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Flug MH370
Raue See verzögert die Suche

Im März 2014 verschwand eine Boeing 777 mit 239 Menschen an Bord auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking ohne jede Spur. Nach Auswertung der letzten verfügbaren Flugzeugdaten begann vor knapp zwei Jahren eine aufwendige Suche im Indischen Ozean, rund 1.200 Kilometer vor der Küste Australiens. Eigentlich sollte das Wrack in diesem Monat aufgespürt sein. Dem ist aber nicht so.

Von Volker Mrasek |
    Indonesische Rettungskräfte suchen im Meer nahe der indonesischen Insel Sumatra nach der verschollenen Boeing 777.
    Weiter keine Spur von Flug MH370: Knapp 10.000 Quadratkilometer sind noch immer nicht erkundet. (dpa picture alliance / Hotli Simanjuntak)
    Martin Dolan hat sich seinen Berufsabschied sicher anders vorgestellt. Vor wenigen Wochen ging der Chefermittler beim Australischen Regierungsbüro für Verkehrssicherheit in den Ruhestand, und das mit leeren Händen. Dolan leitete zuletzt die Suche nach Flug MH370 vor der Westküste Australiens. Dort soll die Boeing 777 der Fluglinie Malaysia Airlines in den Indischen Ozean gestürzt sein. Genau zwei Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden der Maschine äußerte sich Dolan noch optimistisch. Das war im März:
    "Wir haben jetzt gut drei Viertel des Gebietes abgesucht. Und wir sind weiterhin zuversichtlich. Wenn das Flugzeug im Suchgebiet liegt, werden wir es finden."
    Doch bis zum heutigen Tag blieb die Fahndung mit Tauchrobotern und Sonargeräten im Schlepptau mehrerer Schiffe erfolglos. Und das Wrack der Maschine verschwunden. In einem Suchkorridor dreimal so groß wie die Schweiz. Eigentlich sollte das Gebiet jetzt im Juli komplett abgeklappert sein. Doch dieser Fahrplan habe nicht eingehalten werden können, so ein Behördensprecher auf Anfrage von "Forschung aktuell". Auf der Südhalbkugel herrscht zurzeit Winter.
    "Heftige Winde und raue See haben die Suchoperation stark beeinträchtigt und werden sie um sechs bis acht Wochen verzögern. Seit Beginn des Winters gab es nur noch minimale Fortschritte. Wenn die Bedingungen so schlecht bleiben, könnte es sogar noch Monate dauern, bis die gesamten 120.000 Quadratkilometer abgesucht sind. Knapp 10.000 Quadratkilometer sind noch immer unerkundet."
    Das bedeutet aber auch: Die Suchschiffe haben bereits über 90 Prozent des vermeintlichen Absturzgebietes inspiziert. Die Chancen, das Wrack noch zu finden, sind also nicht mehr besonders groß. Außerdem haben die Australier den riesigen Suchkorridor noch einmal unterteilt. Es gibt in dem Seegebiet eine Zone, wo die Wahrscheinlichkeit, das Wrack zu finden, als besonders hoch gilt. Doch auch an diesem "Hot Spot" entdeckten die Sonare bisher keine Wrackteile.
    "Diese Zone ist fast komplett abgesucht. Es sind gerade Anstrengungen im Gange, um auch noch die letzten fehlenden Bereiche abzudecken. Wir bleiben zuversichtlich, dass das Flugzeug in dem noch verbleibenden Suchgebiet entdeckt wird."
    Ein Wrackteil, das möglicherweise von dem verschwundenen Flug MH370 stammt.
    Ein Wrackteil, das möglicherweise von dem verschwundenen Flug MH370 stammt. (AFP / Adrien Barbier)
    Oder liegen die Ermittler aus Canberra doch falsch - und das Wrack an ganz anderer Stelle? Solche Stimmen mehren sich inzwischen. Zuletzt kamen sie sogar von der niederländischen Firma, die zwei der insgesamt drei Suchschiffe betreibt.
    Als sie die mögliche Absturzzone absteckten, gingen die Australier davon aus, dass das Flugzeug am Ende steuerlos und abrupt ins Meer stürzte. Und nicht bis zum Schluss im kontrollierten Sinkflug unterwegs war. In diesem Fall müsste das Wrack weiter südlich liegen. Eine Arbeitsgruppe am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung wiederum vermutet die Absturzstelle nach eigenen Modellrechnungen nördlich der Suchzone.
    Doch die australische Forschungsorganisation CSIRO war von der Analyse offenbar nicht sehr beeindruckt, wie die Stellungnahme aus dem Verkehrssicherheitsbüro erkennen lässt:
    "Aus Sicht der CSIRO eröffnet der Report zwar einen neuen Blickwinkel. Aber es ist nur eine Modellabschätzung, die uns nicht exakt sagen kann, welchen Weg die Flügelklappe wirklich im Ozean genommen hat. Die CSIRO ist gerade dabei, verfeinerte Modellierungen vorzunehmen, um akkuratere Ergebnisse zu bekommen."
    Eigentlich sollte die Suche nach Flug MH370 endgültig zu Ende sein, wenn das Wrack nicht in den nächsten Wochen noch auftaucht. Doch sie wird nur ausgesetzt. Das haben die Verkehrsminister Malaysias, Chinas und Australiens soeben entschieden. Damit besteht also doch die Möglichkeit, dass nach der Maschine auch noch an anderen Stellen im Ozean gesucht wird.