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Finanznot
Uni Hamburg fordert mehr Geld

Seminarräume ohne Fenster, defekte Klimaanlagen und Platzmangel: Die Hamburger Uni leidet unter akuter Finanznot. Mindestens 25 Prozent mehr Geld brauche man für die Sanierung, erklärt die Unileitung. Studierende wollen nun dafür sogar auf die Straße gehen - mit prominenter Unterstützung.

Von Axel Schröder | 07.11.2014
    Moritz Lamparter vom AStA der Uni-Hamburg sitzt in seinem Büro in einem großen grauen Betongebäude. Er muss nicht lange überlegen, welche Gebäude auf dem Campus besonders dringenden Sanierungsbedarf haben:
    "Wir sitzen jetzt hier im WiWi-Bunker. Und das Gebäude zeichnet sich dadurch aus, das es keine Fenster hat in sehr, sehr vielen Räumen. Die ganzen Seminarräume haben alle keine Fenster. Und die Klimaanlage, die wir haben in diesem Gebäude, funktioniert sehr schlecht. Sodass es im Winter mal 30, 35 Grad hat und im Sommer dann auf zehn Grad runtergekühlt wird oder so'n Spaß."
    Die Uni-Leitung schätzt: Der Sanierungsstau beläuft sich mittlerweile auf 640 Millionen Euro. Und nicht nur die Gebäude sind marode. Auch die Lehre sei chronisch unterfinanziert, so der AStA-Vorsitzende.
    Dagegen wollen die Studenten am Dienstag auf die Straße gehen und demonstrieren. Mit ihrer Kritik stehen sie nicht allein. Seit Monaten gibt es von ganz unterschiedlichen Akteuren Kritik an der Hochschulpolitik des Hamburger Senats.
    Zum Beispiel von drei prominenten Ex-Politikern der Stadt: von Alt-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD), von Wolfgang Peiner (CDU) und dem Grünen Wilfried Maier. Die drei sehen den Wissenschaftsstandort Hamburg in großer Not und verweisen auf Universitäts-Rankings, bei denen die Uni Hamburg in ihren Augen viel zu schlecht abschneidet.
    Mindestens 25 Prozent mehr Mittel gefordert
    Universitätspräsident Dieter Lenzen kann das nicht verstehen: der siebte Platz unter 400 deutschen Hochschulen sei doch gar nicht so schlecht. Die Vorschläge von außen empfindet er nicht als besonders hilfreich:
    "Das ist zwar erfreulich, wenn das auch von anderer Seite so gesehen wird – und es ja inzwischen viele Einlassungen - aber hilfreich sind sie natürlich nur dann, wenn Entscheidungsträger sie auch tatsächlich übernehmen."
    Und auch die Forderungen der Hamburger CDU nach einer "Zukunftskommission" lehnt Dieter Lenzen ab. Von diesen Konferenzen hätte es in den letzten zehn Jahren schon genug gegeben. Er wünscht sich bis zu 25 Prozent mehr Mittel als bislang vorgesehen. Dann hätte man den gleichen Etat wie die Uni München. Die aktuelle Finanznot erklärt Lenzen mit der langfristigen Finanzierungsvereinbarung zwischen der Universität und der Hamburger Wissenschaftsbehörde: Die sieht zwar bis 2020 einen Jahr für Jahr um 0,88 Prozent steigenden Etat vor. Aber diese Etaterhöhung wird durch den Anstieg auf der Ausgabenseite zunichte gemacht, so Lenzen:
    "Man kann in etwa davon ausgehen, dass die realen Kostensteigerungen unter Berücksichtigung von Tarifen, von neuen gesetzlichen Gegebenheiten in der Stadt wie beispielsweise der Einführung von Regenwassergebühren, um nur mal ein absurdes Beispiel zu nennen, bis hin zu größeren Kosten im Energiebereich, dass das pro Jahr etwa drei bis fünf Prozent Steigerung ausmacht."
    Unterm Strich muss die Uni Hamburg deshalb jedes Jahr zwei bis vier Prozent ihrer Mittel einsparen. Deshalb will Dieter Lenzen die Hamburger Hochschulvereinbarung nachverhandeln.
    Zusätzlich könnte der Senat der Uni einen Teil der 30 Millionen Euro pro Jahr zukommen lassen, die durch die gerade beschlossene Übernahme der BAföG-Zahlungen durch den Bund im Etat der Stadt frei werden. Genau das werde passieren, versichert Hamburgs Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeld.
    "Wir haben gesagt, dass wir die Entlastung des Bundes nehmen für die Forcierung der Maßnahmen in der baulichen Infrastruktur. Die Uni wird über die Baumaßnahmen mehr Geld bekommen. Das steht auf jeden Fall fest."
    Mehr Geld ja, aber nur unter Bedingungen
    Allerdings wird nur ein Teil der 30 Millionen Euro für diese Baumaßnahmen eingesetzt. Ein anderer Teil fließt in den schulischen, ein anderer in den Kita-Ausbau. Die neuen Gebäude sollen am Ende der Stadt gehören, die Universität sie nur noch anmieten. Dafür bekäme die Uni dann auch zusätzliche Gelder. Und natürlich werde es Neuverhandlungen über den Etat der Uni Hamburg geben, versichert die Senatorin. Wie stark die Mittel für die Hochschule dann steigen, ist noch unklar. Klar ist: Die von Dieter Lenzen gewünschte Aufstockung um 25 Prozent wird es nicht geben.