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Flüssiges Gold
Weinmarkt kommt ins Schwanken

Weltweit wird weniger Wein produziert, aber immer mehr Wein getrunken. Darauf weist eine Studie der Investmentbank Morgan Stanley hin und warnt: Der Wein auf der Welt könnte knapp werden.

Von Miltiadis Oulios |
    Das sind einige Tropfen erlesenen französischen Rotweins. So klingt flüssiges Gold, möchte man den Investmentprofis Glauben schenken. Denn immer mehr Menschen in Asien schenken sich gerne ein Glas europäischen, gegorenen Traubensaft ein. Welche Blüten diese Mode schon getrieben hat, weiß einer der führenden Weingutachter Deutschlands, Markus Del Monego aus Essen:
    "Die Chinesen sind diejenigen, die preislich ganz oben einsteigen. Eine Flasche des berühmten Lafitte Rothschild kostete im Jahr 2010 noch 450 Euro die Flasche. Das ist schon verdammt viel Geld. Das sind Preise, die kannte man vorher gar nicht für diese Weine. Der Preis ist aber mittlerweile auf fast 3000 US-Dollar gestiegen, weil ganz China diesen legendären Wein haben will."
    Chinesen stehen auf Wein aus Europa
    Und immer mehr Menschen in China wollen europäischen Wein trinken. Die Düsseldorfer Prowein-Messe hat in diesem Jahr erstmals auch in Schanghai stattgefunden. In Russland wird doppelt so viel Wein konsumiert wie vor zehn Jahren. Zugleich sank in den vergangenen Jahren weltweit die Weinproduktion. Die Nachricht von der drohenden Weinknappheit machte die Runde. Doch in diesem Jahr hat die Produktion dann doch erholt. In Spanien und Frankreich war das Wetter wieder besser und die Winzer konnten mehr produzieren. Es bleibt aber dabei: Die Nachfrage steigt schneller als das Angebot. Weinprofi Markus Del Monego:
    "Ich sehe nicht das Problem, dass Europa verdursten wird, die Weinfreunde werden auch immer noch etwas Gutes finden. Aber sie werden dafür ein bisschen tiefer in die Tasche greifen müssen."
    Billigweine vor dem Aus
    Vor allem der Billigwein für unter zwei Euro die Flasche steht bald vor dem Aus. Das prognostiziert Deutschlands Hochschule für Weinbau in Geisenheim. Teurere Weine werden bis zu einem Euro pro Flasche im Preis steigen. Entschärfend wirkt, dass in vielen europäischen Ländern der Weinkonsum sinkt, beschwichtigt Kathy Ferón. Die Geschäftsführerin der Weinhandelskette Jacques Weindepot fährt regelmäßig nach Spanien und spricht mit den Winzern:
    "Spanien leidet ja unter einer unheimlichen Wirtschaftskrise. Und dadurch leidet auch der Weinkonsum. Der Spanier trinkt heute weniger Wein als in früheren Jahren. Er trinkt sogar im Schnitt weniger als der Durchschnittsdeutsche. Und die spanischen Winzer sind dadurch extrem exportorientiert."
    Weine aus Marokko und der Türkei werden besser
    In Zukunft aber werden andere in die Bresche springen, damit der Wein auf der Welt für alle reicht. Wein aus Chile ist auf dem Vormarsch. Australien und vor allem Südafrika exportieren immer mehr Wein nach Deutschland. Neuerdings kommen auch mehr edle Tropfen aus Argentinien und Neuseeland auf den deutschen Markt. Und dann winken noch ein paar Exoten. Weine aus Marokko und der Türkei verbessern ihren Ruf. China selbst versucht auch mitzuhalten, betont Kathy Ferón:
    "Was nicht zu vernachlässigen ist, dass Asien selbst ja schon sehr viel Wein anbaut. China ist schon von den Rebflächen her die Nummer 5 weltweit im Anbau von Trauben. Die nehmen das Know-how an und die Qualitäten werden immer besser. Die Chinesen werden in Zukunft auch ihren eigenen Bedarf decken können."
    Damit dürfte der nächste Glaubenskrieg in Sachen Vino ausgemachte Sache sein. Weingutachter Markus Del Monego hat schon einen chinesischen Chardonnay probiert:
    "Es gab Leute, die haben den geliebt, die fanden den ganz toll. Und es gab Leute, die sagten, ich trink keinen chinesischen Wein. Das muss nicht sein. Aber die Qualität war einwandfrei und da sieht man, dass auch in China das Potenzial besteht, gute Weine zu liefern."