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Gesundheit auf dem Lehrplan

Das Berufskolleg "Kaufmannsschule1" in Hagen bildet Bankkaufleute, Eisenbahner und Verwaltungsfachangestellte aus. Und es ist eine "Gesunde Schule", das heißt, das Kolleg will neben dem Fachwissen auch die Gesundheit von Lehrern und Schülern verbessern. Das Projekt wird von der Leuphana Universität Lüneburg wissenschaftlich begleitet.

Von Thomas Wiethoff | 07.07.2012
    "Die Lehrer wollen uns zeigen, was gesunde Ernährung ist fürs Leben, mehr auf gesunde Ernährung achten und mehr Salat halt, so Obst, Gemüse halt."

    "Körnerbrötchen mit Salat … "

    "Dass man nicht die ganze Zeit immer Fertigprodukte kauft, sondern wirklich mal zur Obst und Gemüseabteilung geht sich da was nimmt, zuhause hinstellt, dass man das mal isst statt immer McDonalds zu essen. Das ist auf jeden Fall das Ziel der Schule."

    Die Themen "Ernährung" und "Sport" stehen am Berufskolleg "Kaufmannsschule 1" in Hagen ständig auf dem Plan. Denn die Berufsschüler, die ein Handwerk lernen oder in der Ausbildung schon täglich am Computer sitzen, sind körperlich besonders belastet. Hier wollte das Kolleg etwas unternehmen Es beteiligte sich an dem Projekt "Gesunde Schule" und entwickelte beispielsweise regelmäßige "Gesundheitstage" mit Mitmachaktionen. Natalie, Arzthelferin, 2. Lehrjahr Berufsschule:

    "Unter anderem wurde Blutdruck gemessen und die Balance wurde ausgetestet und die ganzen Werte wie man gerade so ist."

    In kleinen Arbeitsgruppen werden Schüler zu Experten, die wiederum andere Schüler informieren.

    "Hinterher wurden die ganzen Sachen ausgewertet und uns Tipps gegeben, ja."

    Referendarin Elisa Ellerhold hat mit ihren Schülern nach verstecktem Zucker im Essen gesucht. Und herausgefunden:

    "Wie stark die Zuckermengen unterschätzt werden beispielsweise Salzstangen. Mit 75 Prozent Zucker waren die doch häufig überrascht oder Ketchup, wie stark tatsächlich der Zucker-Anteil dabei ist."

    Und weiter haben sie untersucht:

    "Was für ein Ernährungstyp der einzelne Schüler ist, ganz individuell, wo man ansetzen kann, die Gesundheit entweder zu erhalten oder weiter zu fördern oder auch Grundkenntnisse im Bereich Gemüse und Obst zu vermitteln.

    Lehrerin Stephanie Kirchheim ist ebenfall um die Gesundheit ihrer Schüler besorgt. Schließlich ist der nächste Fastfood-Imbiss nur wenige Hundert Meter von ihrer Schule entfernt. Sie lädt gern richtige Experten in ihre Klassen ein.

    "Zum Beispiel Zahngesundheit, in unserem Hause gibt es eben auch Zahnärzte, die unterrichten, eine Kollegin hatte das angeboten oder auch 'Gesunder Rücken im Büro'. Viel unserer Schüler machen ja eine kaufmännische Ausbildung und da liegt das ja gerade nahe, dass sie eben Rückenprobleme im Büro bekommen und da hatten sich die Sportlehrer nochmal extra zusammengesetzt und ein besonderes Konzept entwickelt, wo man eben Übungen lernt, die man auch im Büro durchführen kann."

    Matthias Merker ist Sportlehrer. Er kennt das Problem, schließlich sieht er, wie sich seine Schüler im Alltag bewegen und deshalb achtet er besonders darauf:

    "Dass die Schüler eben jetzt im Sportunterricht ganz gezielt in Bezug auf Gesundheit unterrichtet werden, dass wir unsere Eisenbahner zum Beispiel immer mit sehr vielen Übungen konfrontieren, die mit Rückengymnastik zu tun haben, sodass wir eigentlich zwischen den Gesundheitstagen und dem Unterricht immer versuchen, so eine Balance herzustellen."

    Und wie man das hinbekommt, das ist eine typische Frage an Experten. Die Leuphana Universität Lüneburg begleitet das Projekt - wissenschaftlich und praktisch. Sie organisiert Gesprächskreise mit Schülern und Lehrern, "Steuerkreise" genannt, die die größten Probleme an der Schule diskutieren. Die Gesundheitswissenschaftler moderieren die Gespräche, zeigen Hindernisse und neue Wege auf, helfen bei der Planung von Aktionen oder empfehlen auch mal, sich von außen Unterstützung zu holen, beispielsweise einen Innenarchitekten, der das Lehrerzimmer umgestaltet. Außerdem wollen die Gesundheits-Wissenschaftler erreichen, dass die Veränderungen in den Schulen beibehalten werden, auch wenn das Projekt am Ende dieses Jahre ausläuft. Sportlehrer Merker jedenfalls würde in Hagen gern damit weitermachen. Schulleiter Dieter Lindemann auch.

    "Das Projekt selber ist auf einen Zeitraum von drei Jahren hin angelegt, aber ob die Kollegen sagen: Wir gehen weiter, wir weiten das auf, wir intensivieren das, wir bringen auch noch unsere Ärzte und Zahnärzte auch noch stärker mit ein, das ist noch offen und das müssten wir dann schulintern entscheiden."