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Hoffnung auf studententaugliche Professoren

Texte, die einfach nur abgelesen werden, ohne sie wirklich mit Leben zu füllen: Das können Studenten häufiger erleben. Denn nicht immer sind gute Professoren auch gute Lehrer. Gemeinsam wollen vier Stiftungen die Lehre verbessern und haben dafür fünf Programme ins Leben gerufen, so auch das Jahresprogramm für Führungskräfte.

Von Dirk Biernoth | 25.09.2012
    Das neue an dem Programm: Es soll Rektoren, Dekane und Lehrende von Hochschulen ein Jahr lang regelmäßig zusammenbringen. Bisher gab es zwischen den Hochschulen kaum Austausch darüber, welche neuen Lehrmethoden es gibt, welche genutzt werden und ob sie funktionieren. Bei diesem Treffen will man den Austausch fördern und neue Ansätze entwickeln, um die Lehre zu stärken. Der Stifterverband möchte ein Problem vieler Unis lösen helfen: Die Lehre stehe nur selten im Mittelpunkt. Deshalb müsse es einen Mentalitätswechsel an den Hochschulen geben, sagt Programmleiterin Bettina Jorzig.

    "Auch, wenn sich da manches schon gebessert hat in den vergangenen Jahren. Um es sehr zugespitzt zu sagen, wird man immer noch zu dem Ergebnis kommen, dass Lehre an deutschen Hochschulen keinen besonders hohen Stellenwert hat und auf jeden Fall einen deutlich geringeren als die Forschung."
    Das liege vor allem am Ansehen und der Würdigung der Lehre. Kollegiales und öffentliches Ansehen erlangt ein Professor vor allem dann, wenn er exzellente Forschung betreibt und entsprechende Fördermittel einstreicht. Ob er darüber hinaus bereit und fähig ist, seinen Studierenden die Inhalte seines Fachs näher zu bringen, steht auf einem ganz anderen Blatt.
    "Dass man Studierende grundsätzlich erst mal ernst nimmt, ihnen auf Augenhöhe begegnet, sie nicht als Last empfindet und sagt: Ach, also wir haben hier immer nur diese Studentenmassen und die studieren das alles nur aus Verlegenheit und sind alle nicht studierfähig. Das ist jetzt natürlich ein bisschen holzschnittartig, aber an dieser Mentalität gilt es, etwas zu verändern."
    Auch an der Universität Duisburg-Essen gibt es Professoren, die ihre Arbeit lieber in die Forschung als in die Lehre stecken. Beim Allgemeinen Studierendenausschuss AStA hat man wenig Hoffnung, dass sich an dieser Mentalität etwas ändern wird. Vor allem freiwillige Programme nützten nicht besonders viel, sagt AStA-Sprecher Daniel Lucas.
    "Es gibt halt immer welche, die es sehr gut können. Und Leute, die es nicht sehr gut können. Wobei die, die es nicht sehr gut können, da ist dann auch die Frage, ob sie wirklich was daran ändern möchten."
    Jemand, der etwas daran ändern möchte, ist der Prorektor für Studium und Lehre an der Universität Duisburg-Essen. Franz Bosbach nimmt zurzeit am Jahresprogramm für Führungskräfte der Stiftungen teil. Er hofft, dass er sich auf den regelmäßigen Treffen mit anderen Hochschulmitarbeitern über neue Lehrmethoden austauschen kann.
    "Es ist zum ersten Mal möglich, dass man eine Vernetzung der Verantwortlichen im Bereich von Studium und Lehre tatsächlich herstellen kann und auf diese Weise einen Erfahrungsaustausch in Gang setzen kann, der bisher so nicht gegeben war."
    Die Lehrleistung sei an der Universität Duisburg-Essen inzwischen Teil der Zielvereinbarungen, die neue Professoren mit dem Rektorat schließen müssen. Außerdem werde gute Lehre an der Uni mit einem Preis gewürdigt, sagt der Prorektor.

    "Da schlagen die Studierenden jemanden vor. Es gibt andere auf Landes- oder Bundesebene. Die Stiftungen selber schreiben ja wiederholt Wettbewerbe aus, in denen man seine Fähigkeiten oder seinen Ideenreichtum in diesem Bereich unter Beweis stellen und auch auszeichnen kann."
    Bewertungsportale für Lehrende, Auszeichnungen und Preise stehen deutlich im Schatten der Exzellenzinitiative der Bundesregierung. Besonders attraktiv oder die Anstrengung lohnend scheinen sie zumindest nicht zu sein. Auch deshalb kritisiert Daniel Lucas vom AStA, dass die bestehenden Auszeichnungen nicht unbedingt zur Verbesserung der Lehrveranstaltungen beitragen - eben weil das Ansehen dieser Preise nur gering ist.
    "So wie ich es gehört habe, ist es den Leuten, die so etwas nicht bekommen, relativ egal, dass sie nicht damit ausgezeichnet werden. Es ist also ein kleines Zuckerbrot, für die, die es eh schon interessiert. Die, die es auch wirklich nicht so interessiert, wie ihre Lehre ist, die interessiert das dann leider auch nicht, dass sie nicht ausgezeichnet werden."
    Für die Studierenden ist die Initiative der Stiftungen für eine bessere Lehre ein guter Anfang. Sie wünschen sich darüber hinaus verpflichtende Seminare für die Professoren, die ihre Lehre nicht freiwillig verbessern wollen. Die Stiftungen stecken insgesamt 340.000 Euro pro Jahr in die fünf Programme. Ob dieser Versuch, die Lehre an deutschen Hochschulen zu verbessern, erfolgreicher ist als bisherige, muss sich allerdings erst noch zeigen.