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George-Enescu-Festival in Bukarest
Staraufgebot trotz leerer Kassen

In Rumäniens Hauptstadt Bukarest läuft derzeit das 22. George-Enescu-Festival, eines der größten Musikfestivals in Osteuropa. Es erinnert programmatisch an hochkarätige Konzertfestivals wie Luzern, London oder an das Bonner Beethovenfest. Nur sind die Kartenpreise viel niedriger - so hat auch das einheimische rumänische Publikum eine Chance, die Konzerte zu besuchen. Jetzt nimmt nach einer staatlichen Sparrunde die Intendanz den Hut.

Von Kirsten Liese |
    Man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Große Namen, ambitionierte Programme und ein hohes künstlerisches Niveau haben zwar das Enescu-Festival schon immer geprägt, aber noch nie gaben so viele Weltstars ihr Debüt in Bukarest wie in der jüngsten 22. Ausgabe.
    Doch wäre es ein großer Irrtum daraus abzuleiten, dass sich das Festival inzwischen stabilisiert hätte. Der scheidende künstlerische Leiter Ioan Holender kämpft immer noch an allen Ecken und Enden:
    "Die Probleme sind um nichts geringer geworden. So wie es im ganzen Land der Fall ist. Und die Unsicherheit, wie es weitergeht 2017, ist noch größer als sie war. 2013 hat damals wenigstens der Premierminister, der auch jetzt noch im Amt ist, der Herr Ponta, Wort gehalten, dass das Festival finanziert wird heuer."
    Kürzungen bei den staatlichen Subventionen sind unvermeidbar, aber bislang konnte Ioan Holender sie noch in Grenzen halten:
    "Eine finanzielle Krise hat ja die ganze Welt. Wir haben damals verhandelt und haben uns geeinigt auf 20 Prozent. Das ist ein bisschen weniger, das macht nichts."
    Rund sechs Millionen Euro beträgt das Budget in diesem Jahr - viel Geld für ein Land, in dem die meisten Menschen in Armut leben. Aber es ist gut angelegt. Vor allem bei den Einheimischen, die den größten Teil des Publikums stellen, erfreut sich das Enescu Festival großer Beliebtheit. So schlecht es ihnen sonst auch gehen mag: Die Rumänen hungern nach Musik, wollen die berühmten Interpreten, die sonst für sie unerreichbar nur im Ausland gastieren, auch einmal live erleben, kratzen dafür ihr letztes Geld zusammen.
    Die Akustik in dem Sala Palatului, einem ehemaligen Parteitagsgebäude aus Zeiten des Kommunismus, in dem die großen Orchester spielen, ist alles andere als optimal. Aber immerhin finden hier 3000 Zuschauer Platz. Und so viele wollen dabei sein, wenn zum Beispiel Christian Thielemann mit der Sächsischen Staatskapelle Bruckner musiziert.
    Rappelvoll war es auch bei den Berliner Philharmonikern. Nach jahrelangen schwierigen Verhandlungen kam das Orchester zum ersten Mal zum Enescu Festival. Chefdirigent Sir Simon Rattle äußerte sich über diesen historischen Auftritt sehr bewegt:
    "Wir sind sehr glücklich, hier zu sein, es ist eine große Ehre für uns. Ich hoffe, dass Sie hören werden, was die Berliner Philharmoniker so besonders macht. Es ist ein Orchester mit großen Emotionen."
    Der Philharmonikerchef hatte nicht zuviel versprochen. Besonders die aufwühlende Interpretation der vierten Sinfonie von Schostakowitsch riss das hoch konzentrierte Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.
    Ob solche Spitzenorchester nach dem Rückzug seines gut vernetzten künstlerischen Leiters Ioan Holender noch nach Bukarest kommen werden, scheint mehr als fraglich. Mit dem Dirigenten Zubin Mehta in der neu geschaffenen Position eines Ehrenpräsidenten steht dem Festival jetzt immerhin ein namhafter Musiker vor. Das ist schon mal etwas. Vor allem aber braucht es einen nervenstarken neuen künstlerischen Leiter mit besten Beziehungen. Im Gespräch ist hier der Dirigent Wladimir Jurowski. Aber Holender hält einen Dirigenten nicht für den richtigen Nachfolger:
    "Die schlechteste Lösung wäre, wenn es ein Dirigent ist, weil er wird dann seine Interessen machen, Orchester, wo er selbst eingeladen wird, das muss jemand sein, der wie der Ruzicka zum Beispiel bei uns, die ein Programm machen können, ... aber die auch die Geschichte dieses Landes kennen."