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Günstige Gesundheitsversorgung
Telemedizin für Indiens Slums

Wenn sich die Gesundheitsversorgung weltweit für alle Menschen verbessert soll, muss sie deutlich billiger werden - vor allem für Menschen in Entwicklungsländern. Indien zeigt wie es gehen könnte: mit Hilfe der Telemedizin.

Von Katharina Nickoleit |
    Die Sozialarbeiterin hält eine Patienten am Arm
    Sozialarbeiterin Ishrat Mahajan nimmt in den Slums die Daten der Patienten auf (Christian Nusch)
    Zwischen einem Slum in der indischen Millionenstadt Jaipur und einer viel befahrenen Hauptverkehrsstraße steht auf einem Parkplatz ein eHealth-Center, ein elektronisches Gesundheitszentrum. Der ausrangierte Überseecontainer ist von außen etwas verschrammt, doch innen sind auf gerade mal zwölf Quadratmetern zwei winzige, blitzsaubere Behandlungszimmer untergebracht, die von einer Klimaanlage gekühlt werden. Jshrat Mahajan bittet die erste der acht wartenden Patientinnen und Patienten herein.

    "Ich nehme die Beschwerden auf, mache die Untersuchungen und schaue in die Unterlagen."
    Die Untersuchungsgeräte passen in einen Rucksack
    Die Geräte, die sie für die Untersuchung braucht, passen in einen Rucksack. Er enthält unter anderem ein tragbares EKG, ein Blutdruckmessgerät und Geräte, mit denen sofort Eisenwerte und Blutzucker gemessen werden können. Jshrat Mahajan ist allerdings keine Ärztin, sondern eine Sozialarbeiterin, die lediglich eine Grundausbildung in Sachen Gesundheit hat.
    Nachdem sie alle Fragen gestellt und alle Untersuchungen durchgeführt hat, macht Jshrat Mahajan einen Skypeanruf in ein zehn Kilometer entferntes Krankenhaus. Auf dem Bildschirm erscheint eine junge Frau. Munmun Muhta ist die zuständige Ärztin und behandelt aus der Ferne.
    "Ich erfahre alles über die Symptome und kann Fragen zur Krankheitsgeschichte stellen. Außerdem kann ich die Mitarbeiter vor Ort bitten, einfache Tests für mich durchzuführen."
    Als Beispiel nennt sie einen Test, mit dem bestimmt werden kann, wie stark eine Person dehydriert ist.
    "Man zieht eine Hautfalte am Handrücken hoch und stoppt, wie lange die Haut braucht, um sich wieder zu glätten. Das macht die Assistentin, und dann weiß ich, wie schlimm die Dehydrierung ist."
    Telemedizin reduziert die Kosten enorm
    Munmun Mutha arbeitet für Narayana, eine Krankenhauskette, die sich darauf spezialisiert hat, Gesundheitsleistungen so günstig zu machen, dass sie auch für die Ärmsten bezahlbar werden. Bei der Kostenreduzierung ist Telemedizin ein wichtiges Instrument.
    "Die Einsparungen sind enorm und die Medizin wird außerdem zugänglicher. Wir haben ein Netzwerk von 30 Krankenhäusern. Jeder Patient kann in das nächste Hospital kommen und mit uns in Verbindung treten. Die Reise von Kalkutta nach Bangalore würde 32 Stunden dauern – für eine Untersuchung! Sie können sich also vorstellen, wie viel Zeit und Geld man mit diesem System sparen kann."

    Erklärt Dr. Amupana, die das Telemedizinstudio der Klinik in Bangalore leitet. Hier kommt diese Technik vor allem dann zum Einsatz, wenn ein Spezialist zu Rate gezogen werden muss.
    "Wenn ein Patient speziell mit Dr. Shetty sprechen möchte, kann er in unser Krankenhaus in Kalkutta gehen und die wöchentliche Telemedizin-Sprechstunde von Dr. Shetty besuchen. Er muss dann nur für die Operation hierher reisen."
    Bessere Versorgung für Patienten in Slums und auf dem Land
    Zurück in der Sprechstunde von Munmum Muhta. Die Ärztin kann die meisten gängigen Krankheiten aus der Ferne diagnostizieren. Wenn sie sich nicht sicher ist, zieht sie einen Facharzt hinzu und empfiehlt den Patienten im Zweifel, doch den Weg in eine Klinik auf sich zu nehmen.
    Mit der Telemedizin werden Patienten in Slums oder ländlichen Gebieten erreicht, die sonst nur im akuten Notfall zum Arzt gehen. Und der ist meistens weit weg.
    "Viele hoffen, dass sie von selber gesund werden. Oder sie gehen zu Quacksalbern. Da ist es besser, wenn sie in ein elektronisches Gesundheitszentrum kommen und von einem Arzt beraten werden."
    Um 30 bis 40 Patienten kümmert sie sich so täglich. Die Anrufe kommen Schlag auf Schlag, die junge Ärztin betreut vier Gesundheitszentren gleichzeitig.

    "Ich muss nicht durch die Gegend reisen, sondern kann von hier aus in einem Umkreis von 250 Kilometer Patienten sehen, die in die Zentren kommen. Es ist ein neues, futuristisches Konzept."
    Telemedizin ist nur eine von vielen Ideen, mit denen in Indien die medizinische Versorgung zugänglicher und vor allem günstiger gemacht wird.