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Menschrechtsaktivisten fordern Ausschluss israelischer Klubs

Fünf Clubs der israelischen Fußballligen trainieren und spielen in Siedlungen, also im von Israel besetzten Westjordanland. Nach Ansicht von Kritikern verstoßen sie damit gegen die Regularien der FIFA. Die Vereine sollen vom Weltfußballverband ausgeschlossen werden, fordert die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in einem neuen Bericht.

Von Benjamin Hammer | 26.09.2016
    Ein Mann geht an am Eingang der Fifa-Zentrale in Zürich vorbei
    Ein Mann geht an am Eingang der Fifa-Zentrale in Zürich vorbei (dpa/picture-alliance/ Ennio Leannza)
    Es kommt nicht häufig vor, dass sich die mächtige Fifa mit Fußballklubs aus der dritten, vierten und fünften Liga eines Landes beschäftigen muss. Doch die fünf israelischen Klubs sind keine gewöhnlichen Vereine. Sie trainieren und spielen in Städten wie Ariel oder Maale Adunim, Siedlungen im von Israel besetzten Westjordanland, also auf palästinensischem Gebiet. Dennoch sind sie Teil des israelischen Fußballverbandes.
    Sari Bashi ist Direktorin von Human Rights Watch in Israel und Palästina. Sie sagt: "Die Fußballspiele werden auf gestohlenem Land ausgetragen. Das Land gehört den Palästinensern, aber die dürfen an den Spielen gar nicht teilnehmen. Wenn die Fifa nichts unternimmt, dann beteiligt sie sich an ernsten Verstößen gegen die Menschenrechte."
    Human Rights Watch fordert, dass der israelische Fußballverband und die Fifa die Siedlerclubs sperren. Und verweist auf die Statuten der Fifa. Demnach darf ein Verein nicht auf dem Territorium eines anderen Verbandes spielen, wenn dieser das ablehnt. Im Falle des Westjordanlands, das zum Gebiet des palästinensischen Fußballverbandes gehört, ist das aber so.
    UEFA entschied gegen Krim-Klubs
    Die Palästinenser unterstützen die Forderung von Human Rights Watch. Mit dabei sind außerdem 66 Mitglieder des Europaparlaments. Die hatten sich bereits vor zwei Wochen in einem Brief an Fifa-Chef Gianni Infantino gewandt und fordern ebenfalls den Ausschluss der Clubs.
    Dagegen lehnt der israelische Fußballverband die Forderung an die Fifa ab. Die Gebiete, auf denen die Vereine spielten, seien umstritten, nicht besetzt, so die Argumentation der Israelis. Die genaue Aufteilung obliege Israelis und Palästinensern, nicht der Fifa.
    Protest kommt freilich auch von den Fußballklubs aus den Siedlungen. Einer von ihnen heißt Beitar Giv'at Ze'ev. Der Viertligist spielt in einer Siedlung mit etwa 15.000 Einwohnern, etwa 20 Kilometer nördlich von Jerusalem. Es sei ein Fehler, Politik mit Hilfe des Fußballs zu betreiben, so sieht es Gabi Perez, der Gründer des Klubs. "Es wäre dumm von der Fifa, wenn sie uns sperrt. Es gibt Politiker, es gibt Staaten, es gibt die Vereinten Nationen. Wer bitte ist die Fifa? Die sind nur ein kleiner Teil eines globalen Systems. Die können das gar nicht entscheiden."
    Ob die Fifa das genauso sieht, wird sich Mitte Oktober zeigen. Dann beschäftigt sich eine eigens eingesetzte Fifa-Kommission mit dem Thema. In einem ähnlichen Fall hat die europäische Uefa bereits konsequent gehandelt. Die Organisation hat den Clubs auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim untersagt, in russischen Ligen zu spielen.
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