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Fußball
Nachwuchsleistungszentren als Schlüssel zum Erfolg

Früher wurden die Nachwuchsabteilungen der Profivereine eher stiefmütterlich behandelt. Heute sind sie die Kaderschmiede für künftige Erfolge. Vereine investieren viel Geld - und rühmen sich mit den Leistungen ihrer Spieler.

Von Moritz Küpper | 19.07.2015
    Seit dem Jahr 2000 haben alle deutschen Proficlubs zusammengenommen mehr als eine Milliarde Euro in ihre Nachwuchsleistungszentren investiert.
    Seit dem Jahr 2000 haben alle deutschen Proficlubs zusammengenommen mehr als eine Milliarde Euro in ihre Nachwuchsleistungszentren investiert. (picture alliance / dpa - Jens Wolf)
    "Genau, hier hängen an der Wand die Spieler, die halt bei Schalke 04, in der Knappenschmiede ausgebildet worden sind und dann tatsächlich bei Schalke 04 am Ende auch ihr erstes Profispiel absolviert haben. Und Sie sehen halt hier: Die Namen sind bunt gemischt, auch die Jahrgänge sind bunt gemischt."
    Oliver Ruhnert läuft den Gang von seinem Büro entlang: Von den 23 Weltmeistern aus Brasilien haben vier hier auf Schalke Fußball spielen gelernt - und hängen in weißen Rahmen an der Wand.
    "Aber eben auch die, ja, Weltmeister, Manuel Neuer oder Benedikt Höwedes, da hinten Mesut Özil, also die Jungs, Julian Draxler, der hier hängt, also schon, durchaus sehr, sehr schöne Sammlung, kann man nicht anders sagen."
    Ruhnert ist sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, der sogenannten Knappenschmiede. Die sogenannten NLZs, sie sind auch der Ursprung der jüngsten Erfolgsgeschichte des deutschen Fußballs:
    "Waren früher die Nachwuchsabteilungen eher das fünfte Rad am Wagen, ist es heute ein wesentlicher Bestandteil in den Vereinen und gerade auch bei unserem."
    Schalke 04 ist mit der Nachwuchsarbeit weit vorne
    Alle Bundesligaclubs investieren viel Geld in die Nachwuchsförderung. Doch die Knappenschmiede ist so etwas wie der beste Stall in Deutschland, unzählige Profis kommen von hier. Schalke ist A-Jugend-Meister, insgesamt werden aktuell 220 Jugendliche hier ausgebildet. Über 80 Mitarbeiter kümmern sich um sie. Und es wird weiter investiert:
    "Hier entsteht das neue Stadion für den Nachwuchs- und Amateurbereich. Das heißt: Unsere U19-, U23- und U17-Mannschaften werden in Zukunft in ihrem eigenen Stadion spielen. Das soll für unser Fans, für unsere Mannschaften halt ihre neue Heimat werden."
    Doch nicht nur Schalke rüstet auf. Seit dem Jahr 2000 haben alle deutschen Proficlubs zusammengenommen mehr als eine Milliarde Euro in ihre Nachwuchsleistungszentren investiert. Der Aufwand, der mittlerweile betrieben wird, um die größten Talente zu entdecken und dann zu Profis zu formen, hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. Ganze neue Berufszweige sind entstanden, wie zum Beispiel der von Leonard Höhn. Der ehemalige Student der Sporthochschule Köln arbeitet als Video-Analyst. Zuletzt war er bei der U17-EM in Bulgarien, bei der die DFB-Elf im Finale 1:4 gegen Frankreich verlor.
    Videoanalyse als Standard schon in der Jugend
    "Im Endeffekt sieht es so aus: Ich habe diese App während des Spiels, ich filme das Ganze, klick mir meine Szenen, im Nachgang, das passiert dann meistens am nächsten Tag, die Spiele sind ja bei einer EM meistens abends."
    Höhns Arbeitgeber, die Firma Prozone, hat einen Vertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund, schickt bei jeder Jugendmannschaft immer einen Mitarbeiter mit. So wie jetzt Höhn nach Bulgarien. Nun, zurück in Deutschland, hat er eine charakteristische Spielszene rausgesucht:
    "Also, das ist natürlich jetzt eine positive Szene, die man zeigen könnte. Allerdings auch hier... Man findet immer etwas, was auch besser gehen würde. Da kann man natürlich sagen, die Viererkette müsste noch ein bisschen mehr aufrücken, um diese Lücken hier zu schließen. Das Ganze ist auch nicht... Ich würde jetzt nie sagen, das ist schlecht, was ihr macht, sondern es sind eigentlich Lern-Momente für die Spieler. Gerade in dem Jugendbereich, dass man sagt: der einzelne Spieler. Hier, Du könntest jetzt auch noch weiter aufrücken. Wenn ihr alle fünf, sechs Meter nach vorne geht. Es sind nur Meter, aber trotzdem kann man das den Spielern an den Videobildern sehr gut verdeutlichen, was halt ein, zwei, drei Meter ausmachen, gerade auf diesem hohen Level, wo man sich mit der Elite bei der EM misst."
    Denn dort geht es mittlerweile um Details - und so stehen alle Jugendspieler fortlaufend unter Beobachtung: im Spiel sowieso, aber auch im Training. Was einst in der Fußball-Bundesliga, bei den Profis, mit Bayer Leverkusen als erstem Kunden anfing, ist heute Standard bis hinunter in die Jugend.