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Hamburger Kunst-Projekt
Glück am Elbstrand

Was macht dich glücklich? Diese Frage stellt die Hamburger Künstlerin Jeannine Platz Passanten am Hamburger Elbstrand. Die Antworten verewigt sie in Kalligrafien direkt vor Ort an einer Mauer.

Von Ursula Storost |
    Liegestühle am Elbstrand in Hamburg
    Jeannine Platz fragt Spaziergänger am Fluss: Was macht dich glücklich am Elbstrand? (dpa/picture alliance/Bodo Marks)
    Jahrhundertsommer in Hamburg. Treffpunkt für Sonnenhungrige: der Elbstrand von Övelgönne. Feiner Sand, Blick auf große Pötte, knatternde Schlepper, Ausflugsboote. Und dazwischen: Jeannine Platz.
    "Entschuldigung, ich brauch mal eine Antwort von Ihnen. Was macht dich glücklich?"
    Jeannine Platz, zierlich, brünett, Pferdeschwanz, fröhliche Ausstrahlung. Geht auf einen Passanten zu.
    "Das kann ich mit einem Satz gar nicht beantworten. Freunde. Meine Freunde."
    Die Künstlerin und Kalligrafin Jeannine Platz hat sich das "Was macht dich glücklich- Projekt" ausgedacht. Weil sie eine der gammeligen Mauern am Elbstrand bemalen wollte. Und:
    "Ich war in der Woche in ziemlich vielen Cafés unterwegs und in jedem Café war die Zeitung aufgeschlagen und jeder hat sich Gedanken um Krieg gemacht. Und da hab ich gedacht, eigentlich fängt Frieden und Glück ganz klein an."
    Also fragte sie Spaziergänger am Fluss: Was macht dich glücklich am Elbstrand?
    Es waren eigentlich die kleinen Dinge, die glücklich machen. Das war die leichte Briese oder Hafenduft. Das Gefühl nach Hause zu kommen, Sonnenstrahlen auf meiner Haut, die kitzeln. Die Aussicht, der Sand, Entspannung oder mit meiner Frau im Arm liegen.
    Die Antworten hat sie als Kalligrafien auf zwei mächtige graue Eisentüren geschrieben, die zwischen zwei Strandcafés in eine verwitterte Mauer eingelassen sind. Mit einem dicken Filzer.
    "Sie hat eine schöne Schrift. So eine Schrift hätt ich auch immer gerne gehabt. Meine Mutter hat immer gesagt, Kind warum bist du so hässlich zu deinen Buchstaben. Du bist zu allen Dingen so gut. Aber zu deinen Buchstaben bist du so hässlich."
    Die dicht beschriebenen Wortbilder inspirieren. Und Jeannine Platz fragt weiter.
    "Na, was macht dich denn glücklich?"
    "Die Kunst, die Kunst macht mich glücklich. Die Kunst und die Freude und die Freiheit und die Emotion und die Liebe. Das ist das, was mich glücklich macht."
    "Das schreib ich dann gleich mal an die Wand."
    "Die Wellen angucken und am Strand rumtollen"
    Leute bleiben stehen, lesen, was die Künstlerin da schreibt und kommen miteinander ins Gespräch. Reden darüber, was sie selber glücklich macht. Am Elbstrand und auch sonst.
    "Mich macht glücklich am Elbstrand, wenn ich mit einem Kaffee am Strand stehe und mein Hund von links nach rechts hin- und her rennt und die Wellen verjagt. Und ich schön stehen kann und chillen und meinen Kaffee trinken kann."
    Uns auch Kinder haben Vorstellungen vom Glück.
    "Mich macht glücklich, die Wellen anzugucken und am Strand rumzutollen."
    Was Jeanine Platz sich da ausgedacht hat, bringt Menschen ins Gespräch.
    "Da hast du einiges gesammelt. Klasse. Das ist ja echt spannend. Und das sind alles Kommentare derer, die hier vorbeigegangen sind?"
    "Genau. Auf beiden Türen."
    "Schön, das find ich ja richtig schön. Sieht klasse aus. Spannend."
    Wenn sich Einer für den Anderen interessiert, bedeutet das Glück, sagt eine Frau.
    "Hier gibt's noch einen Kollegen, der schwimmt nur im Winter zwischen den Eisschollen. Der kommt hier morgens früh und taucht zwischen den Eisschollen ein. Das Gefühl, er lebt. Ja."
    Mein Wunsch ist, sagt Jeannine Platz, dass die Leute sich Gedanken machen über das Glück.
    "Und vielleicht den Lieben neben sich auch fragen, was dich denn glücklich macht. Dass man das einfach so in die Welt hinausträgt. Und das dann ein Stück vielleicht, das ist naiv gedacht aber ich glaub daran, dass es die Welt ein bisschen besser macht."