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Georgisch-orthodoxe Gemeinde in Düsseldorf
Wie ein Heimatbesuch

Deutschpflicht in allen Gottesdiensten? Über manche Vorschläge, die in der Politik kursieren, können Gläubige nur staunen. Zum Beispiel die georgisch-orthodoxen Christen in Düsseldorf. Sie feiern in georgischer Sprache. Und gerade weil sie dann an daheim denken, kommen sie hier besser zurecht.

Von Tom Daun |
    Georgisch-orthodoxe Gläubige bei einer Messe kurz vor Ostern
    Georgisch-orthodoxe Gläubige bei einer Messe kurz vor Ostern (Zurab Kurtsikidze / picture alliance / dpa)
    Das flackernde Licht von unzähligen Kerzen taucht den kleinen Kirchenraum in ein mattes Licht, es duftet nach Weihrauch, kostbare Ikonen schmücken die Wände; schon eine Stunde vor Beginn der Ostermesse ist der winzige Kirchenraum so voll, dass man sich nicht bewegen kann. Dichtgedrängt stehen Frauen in Festtagskleidern und farbigen Kopftüchern, Männer in Anzügen, schön herausgeputzte Kinder. Ein erwartungsvolles Murmeln und Flüstern erfüllt den Raum. Trotz der nächtlichen Kälte steht die Flügeltüre weit offen. Immer mehr Gläubige strömen herbei. Bald stehen die Menschen auch im Garten eng beieinander und warten auf den Beginn der Messe.
    "Die Osterliturgie mit Vigil fängt um 23 Uhr an am Vortag, und dann dauert das ungefähr drei bis vier Stunden inklusive Kommunion. Dazwischen ist so eine Prozession um die Kirche; dann alle sind froh, dass so großes Fest eingetreten ist", sagt David Liluashvili.
    Vor zehn Jahren gründete er zusammen mit anderen Gläubigen aus seiner Heimat die georgisch-orthodoxe Gemeinde in Düsseldorf; bald darauf wurde ihnen die winzige Jan-Wellem-Kapelle im Stadtteil Hamm zur Nutzung überlassen: ein schöner Kirchenbau der späten Renaissancezeit, umgeben von einem gepflegten kleinen Gartengrundstück. Hier wird die orthodoxe Liturgie regelmäßig in georgischer Sprache gefeiert.
    Etwa 500 Georgier leben allein in und um Düsseldorf; ihre Kirche ist zugleich Treffpunkt und kulturelles Zentrum der in Deutschland lebenden Georgier.
    David Liluashvili: "Viele in der Gemeinde nehmen das so wahr, dass das ein Stück von der Heimat ist. Am Wochenende sind wir in der Heimat und dann wieder zurück aus der Heimat."
    "Christentum war immer wichtig für Georgier und Christentum war immer eine Hoffnung für Überleben", sagt Guram Shavdia der als Künstler und Fotograf in Düsseldorf arbeitet.
    Schon im Jahr 327 wurde das Christentum zur Staatsreligion Georgiens. In den folgenden Jahrhunderten bedrohten Perser und Mongolen, Araber, Türken und Russen das kleine Land. Die Georgier fanden Trost und Identität im Glauben.
    Besondere Bedeutung kommt den Ikonen zu: etwa dem Bild einer schwarzen Madonna auf goldenem Hintergrund, das an der Wand der kleinen Kapelle hängt.
    "Das ist eine Ikone aus Berg Athos, heißt Iwerions Gottesmutter. Man sagt, dass diese Ikone wird in Georgien wieder zurückkommen, nicht von Menschen gebracht, sondern von sich selbst", sagt Guram Shavdia.
    Von der Rückkehr in die Heimat träumen auch die meisten Georgier.
    "Für Georgier ist es immer ein sehr schmerzhaftes Thema, das Thema zurück nach Heimat; das wird dramatisch diskutiert – oder gar nicht."
    Der Zusammenhalt unter den Georgiern ist eng. Man betet nicht nur zusammen, sondern feiert auch gemeinsam – vor allem im Sommer. Dann werden nach dem Gottesdienst Tische und Bänke im Freien aufgebaut. Gekocht wird im winzigen Gemeindehaus neben der Kapelle.
    "Also was Warmes, unterschiedliches, manchmal Suppen. Wenn das Wetter schön ist, stellt man auch die Tische im Hof auf." - "Dann grillt man auch, Schweinefleisch, Schaschlik…"
    Auch Nana Achaladze lebt schon lange in Deutschland; sie gehört zu den vielen freiwilligen Helferinnen, die das Gemeindeleben unterstützen.
    Draußen am Gartenzaun klettern ein paar Weinranken hoch: natürlich georgische Rebsorten, die jemand aus der Heimat mitbrachte.
    Guram Shavdia sagt: "Wir glauben das so, dass die Wiege von Wein in Georgien liegt. Im Christentum spielt auch Wein eine symbolische Rolle. Dann haben wir auch versucht hier Wein zu züchten; in kleinem Maßstab natürlich. Aber wegen Klima hat das nicht so funktioniert..." Nana Achaladze: "Symbolisch. Das macht Spaß und hat man gutes Gefühl, wenn man das ansieht und pflegt."
    Zum Gottesdienst ebenso wie zur Festtafel gehört der dreistimmige Gesang; im kleinen Gemeindechor Iwerion singen nur Männer, so wie es in der Tradition üblich ist. Aber auch die Frauen beherrschen die komplizierten Regeln der georgischen Mehrstimmigkeit. Nana Achaladze:
    "Wenn Männerchor nicht da ist, dann versuchen auch die Frauen zu singen. Aber meiner Meinung nach, wenn die Männer singen, das find ich am besten."
    Wenn drei Georgier zusammen sind, dauert es nicht lange, bis sie zu singen anfangen. Und wenigstens dann fühlen sie sich der Heimat nahe…
    David Liluashvili: "Möchten Sie, dass wir versuchen, wir drei, spontan was zu singen?"