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ILO-Bericht
Job-Unsicherheit nimmt weltweit zu

In vielen Ländern sind sichere Jobs eher die Ausnahme. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) berichtet, dass nur ein Viertel aller Erwerbstätigen weltweit einen sozial abgesicherten Arbeitsplatz hat. Drei Viertel sind dagegen in befristeten oder Zeitverträgen angestellt. Angesichts der prekären Situation warnt die ILO vor wachsender Armut.

Von Hans-Jürgen Maurus |
    Die Arbeitswelt verändert sich grundlegend und das zu einer Zeit, in der die globale Wirtschaft nicht genügend neue Arbeitsplätze schafft, heißt es gleich im ersten Satz des neuen Jahresberichts der internationalen Arbeitsorganisation ILO. Und diese Veränderungen sind keineswegs positiv. Schon die weltweiten Arbeitslosenzahlen sind ernüchternd, ja bedrückend. Mehr als 200 Millionen Menschen waren Ende 2014 ohne Job, 30 Millionen mehr als vor Beginn der globalen Finanzkrise 2008. Menschliche Kollateralschäden, die eigentlich ein gesellschaftspolitischer Skandal sind.
    Doch die ILO betont in ihrem neuesten Dokument einen anderen Trend: Die Arbeitsverhältnisse werden prekärer, Verträge über Vollzeitbeschäftigung nehmen ab, Teilzeitjobs und Kurz-Arbeiszeitverhältnisse dagegen zu. "Unsere zentrale Botschaft lautet", so ILO-Generaldirektor Guy Ryder, "dass das bisherige Standardmodell eines sicheren Arbeitsplatzes mit einem regulären Einkommen und einem unbefristeten Arbeitsvertrag immer weniger repräsentativ für die heutige Arbeitswelt ist".
    Report: over 60% of workers worldwide have no contract at all. http://t.co/sPfOvUGaBs pic.twitter.com/NWigrfLYFZ— ILO (@ilo) 19. Mai 2015
    Frauen am stärksten von prekären Arbeitsverhältnissen betroffen
    Und die ILO präsentiert Zahlen: Nicht einmal einer von vier Arbeitnehmern hat heute noch einen Arbeitsvertrag zum bisherigen Standardmodell. In Industriestaaten sinkt die Vollzeitbeschäftigung und in Entwicklungsländern gab es zwar Fortschritte, doch auch hier gibt es immer weniger Vollzeitstellen. Weniger als 40 Prozent der Erwerbstätigen mit Lohn oder Gehalt befinden sich in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis, so Generaldirektor Ryder, und dieser Anteil sinkt weiter. Von diesem enttäuschenden Trend sind Frauen einmal mehr am stärksten betroffen. Diese Transformation des Arbeitsmarktes führt zu weniger sozialer Absicherung, aber auch zu einer Divergenz zwischen Produktivität und Lohn. Die Produktivität steigt stärker, als die Löhne angehoben werden.
    Die Alternativen für Jobsuchende lauten Teilzeitjobs, Kurz-Laufzeitverträge, unbezahlte Kinderarbeit - die ILO spricht von der informellen Wirtschaft, besser müsste man von prekären Arbeitsverhältnissen sprechen. Mit weniger oder gar keinem Kündigungsschutz, geringeren Sozialleistungen und Bangen um den Arbeitsplatz. Die ILO erweckt den Eindruck, dass der Trend zu prekären Arbeitsverhältnissen kaum zu stoppen ist.