse es eine harte politische Antwort geben. Ein Gesetzentwurf sei bereits auf dem Weg. Wörtlich sagt sie:
    "Dans le projet de loi qui doit être adopté en fin de semaine, il sera établi qu’importuner, suivre, menacer une femme… est interdit." (Übersetzung in etwa: "In dem Gesetzesvorhaben, das Ende der Woche verabschiedet werden soll, wird festgeschrieben, dass es verboten ist, eine Frau zu belästigen, ihr zu folgen und sie zu bedrohen.") Geplant ist nach den Worten von Schiappa, schon im Herbst erste Bußgelder zu verhängen. Diese sollen im Falle einer sexistischen Beleidigung bei 90 bis 750 Euro liegen.
    Später äußerte sich die Staatssekretärin auch noch bei RTL und sagte, sie begrüße den Mut der jungen Frau. Unterstützung erhält die Studentin auch von anderen Politikern, zum Beispiel von der Bürgermeisterin des 10. Arrondissements in Paris, der Sozialistin Cordebard.
    Das Video im Facebook-Post von Marie Laguerre wurde inzwischen mehr als eine Million Mal aufgerufen und mehrere tausend Mal geteilt. Bei Youtube lag die Zahl der Aufrufe am Montagnachmittag bei mehr als 300.000.
    (jcs/hba)