Archiv

Germanwings-Absturz
Angehörige lehnen Entschädigungsangebot ab

Angehörige der Opfer des Germanwings-Absturzes haben ein Entschädigungsangebot der Lufthansa abgelehnt. Aus Sicht eines Rechtsanwalts, der zahlreiche Familien vertritt, sind die angebotenen 25.000 Euro Schmerzensgeld nicht ausreichend.

    Angehörige der Opfer legen an der Absturzstelle Blumen nieder.
    Angehörige der Opfer legen an der Absturzstelle Blumen nieder. (Alberto Estevez, dpa picture-alliance)
    Die Hinterbliebenen seien zornig über das Verhalten der Fluglinie, teilte Rechtsanwalt Elmar Giemulla mit. Das Schmerzensgeld sei mit pauschal 25.000 Euro "zu wenig", sagte er und forderte mindestens 100.000 Euro für jedes Opfer. Giemulla vertritt nach eigenen Angaben 36 Familien.
    "Unangemessenes Angebot"
    Auch das Vorhaben der Lufthansa, nächsten Angehörigen wie Eltern, Kindern oder Lebenspartnern ohne weitere Prüfung jeweils ein Schmerzensgeld von 10.000 Euro zu zahlen, bezeichnete der Anwalt als unangemessen. Der Betrag müsse "im unteren sechsstelligen Bereich liegen".
    Deutschlands größte Fluggesellschaft hatte bereits 50.000 Euro pro Opfer als Soforthilfe an die Angehörigen gezahlt. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatten den Familien der Opfer des Germanwings-Absturzes im Frühjahr zugesagt, sie auch langfristig zu unterstützen. Germanwings ist ein Tochterunternehmen der Lufthansa.
    Sechseinhalb Minuten Todesangst
    In dem Schriftsatz des Anwalts an die Lufthansa beschreibt Giemulla die minutenlange Todesangst der Passagiere, bevor der Co-Pilot den Airbus den Ermittlungen zufolge absichtlich in den Alpen abstürzen ließ: "Spätestens mit den ersten erfolglosen Zutrittsversuchen des Kapitäns ins Cockpit in Verbindung mit dem beständigen überdeutlichen Sinkflug muss allen Passagieren klargeworden sein, dass sie sich in einer ausweglosen Situation befanden, die sie Sekunde für Sekunde ihrem unausweichlichen Tod näher brachte - und dies mindestens lange sechseinhalb Minuten." Die Frage, wie eine derart verzweifelte Todesangst angemessen zu entschädigen sei, lässt sich laut Giemulla nicht leicht beantworten.
    Zentrale Trauerfeier in Frankreich
    "Vor dem Hintergrund der Trauerfeier in der kommenden Woche ist es nicht nachvollziehbar, warum Lufthansa die Atmosphäre hier so vergiftet", sagte der Opferanwalt. Für die Angehörigen wird es nächsten Freitag eine zentrale Trauerfeier in Frankreich geben. Die Präfektin des Départements Alpes-de-Haute-Provence, in dem das Flugzeug abstürzte, lädt zur Gedenkfeier ein.
    Bei der Katastrophe auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf waren am 24. März alle 150 Menschen an Bord des Airbus ums Leben gekommen.
    (tzi/pb)