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Ewiger Kampf

Zum Hörspiel des Jahres 2004 kürte die Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste "Für eine bessere Welt" von Roland Schimmelpfennig, eine Produktion des Hessischen Rundfunks. Mit Regisseur Leonhard Koppelmann habe ich über seine Umsetzung gesprochen.

Von Frank Olbert |
    Frank Olbert: Herr Koppelmann, wie sind Sie bei der Umsetzung vorgegangen?

    Leonhard Koppelmann: Es ist ja mein zweites Schimmelpfennig-Stück, insofern war ich schon gewarnt, bevor ich zugesagt habe.

    Frank Olbert: Inwiefern gewarnt?

    Leonhard Koppelmann: Gewarnt, weil seine Stücke Herausforderungen sind. Sie lassen sich nicht einfach so vom Blatt weg inszenieren. Sie lassen sich auch nicht komplett ausdeuten. Es sind eher offene Textfelder, große Assoziationsspielräume.

    Frank Olbert: "Für eine bessere Welt" ist ursprünglich ein Theatertext. War es schwierig, ihn für das Hörspiel einzurichten?

    Leonhard Koppelmann: Jein. Ich glaube, dass man heute für viele Theaterstücke annehmen kann, dass sie eigentlich im Hörspiel besser aufgehoben sind als auf der Bühne. Was ich mir ungleich schwerer vorstelle, ist, für Schimmelpfennigs Text entsprechende Spielsituationen auf der Bühne zu schaffen. Das liegt an verschiedenen Punkten. Er bedient viele medienästhetische Gesichtspunkte. Es gibt viele Momente, die an Filme, an Nachrichtensendungen oder an Feature über Krieg und Krisenregionen erinnern. Das findet sich in unserem Medium auch gleich wieder. Da gibt es viele Vorlagen, die bei Schimmelpfennig ins Theaterstück gekleidet werden und die im Radio viel leichter in den medialen Kontext zurückzuführen sind.

    Frank Olbert: Das Stück heißt "Für eine bessere Welt". Was ist die schlechtere Welt und wie soll die bessere Welt aussehen?

    Leonhard Koppelmann: Ich glaube, das kann ich fast nicht beantworten. Ich finde, dass das gerade das Spannende an den Schimmelpfennig-Texten ist, dass es darin überhaupt keine einfachen Antworten gibt. Es ist vielmehr so, dass dieses Stück fast mehr eine Frage in uns selber stellt: "Ist eine bessere Welt eine Welt ganz ohne Krieg? Ist es eine Welt mit Krieg für bestimmte Sachen eine bessere Welt?" Es gibt keinen deutlichen Entwurf, der daraus zu entnehmen ist. Das Stück wirft diese Frage auf die Umsetzenden, auf die Zuhörenden zurück und das ist ein enormes Kapital. Das funktioniert nicht in einer Beliebigkeit. Das Stück wirft sehr viele Fragestellungen auf und macht für jeden speziell eine Positionierung möglich.