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Jahresbilanz der Pestizid- und Düngeproduzenten
Weiter auf Glyphosat setzen

Für Pestizid- und Düngeproduzenten war 2016 ein schwieriges Jahr: Der Industrieverband Agrar (IVA) blickt in seiner Jahresbilanz auf rückläufige Umsatzzahlen - und klagt über große Defizite bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln.

Von Brigitte Scholtes |
    Traktor spritzt Glyphosat zur Unkrautvernichtung im Sommer in Rheinland Pfalz.
    Ein Traktor spritzt Glyphosat zur Unkrautvernichtung im Sommer in Rheinland Pfalz. (imago / Blickwinkel)
    Die deutsche Agrarchemiebranche ist nicht zufrieden mit dem vergangenen Jahr: Die Märkte für Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel seien "stark rückläufig" gewesen. So brach der Umsatz mit Pflanzenschutzmitteln in Deutschland um 11 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro ein, auch im Düngemittelmarkt setzte die Branche je nach Nährstoff zwischen 4 und 14 Prozent weniger ab. Es sei ein schwieriges Jahr gewesen und das nicht nur wegen der Witterung, meint Helmut Schramm, Präsident des Branchenverbands IVA:
    "Hauptgründe dafür sind ja einmal die Befallssituation. Wir empfehlen ja den integrierten Pflanzenbau und Pflanzenschutz, sprich: Anwendung von Pflanzenschutzmitteln nur dann, wenn sie auch gefordert sind. Dann haben wir die Situation, dass wir Lagerbestände hatten aus den Jahren davor, und eben, dass auch die Agrarmärkte relativ soft sind, sodass der Landwirt auch zweimal überlegt, ob er jetzt Mittel einsetzt oder nicht."
    Dass der Einsatz von weniger Pflanzenschutzmitteln nicht zu einem Rückgang der Erträge führe, wie eine Studie in Frankreich nahelegt, kann Schramm für Deutschland nicht bestätigen:
    "Pflanzenschutzmittel werden dann eingesetzt, wenn der Befall da ist. Wir empfehlen nach sogenannten Befallsschwellen. Man weiß genau, wie der Erreger in den Bestand hineinkommt, wie er sich weiter verbreitet, ab wann Erträge reduziert werden, Qualitäten reduziert werden. Und dann wird Pflanzenschutzmittel empfohlen. Also, ich kann das jetzt nicht bestätigen. Was wir allerdings bestätigen können, ist: In Deutschland, da gibt es ja diesen Ringversuch durchgeführt vom Julius-Kühn-Institut zwischen ökologisch betriebener Landwirtschaft und moderner Landwirtschaft, dass die Erträge im Grunde genommen um die Hälfte einbrechen ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln."
    Um ein Pflanzenschutzmittel kämpft die Branche: Glyphosat
    Die Auseinandersetzung um das Unkrautvernichtungsmittel, das vor allem von dem amerikanischen Hersteller Monsanto produziert wird, werde sehr emotional geführt, klagt Schramm. Dabei habe die europäische Chemikalienbehörde ECHA erst kürzlich nochmals bestätigt, dass Glyphosat nicht krebserregend sei und die Zulassung vorübergehend verlängert – eine Einschätzung, die Kritiker nicht teilen. Sie werfen der ECHA sogar vor, die Lobbyorganisation Glyphosat Task Force habe - anders als vorgeschrieben - noch kurz vor der offiziellen Risikobeurteilung ihre Bewertung einbringen können. IVA-Präsident Schramm:
    "Wir müssen wissenschaftsbasiert vorgehen. Die ganzen Vorwürfe sind einfach nicht haltbar. Wir werden das Glyphosat hoffentlich bekommen in der Zulassung und dann eben hoffentlich für Landwirte wieder einsetzen können. Hat ja auch riesige Vorteile, Glyphosat: Ich kann Minimalbodenbearbeitung durchführen, ich habe weniger Erosion, Wassererosion, weniger Bodenerosion, weniger CO2, weil ich nicht pflügen muss. Das sind alles Vorteile, die überhaupt nicht diskutiert werden."
    Unabhängig vom Glyphosat klagt die Branche über große Defizite bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln: Das Verfahren in Deutschland sei zu komplex, das habe selbst die EU in einem Audit festgestellt.
    "Das Ergebnis dieses Audits ist, dass die Zulassung nicht funktioniert und man quasi starke Maßnahmen umsetzen muss, damit sich das verbessert. Beispielsweise die Einführung einer Zulassungsbehörde. Und dann ist unsere Forderung eben, dass es da angesiedelt wird, wo auch Landwirtschaft angesiedelt wird – im Landwirtschaftsministerium."