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Grammy-Gewinner Jon Cleary
New-Orleans-Funk im Münsterland

Seit Jon Cleary mit dem Klavierspielen begann, ist er von New-Orleans-Funk fasziniert. Als Teenager siedelte er aus England in die Stadt am Mississippi über und startete eine Weltkarriere, die Anfang 2016 mit einem Grammy gekrönt wurde. Und mit New Orleans-Funk faszinierte Cleary, der auch Gitarre spielt und singt, beim Bluesfestival Schöppingen die Zuhörer.

Am Mikrofon: Tim Schauen |
    Ein Mann sitzt auf einer Bühne am Keyboard, spielt und singt in ein Mikrofon vor seinem Mund.
    Grammygewinner im Münsterland: Der britische Pianist und Sänger Jon Cleary (stagepixel.de/Peter Bernsmann)
    "Du musst Soul in die Noten geben" - Jon Cleary im Interview
    "Danke, danke, ja ich war überrascht, denn meine Art von Musik wird in der Grammy-Welt nicht wirklich unterstützt - daher habe ich überhaupt nicht daran gedacht und war entsprechend überrascht.
    Die Musik von heute Abend passt überallhin, denn es ist New Orleans-Musik, Musik für eine gute Zeit. Die Jungs in der Band sind fähige Musiker und Sänger, und ich glaube, wenn es all diese verschieden Stile gibt, und man in der Lage ist, alle möglichen Richtungen zu spielen, ist es wichtig, einen roten Faden zu behalten: und der ist bei mir immer New Orleans!
    Man muss eine Menge Energie in die Musik stecken, um Energie herauszubekommen - wenn die Musik gut ist, macht es nicht müde. Und wenn dann noch das Publikum gut ist, gibt es die Energie zurück. Wie bei einer Autobatterie, die aufgeladen wird, wenn Du den Fuß aufs Gaspedal drückst.
    Ein Keyboarder, ein Schlagzeuger und ein Bassist stehen auf einer Bühne und spielen.
    New Orleans Funk: Jon Cleary & The Absolute Monster Gentleman (stagepixel.de/Peter Bernsmann)
    Am Bass ist Cornell William, längst ein guter Freund von mir, denn wir spielen seit 25 Jahren zusammen. Der Trommler dagegen ist gerade erst zu uns dazu gekommen, er ist super, und er ist auch ein fantastischer Bassist, und zudem ein toller Sänger: er heißt AJ Hall!
    "Weniger ist mehr"
    Manchmal haben wir noch einen Gitarristen dabei: Big D, manchmal spielt auch Nigel Hall noch die B3-Hammondorgel - aber der Kern der Band besteht nur aus Klavier, Bass und Schlagzeug, das ist die Maschine und das gibt den dicken Sound, wie das Klischee sagt: Weniger ist mehr.
    Wenn jetzt die Gitarre noch dabei wäre, würden wir anders spielen, Raum für die Gitarre schaffen - dann muss man gut auf einander hören, Aber in der Triobesetzung muss ich mehr auf dem Klavier spielen. Und das ist auch eine wichtige Tradition: Der New Orleans-Klavier-Stil. Leider spielen den nicht besonders viele Leute, aber ich hatte Glück und habe von einigen der Großen lernen können, als ich als Kind in New Orleans aufwuchs.
    Ich bin in England geboren und die englische Popmusik damals: ich habe sie gehasst. Aber ich hatte eine Menge Musiker in meiner Familie, und Glück hatte ich auch, denn seit ich sehr klein war, bekam ich eine gute Ausbildung in Sachen New Orleans-Rhythm & Blues.
    "Du musst die Musik erleben"
    Man kann das zwar nach Noten spielen, aber wenn Du es richtig lernen willst, dann musst Du in New Orleans leben, die Luft dort atmen, das Wasser trinken. Du musst in Second Line-Paraden mitlaufen, also in den typischen New-Orleans-Umzügen hinter einer Band her tanzen und mit dem großen Ganzen aufwachsen, denn Du musst die Musik erleben - das geht nicht nur aus Noten, sondern Du musst Soul in die Noten geben.

    Ein Musiker sitzt auf einer Bierbank und gibt ein Interview.
    Entspannt nach der Show beim Interview: Jon Cleary im Gespräch mit DLF-Musikredakteur Tim Schauen. (stagepixel.de/Peter Bernsmann)
    Was für eine Seele ich auch immer habe: Sie wurde von den Menschen aus New Orleans geprägt. Und ich hatte das Glück, als Teenager nach New Orleans zu ziehen - das Gefühl, dieses spezielle Feeling wächst in Dir heran. Ich liebe den Blues, aber wenn es nur um Blues geht, fehlt mir etwas. Ich mag gerne Kartoffeln, aber esse eben nicht ausschließlich Kartoffeln.
    Es muss für mich gar nicht kompliziert sein, sondern im Gegenteil: ganz einfach. Aber in der Musik aus New Orleans und bei Musikern aus der dieser Stadt geht rhythmisch noch mehr ab, und auch harmonisch. Die Rhythmen sind mehr funky und die harmonischen Strukturen gehen weit über die Blues-Akkordfolge hinaus. Klar, das kann so kompliziert sein, wie Du es haben willst, aber das wichtige ist, dass es sich richtig anfühlt, dass Du tanzen willst, dass die Leute sich glücklich fühlen und aufstehen."
    Aufnahme vom 14.5.16 beim Bluesfestival Schöppingen
    Diese Sendung können Sie nach Ausstrahlung sechs Monate nachhören.