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Flugsicherheit
Raubvogel-Drohne als Vogelscheuche

Vögel sind für die Luftfahrt ein großes Risiko. Kanada setzt deshalb am Edmonton International Airport fliegende Roboter ein, um gezielt Vogelschwärme zu vertreiben. Die Drohne heißt Robird und sieht aus wie ein echter Falke. Das Modell könnte Schule machen.

Von Lucian Haas | 07.07.2017
    Künstlicher Falke (Drohne)
    "Robird", ein künstlicher Falke, der als Vogelscheuche auf Flughäfen fungieren soll - und es in Kanada auch schon tut (Clear Flight Solutions)
    Ein Wanderfalke fliegt über das Gelände des Edmonton International Airport in Kanada. Dabei macht er allerdings etwas seltsame technische Geräusche. Tatsächlich handelt es sich um eine Drohne in Vogelform – namens Robird.
    "Robird ist ein fliegender Roboter. Er sieht aus wie ein Raubvogel und fliegt, indem er mit den Flügeln schlägt. Das ist sein einziger Antrieb. Er wird per Funk ferngesteuert und dient dazu, echte Vögel zu verjagen", sagt Robert Jonker vom niederländischen Drohnenanbieter Clearflightsolutions. Vor einigen Jahren hat er gemeinsam mit Kollegen begonnen, fliegende Roboter zu entwickeln, die vom Flugbild her wie echte Raubvögel wirken.
    Vogelschlag kann zu Abstürzen führen
    "Anfangs wollten wir nur herausfinden, ob man einen Flugroboter bauen kann, der genauso aussieht und fliegt wie ein Vogel. Als wir das geschafft hatten, haben wir Robird an einer Müllhalde getestet, wo viele andere Vögel waren. Die Vögel flohen vor Robird wie vor einem echten Raubvogel. Da wussten wir, dass er sich gut für Vogelkontrollmaßnahmen nutzen ließe."
    Am Flughafen Edmonton in Kanada ist Robird seit kurzem offiziell im Einsatz, um dort Vogelschwärme zu vertreiben. Vögel stellen für den Flugbetrieb immer ein Risiko dar, weil Vogelschlag zu Abstürzen führen kann. Edmonton ist weltweit der erste kommerzielle Flughafen, der auf Robotervögel zur Vogelabwehr setzt.
    "Der schwierigste Teil dieses Projektes war die rechtliche Regelung. Es war ein langer Prozess, bis wir den Flughafen und die Luftfahrtbehörden davon überzeugen konnten, dass es sicher ist, mit Robotervögeln zu arbeiten."
    Die kanadische Luftfahrtbehörde erlaubte den Einsatz von Robird nur mit Auflagen: Es müssen immer zwei Personen als Bodenpersonal zugegen sein. Eine lenkt die Drohne per Fernsteuerung, die andere überwacht währenddessen den Luftraum und hält Funkkontakt zum Tower. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme dient das sogenannte Geofencing: Der Robird darf sich nur in einem per GPS-Koordinaten virtuell umzäunten Flugbereich abseits der Startbahnen bewegen. Steuert ihn der Pilot versehentlich über dessen Grenzen hinaus, fliegt der Roboter automatisch in die Sicherheitszone zurück.
    Robird wirkt wie ein natürlicher Feind
    Robird geht in Edmonton regelmäßig ein bis zwei Mal am Tag für 15 Minuten in die Luft. Das reicht aus, damit andere Vögel den Flughafen als Jagdbereich des vermeintlichen Falkens wahrnehmen und meiden. Robert Jonker ist überzeugt, dass die Abschreckung auch dauerhaft funktioniert.
    "Vögel sind sehr intelligente Tiere. An viele Abschreckungsmaßnahmen gewöhnen sie sich schnell. Bei Robird ist das anders. Er wirkt wie ein natürlicher Feind auf sie. Wir greifen sie mit dem Robird ja direkt an. Unsere Piloten werden sogar von Falknern darauf trainiert, Robird genau wie einen echten Raubvogel fliegen zu lassen. Bisher haben wir noch keinen Gewöhnungseffekt beobachtet."
    Sollte sich Robird in Edmonton bewähren, dürfte diese Lösung auch für andere Flughäfen interessant werden. Nach eigenen Angaben steht Clearflightsolution schon mit Airports in England und Frankreich in Verhandlung.