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"Faire Woche" lädt zum gerechten Lebensmittelkauf ein

Produkte aus dem fairen Handel kosten mehr - ermöglichen aber gezielte Entwicklungshilfe in den betroffenen Ländern. Fairer Kaffee liegt derzeit noch bei unter zwei Prozent Marktanteil in Deutschland - doch dank der "Fairen Woche" freunden sich viele Verbraucher mit den gerechteren Lebensmitteln an.

Von Dieter Nürnberger |
    Das Motto dieser inzwischen 10. Fairen Woche lautet "Fair ist mehr" – und mit diesem Slogan wollen die Verantwortlichen zwei Sachen erreichen: Zum einen natürlich für die recht vielfältigen Produkte des fairen Handels zu werben und zum anderen auch auf das wirtschaftliche Potenzial dieser Initiative, vor allem in den Ländern des Südens, aufmerksam machen. Und dafür werde es Veranstaltungen republikweit geben, verspricht Antje Edler, die Geschäftsführerin des Forums Fairer Handel.

    "Es wird Probieraktionen geben, ebenso viele Informationsstände in Supermärkten oder auch auf Wochenmärkten. Die Veranstaltungen sind breit gefächert. Wir freuen uns, dass wir auch diesmal Produzenten mit dabei haben, unsere Handelspartner werden bundesweit unterwegs sein und darüber informieren, wie fairer Handel bei ihnen ganz konkret zu Hause wirkt."

    Die Triebfeder für die Verfechter des Fairen Handels ist es ja, den Produzenten vor Ort – also in den sogenannten Entwicklungsländern – durch faire, und somit auch etwas höhere gezahlte Preise, eine Entwicklungsmöglichkeit zu bieten. Hilfe auch zur Selbsthilfe also, die vor allem in ländlichen Regionen wirkt.

    Das gewährt einfach wirtschaftliche Sicherheit. Es ermöglicht wichtige Investitionen in die Zukunft. Gerade auch in den Zeiten des Klimawandels ist es sehr wichtig, dass diese Möglichkeiten haben, weil sie vor riesigen Herausforderungen etwa in der Landwirtschaft stehen. Da hilft es, wenn in den Bau von Brunnen und Bewässerungsanlagen investiert werden kann.

    Zum Auftakt der fairen Woche waren heute Vormittag auch Produzenten aus den sogenannten Dritte-Welt-Ländern eingeladen worden. Beispielsweise aus Tansania. Josephat Sylvand vertritt beispielsweise eine Kaffeekooperative, die seit knapp 20 Jahren mit dem fairen Handel zusammenarbeitet. Er spricht auf jeden Fall von einer Erfolgsgeschichte.

    Sylvand weist beispielsweise darauf hin, dass mit den höheren Einnahmen durch den fairen Handel inzwischen vor Ort eine medizinische Grundversorgung eingerichtet werden konnte. Und wenn er die Lage seines Ortes mit anderen vergleiche, dann werde der Fortschritt sehr schnell sichtbar – bei ihm im Dorf gibt es eine beispielsweise eine kleine Schule. Und investiert wurde beispielsweise auch in die Versorgung mit Wasser, in den Bau von Rückhaltebecken und so weiter.

    Die Faire Woche steht unter der Schirmherrschaft von Dirk Niebel, dem Bundesentwicklungsminister. Immerhin gibt es in der Kantine des Ministeriums inzwischen auch fair gehandelten Kaffe und Tee. Diese Produkte sind weiterhin die Renner unter den fair gehandelten Produkten. Allerdings werde das Angebot auch immer vielfältiger, so Geschäftsführerin Antje Edler.

    "Wir freuen uns, dass es uns gelungen ist, nun auch fair gehandelte Blumen in Supermärkten anzubieten. Hier haben wir sogar einen nennenswerten Marktanteil erreicht. Doch auch andere Bereiche sind im Kommen – beispielsweise Textilien aus Fair-Trade-Baumwolle. Das sind Produkte, die wohl nicht jeder Verbraucher im Hinterkopf hat, wenn er an fairen Handel denkt."

    2010 gaben die Verbraucher in Deutschland 413 Millionen Euro für fair gehandelte Produkte aus. Hier gab es einen Umsatzzuwachs um knapp 30 Prozent. Doch generell liegen die Marktanteile eher noch im Nischenbereich. Fair gehandelter Kaffee liegt beispielsweise derzeit noch bei unter zwei Prozent Marktanteil.