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Für den olympischen Traum mit dem Leben bezahlt

Bei den Olympischen Spielen von Peking 2008 war die somalische Sprinterin Samia Yusuf Omar noch Fahnenträgerin. Um besser trainieren zu können, wollte sie nach Europa. Doch ihre Reise endete tödlich.

Von Linda Staude |
    "Es war der glücklichste Moment, den wir je erlebt haben, weil wir unsere Fahne präsentieren konnten. Wir haben uns als bedeutende Menschen gefühlt." Samia Yusuf Omar war unglaublich stolz vor vier Jahren in Peking: die einzige Sportlerin aus Somalia bei den olympischen Spielen und Fahnenträgerin für ihr Land. Gerade 17 war sie damals.

    Ihre Hoffnung auf eine Medaille endet schon im Vorlauf: Beim Sprint über 200 Meter geht sie als letzte ins Ziel – mit acht Sekunden Rückstand, aber frenetisch bejubelt vom Publikum. "Ich renne gegen den Hass in meinem Land und um meiner Familie zu helfen", sagt sie anschließend. Und dafür will sie mehr erreichen, eine ernst zu nehmende Konkurrenz sein bei internationalen Wettkämpfen.

    Nur: In ihrem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land ist das kaum möglich. Das einzige Stadion in Mogadishu ist ein Camp für die islamische Terrorgruppe Al-Shabab. Sportler müssen auf den zerschossenen Straßen trainieren, sie werden als Kollaborateure der Regierung betrachtet und bedroht, weibliche Athleten verachtet. Samia erhält Todesdrohungen.

    Im Oktober 2010 verläßt sie ihre Mutter und ihre sechs Geschwister und geht nach Addis Abeba, auf der Suche nach einem Trainer für die Mittelstrecke über 1500 Meter bei den Spielen in London. Aber für eine Ausländerin ist es schwierig, die Sportförderung in Äthiopien in Anspruch zu nehmen. Über Samias weiteres Schicksal weiß man nur vom Hörensagen. Ihre Familie, ihr ehemaliger Trainer und andere Sportler sollen Geld gesammelt haben für die teure Reise nach Italien, um dort endlich professionell zu trainieren. Erst über den Landweg durch den Sudan nach Libyen und dann weiter auf einem Flüchtlingsboot an die italienische Küste.

    Die illegale Überfahrt Anfang April endet wie so viele tödlich. Das Boot kentert im Kanal von Sizilien, nahe Malta und die junge Sportlerin bezahlt für ihren olympischen Traum mit dem Leben. Das hat ein Überlebender des Schiffbruchs Samias Schwester berichtet. Die Öffentlichkeit hat erst acht Monate später davon erfahren. Von Abdi Bile, Somalias 1500-Meter-Weltmeister von Rom 1987. Samia ist tot, tot, weil sie in den Westen wollte, sagte er. Wir werden sie nicht vergessen. Samia Yusuf Omar wurde nur 21 Jahre alt. Ihr Leichnam wurde nie gefunden.