Montag, 13. Mai 2024

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Gebühren an Bankautomaten
Wie man überall kostenlos Geld abhebt

Drei private Banken haben beschlossen, die Gebühren für das Geldabheben am Automaten für Fremdkunden zu erhöhen. "Einige Banken kriegen anscheinend den Hals nicht voll genug", kritisierte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg im DLF-Interview die Entscheidung – und verriet, wie Kunden überhaupt keine Abhebegebühren mehr zahlen müssen.

Niels Nauhauser im Gespräch mit Stefan Römermann | 09.07.2015
    Eine Frau steht vor einem Geldautomaten der griechischen Eurobank.
    Eine Frau steht vor einem Geldautomat (picture alliance / dpa / Alkis Konstantinidis)
    Stefan Römermann: Wer kennt es nicht: An der Kasse beim Bäcker oder beim Kiosk um die Ecke schaut man ins Portemonnaie, kein Geld mehr da. Also fix zum nächsten Geldautomat. Dumm nur, wenn dann gerade kein Automat der eigenen Gruppe da ist. Das kann zukünftig wieder etwas teurer werden, denn drei Privatbanken haben beschlossen, dass die Gebühren für Fremdkunden steigen. Darüber spreche ich jetzt mit Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Um welche Banken, Herr Nauhauser, geht es denn da konkret und welche Kunden sind davon betroffen?
    Niels Nauhauser: Hier geht es konkret um die privaten Banken, bei denen die Kunden, die solche Automaten der privaten Banken genutzt haben, etwa weil sie Kunde einer Sparkasse oder einer Volksbank sind, bislang eine Gebühr gezahlt haben von knapp zwei Euro, und in Zukunft werden das deutlich mehr sein, je nachdem bei, welcher Bank man das Geld dann abhebt.
    Römermann: Die Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die nehmen von Fremdkunden ja auch bisher schon rund vier Euro Gebühren. Sind das einfach realistische Preise? Das waren, glaube ich, ungefähr zwei Euro, die die Privatbanken jetzt genommen haben. War das einfach ein Freundschaftspreis, sage ich mal, oder wie sind die Gebühren für Geldabhebungen? Was entstehen da für Kosten?
    Nauhauser: Bemerkenswert ist tatsächlich, dass die Commerzbank gesagt hat, man müsse jetzt hier marktgerechte Preise verlangen, und geht einfach auf die Preise der Sparkassen und der Volksbanken teilweise herauf. Das ist natürlich aberwitzig, weil die Kosten dieser Bargeldverfügung, die sind weitaus niedriger als die heutigen niedrigen Preise. Das was in einer Erhebung 2010 herausgefunden wurde ist, dass sie tatsächlich in Vollkosten bei 60 Cent pro Abhebung liegen. Man hat bisher auch mit zwei Euro schon gut verdient und es bleiben ja auch einige Privatbanken bei dem bisherigen Preismodell stehen, weil sie sagen, auch mit zwei Euro verdienen wir und das ist locker kostendeckend. Aber einige Banken kriegen anscheinend den Hals nicht voll genug und müssen das noch auf vier oder fünf Euro hochschrauben. Der Verbraucher hat natürlich die Möglichkeit, dem dann einfach aus dem Weg zu gehen, zum Glück, denn die Gebühren werden ja am Automaten angezeigt.
    Römermann: Vor fünf Jahren hatte ja die damalige Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner mit viel Tamtam Druck auf die Banken gemacht wegen der hohen Gebühren. Herausgekommen ist dann am Ende ein Kompromiss: Die Gebühren wurden doch nicht gedeckelt, sondern es wurde einfach nur ein bisschen transparenter gemacht. Die Gebühren für die Abhebung müssen am Automaten klar kenntlich gemacht werden. Hat das denn irgendwas gebracht?
    Nauhauser: Ja. Man muss schon sehen: Es ist schon gut, wenn man weiß, was die Automatenbenutzung kostet. Aber es ist für Verbraucher natürlich umständlich, weil jetzt sind Sie irgendwo an einer Ecke und gegenüber haben Sie eine Commerzbank, links haben Sie eine Sparkasse und rechts haben Sie eine Volksbank. Wenn Sie jetzt wissen wollen, welche ist die billigste, dann müssen Sie jeweils in die drei Automaten die Geldkarte reinstecken und das ausprobieren. Das ist natürlich nicht so einfach, das macht natürlich keiner. Vielleicht gibt es ein paar Apps, das kann durchaus sein, die da anspringen und dann die Kosten schon direkt online anzeigen, aber das ist noch nicht so einfach, wie wir uns das gewünscht hätten. Und die Gebühren sind weiterhin hoch.
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    Aber Verbraucher können was tun. Sie müssen diese Gebühren nicht akzeptieren. Sie können einfach die Gebührenschneiderei zum Anlass nehmen zu sagen, jetzt reicht es mir, jetzt gehe ich zu einer anderen Bank. Es gibt nämlich sehr viele Banken, die bieten ihren Kunden an, dass sie mittels der Kreditkarte an allen Automaten kostenfrei Bargeld beziehen können, sogar im Ausland.
    Römermann: Das sind überwiegend die Direktbanken.
    Nauhauser: Das sind überwiegend die Direktbanken. Aber es gibt auch einige Filialbanken, die so ein Modell anbieten, und dann kann man mit der Kreditkarte überall Geld abheben, sogar im Ausland über Euros überall kostenlos verfügen. Das ist natürlich eine schöne Alternative, wenn man sagt, ich bin jetzt häufiger von solchen höheren Preisen betroffen und will dadurch in Zukunft einfach ein bisschen Geld sparen.
    Römermann: Das ist die eine Lösung, was wir Verbraucher tun können. Wünschten Sie sich auch eine gesetzliche Regelung, dass doch irgendwo die Gebühren gedeckelt werden, oder ist das völlig überflüssig, weil man kann ja zu einer Direktbank wechseln?
    Nauhauser: Die Schwierigkeit ist natürlich jetzt, auf welcher Grundlage berechnen wir jetzt so einen Deckel. Es kann ja sein, dass ein Automat, der irgendwo am Bahnhof steht, richtig rege genutzt wird und dass dort die Kosten tatsächlich pro Verfügung vielleicht nur bei 10 oder 20 Cent liegen, während ein anderer Automat, bei dem vielleicht nur zehn Kunden pro Woche vorbeikommen und Geld abheben, viel höhere Kosten hat. Dann ist die Frage, welcher Deckel ist denn jetzt fair. Das ist natürlich für Außenstehende, für die Finanzaufsicht, für Verbraucherschützer ein Ding der Unmöglichkeit, da jetzt zu sagen, man sollte jetzt einen Deckel bei ein Euro oder bei einem halben Euro oder bei drei Euro ziehen. Insofern: Wenn man so einen Deckel fordert, dann müsste man eigentlich auch kontrollieren, wie hoch die tatsächlichen Kosten sind, und das ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Von daher ist die Transparenz schon ein guter Weg, um die Verbraucher zu informieren, wie hoch sind die Kosten bei der Bargeldverfügung.
    Römermann: Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Vielen Dank für das Gespräch.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.