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Im Fadenkreuz
Spanien und der islamistische Terror

Spaniens Anti-Terror-Gesetze zählen zu den strengsten in der EU - doch das konnte die Anschläge von Barcelona und Cambrils nicht verhindern. Das Land spielt wegen seiner Historie in der Ideologie der Islamisten eine wichtige Rolle. Und es hat seit Langem eine aktive Dschihadisten-Szene.

Von Hans-Günter Kellner, Tilo Wagner und Ursula Welter | 18.08.2017
    Trauernde legen auf den Ramblas in Barcelona Blumen zum Gedenken an die Anschlagsopfer vom 17.8.2018 nieder und zünden Kerzen an
    Trauernde legen auf den Ramblas in Barcelona Blumen zum Gedenken an die Anschlagsopfer vom 17.8.2018 nieder (AFP / MAXPPP / Pascal Bonniere)
    Es ist eine bewegende Szene. Wo einen Tag zuvor noch der Fahrer eines Lieferwagens mit rasender Geschwindigkeit rechts auf die Ramblas abbog, wo vor allem Touristen flanieren, und mindestens 13 Menschen tötete, haben sich Tausende zu einer Schweigeminute versammelt - allen voran der spanische König Felipe VI. Am Ende vermischt sich unter dem Applaus der Ruf eines Mannes. "Ich habe keine Angst", ruft er. Immer mehr schließen sich ihm an. Der Ruf wird zur Antwort Barcelonas auf die Attentäter.
    Die Spanier sind leidgeprüft mit Anschlägen. Nach solchen Ereignissen rücken sie zusammen, geben sich gegenseitig Halt und wollen zeigen, dass der Terror keinen Keil in ihre Gesellschaft treiben kann.
    Schweigeminute in Barcelona für die Opfer der Terrorattacke
    Schweigeminute in Barcelona für die Opfer der Terrorattacke (AFP / Javier Soriano)
    Als nach den Anschlägen von Madrid 2004 islamistische Attentäter Bomben in S-Bahnen legten und dabei fast 200 Menschen töteten, unterschieden die Menschen genau zwischen Muslimen und Terroristen. Darum geht es jetzt auch, meint Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau:
    "Barcelona war immer eine Stadt des Friedens, des Dialogs, der Demokratie, eine mutige, offene und kosmopolitische Stadt. Und sie wird es bleiben!"
    Das heißt aber nicht, dass man blauäugig ist.
    Die Anschläge in Katalonien - einem der dschihadistischen Hotspots des Landes - seien ohne die langjährige Präsenz islamistischer Terroristen nicht zu erklären, schreibt etwa der Politologe Fernando Reinares in der Zeitung "El País". Reinares hat an der König-Juan-Carlos-Universität in Madrid einen eigenen Lehrstuhl zur Terrorismusforschung. Ein Viertel der fast 250 Menschen, die seit 2013 unter Dschihadismus-Verdacht verhaftet wurden, lebten im Großraum Barcelona, sagte der Experte erst vor wenigen Tagen bei der Vorstellung einer Studie über Dschihadismus in Spanien. Reinares sagte allerdings auch:
    "Spanien ist zwar unter den Ländern, in denen die meisten Leute verhaftet werden. Das heißt aber nicht, dass bei uns der Dschihadismus besonders ausgeprägt ist. Die spanische Polizei arbeitet seit den Anschlägen 2004 anders als in anderen Ländern. Seitdem interveniert die Polizei sofort, wenn sie Indizien hat, die eine Anklage rechtfertigen. Würde sie länger warten, hätte sie bestimmt mehr Beweise oder könnte die Terrorstrukturen aufdecken. Aber man zieht es vor, früh zu handeln. In anderen Ländern wartet man länger."
    Zu sehen sind Passanten und spanische Polizisten am 18.8.2017 im Urlaubsort Cambrils.
    Spanische Polizisten patroullieren am 18.8.2017 im Urlaubsort Cambrils (AFP / Jose Jordan)
    Spaniens Polizei verhaftet früh
    Denn eine Strafrechtsreform von 2015 - eine der strengsten der EU - ermöglicht der spanischen Justiz das frühe Einschreiten. Alleine der Besuch einer Internetseite mit terroristischem Hintergrund kann zur Festnahme führen, das Anwerben von Mitgliedern für eine Terrorgruppe ist jetzt ebenso eine Straftat wie die Ausbildung an der Waffe in einem ausländischen Trainingscamp.
    Die frühzeitigen Festnahmen mögen Anschläge vereitelt haben - 2008 verhinderte die Polizei einen Anschlag auf die U-Bahn von Barcelona - sie führen allerdings oft auch dazu, dass die Verhafteten nur zu kurzen Haftstrafen verurteilt werden und sich danach oft wieder in Terrorzellen eingliedern können, warnt Reinares. Seine Kollegin Carola García-Calvo hat untersucht, wer die Verhafteten eigentlich sind:
    "Wenn man die Täter von 2004 mit der heutigen Dschihadistenszene vergleicht, sieht man eine Entwicklung: Die 25 Täter von 2004 waren alle Männer. Das hat sich geändert, heute haben wir zwölf Prozent Frauen unter den Verhafteten. Das entspricht der Entwicklung in Europa. Wir haben heute zudem mehr als zehn Prozent Konvertierte, die es damals überhaupt noch nicht gab. Das macht das Thema komplizierter."
    Einfach gemacht hatten es sich Politiker und Medien 2004 auch bei der Einordnung der Attentäter von Madrid: Sie wurden gemeinhin als Kleinkriminelle beschrieben, die als Kleindealer zum Terrorismus gekommen seien. Das sei ein großer Irrtum, warnte Reinares schon damals. Sie seien vielmehr eng mit der hierarchischen Struktur von El Kaida verbunden gewesen. Auch heute werde die Einordnung mutmaßlicher Radikaler in die Terrornetzwerke unterschätzt, meint García-Calvo:
    "Das ist eine hierarchische Bewegung. Die einzelnen Mitglieder brauchen eine Struktur und wollen einer Organisation angehören, meist dem Islamischen Staat, aber auch immer noch El Kaida. Wir haben es also nicht mit Schläfern zu tun, einsamen Wölfen, sondern einer Organisation, die ihnen ihre Aufgaben zuordnet. Die meisten der Zellen sind mit dem Anwerben neuer Mitglieder beschäftigt, sie entsenden ihre Mitglieder auch in Konfliktregionen wie Syrien oder Irak. In Einzelfällen planen sie auch Anschläge in Spanien."
    Pläne mit tragischem Ausgang, wie wir heute wissen. Die strenge Hierarchisierung der Terrornetzwerke, die die spanischen Terrorforscher beschreiben, entkräftet auch die Vorstellung von der einsamen Anwerbung in sozialen Netzwerken. Diese Methode sei zwar wichtig, aber ohne persönliche Kontakte gehe es nicht.
    "Das Internet ist wichtig. Aber das persönliche Treffen ist aus einem Radikalisierungsprozess auch heute nicht wegzudenken. Charismatische Führungsfiguren, die Leute aus den Moscheen in ihre Wohnungen holen, Ausflüge in die Natur unternehmen. Das war damals so und ist noch heute so. Aus anderen Staaten wissen wir, dass sich Leute direkt in den Moscheen radikalisieren. In Spanien versuchen die Dschihadisten zwar, in den Moscheen Leute kennenzulernen, aber die Radikalisierung findet dann an anderen Orten statt - und auch in den Gefängnissen."
    Die spanische Polizei eskortiert am 8. Dezember 2015 in Mataro nahe Barcelona einen Marokkaner, der verdächtigt wird, mit der Terrormiliz Islamischer Staat kooperiert zu haben.
    Spaniens Polizei kann Terrorverdächtige frühzeitig verhaften - und nutzt diese Möglichkeit auch (picture alliance / dpa / EPA/QUIQUE GARCIA)
    Dschihadistische Hotspots in Afrika
    Große muslimische Gemeinschaften leben auch in Ceuta und Melilla, den beiden spanischen Enklaven in Nordafrika - und neben Katalonien die anderen sogenannten "dschihadistischen Hotspots".
    Hier haben jugendliche Muslime meist überhaupt keine Perspektiven, finden oft nur beim Militär einen Arbeitsplatz. Ihre Ausbildung an der Waffe ist für die spanischen Behörden ein großes Sicherheitsproblem. Auch einer der jetzt in Katalonien Festgenommenen stammt aus Melilla. Die Forscher sehen zwar keine Anhaltspunkte dafür, dass das Bildungsniveau oder die soziale Situation bei der Radikalisierung eine besondere Rolle spielen. Dennoch fordert Reinares, die Europäer müssten sich fragen, warum sich junge Muslime in Europa radikalisieren:
    "Das hat damit zu tun, dass die jungen Muslime aus der zweiten Einwanderergeneration sehr schlecht integriert sind. Die Kombination aus einer zweiten Generation mit ernsthaften Identitätskonflikten, die sich nirgends zugehörig fühlt, und dem wachsenden Einfluss der Salafisten in unserer Gesellschaft, die nicht verstehen wollen, dass Islam und demokratische Gesellschaft zusammengehören, fügt unseren Gesellschaften einen schweren Schaden zu."
    Reinares betont: Nicht dort, wo die meisten Muslime leben, ist die Terrorgefahr am größten. Spanien oder Italien gehörten zwar zu den fünf Staaten der Europäischen Union mit den meisten Muslimen, aber gemessen an der Gesamtbevölkerung und an der Entsendung von Kämpfern nach Syrien oder in den Irak würden mehr junge Menschen in Deutschland, Österreich oder Schweden radikalisiert als in Spanien.
    "Die Ausbreitung des Dschihadismus ist ein weltweites Phänomen, aber das betrifft vor allem Europa. Von allen ausländischen Kämpfern, die für den IS nach Syrien oder in den Irak gegangen sind, stammt ein Fünftel aus Westeuropa. Die europäischen Kämpfer im Alter zwischen 16 und 39 Jahren sind völlig überrepräsentiert in Syrien oder im Irak im Vergleich zu den Muslimen aus anderen Regionen dieser Welt. Wir haben also ein großes Problem im Irak. Aber es ist auch ein sehr ernsthaftes Problem für uns Europäer."
    Blumen stecken im Zaun vor der Gleisanlage des Madrider Bahnhofes in Gedenken an die Opfer des Terroranschlages 2004.
    Blumen im Angedenken an die Opfer des Terroranschlages vom 11. März 2004 in Madrid (AFP / Philippe Desmazes)
    Islamisten wollen iberische Halbinsel "zurückerobern"
    Die iberische Halbinsel besitzt schon längere Zeit eine symbolische Bedeutung in den bizarren Theorien islamistischer Terrorgruppen. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 hat der Chefideologe von El Kaida, Ayman al-Zawahiri, sich immer wieder auf ein Gebiet bezogen, das unter dem Namen Al-Andalus bekannt ist und große Teile der iberischen Halbinsel miteinbezieht. Auch die Terrorgruppe Islamischer Staat hat diese geografischen Koordinaten in ihre Ideologie mit eingebunden.
    Der Islamische Staat versteht sich als Kalifat und bezieht sich damit auf die Ursprünge islamischer Regierungsformen. Im siebten Jahrhundert gründeten die Umayyaden das erste Kalifat, in dem der Kalif als Stellvertreter Gottes gleichzeitig die weltliche und geistliche Führerschaft übernahm. Im Jahr 711 begannen die Umayyaden ihren Feldzug auf der iberischen Halbinsel. Fast 800 Jahre lang standen große Teile der heutigen Länder Spanien und Portugal unter muslimischem Einfluss, und die Spuren dieser Epoche sind insbesondere in Spanien greifbar, zum Beispiel in der Moschee von Córdoba oder in der Festung Alhambra in Granada.
    Der portugiesische Politikwissenschaftler und Terrorexperte Felipe Pathé Duarte glaubt, dass in der Propaganda des Islamischen Staates der Anspruch auf eine erneute Eroberung der iberischen Halbinsel eine wichtige Rolle spiele:
    "Das Gebiet Al-Andalus, also das heutige Spanien und Portugal, war im achten Jahrhundert Teil des Kalifats. Deshalb wird der Islamische Staat immer einen Machtanspruch auf diese Region erheben. Die Dschihadisten fühlen sich im Recht, die Christen von der iberischen Halbinsel wieder vertreiben zu können."
    Das Kalifat von Córdoba
    Der Bezug der Terrorgruppe auf Al-Andalus zeigt jedoch, wie willkürlich und perfide der IS mit der Vergangenheit umgeht. Denn diese Region gilt für viele Wissenschaftler als ein historisches Beispiel, wie Muslime, Christen und Juden friedlich miteinander zusammenlebten. Gleichzeitig ist das Kalifat von Córdoba auch in der muslimischen Welt als "Goldenes Zeitalter" bekannt, in der die Stadt zur weltweit größten Metropole angewachsen sein soll, mit einer 400.000 Werke umfassenden Bibliothek.
    Der Wunsch der muslimischen Herrscher aus jener Zeit, in Andalusien ein weltweites Zentrum für Wissenschaft, Literatur und Philosophie zu schaffen, steht im krassen Gegensatz zu der gegen die Ideale der Aufklärung gewandten Ideologie des IS.
    "Nicht nur Al-Andalus, sondern die ganze Geschichte der Kalifate hat rein gar nichts mit dem Islamischen Staat zu tun. Der IS bezieht sich auf den Islam, aber ist nicht islamisch, sondern einfach eine Gruppe, die sich auf Terror, Zerstörung und Mord stützt, um ihre Strategie gewaltsam umzusetzen. Das Kalifat und Al-Andalus stehen für die territorialen Ansprüche, die der IS erhebt, frei nach dem Motto: Hier gab es mal eine muslimische Herrschaft, also wollen wir diese Gebiete wieder besetzen."
    Welche Rolle die Idee eines Kalifats, das die iberische Halbinsel umfasst, in der aktuellen Strategie des IS wirklich spielt, scheint auch nach den Anschlägen von Barcelona und Cambrils nicht ganz klar zu sein.
    António Nunes, Präsident des unabhängigen Instituts für Sicherheit, Kriminalität und Terrorismus, OSCOT, hat seine Zweifel, ob ein neuer Islamischer Staat in den Grenzen des achten Jahrhunderts wirklich die zentrale Idee in der politischen Ideologie des IS darstellt:
    "Das Kalifat ist ein Idealzustand, ein Projekt, das der IS in ferner Zukunft verwirklichen will. Aber das hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Denn wenn die Schaffung des Kalifats wirklich eine so hohe Bedeutung hätte, dann würde die Terrorgruppe ihre Aktionen nur auf dieses historische Gebiet begrenzen. Das ist aber nicht der Fall. Das Kalifat als Teil einer politischen Ideologie spielt zurzeit keine wichtige Rolle in der Strategie des IS. Es ist ein Traum, der sich nicht verwirklichen lässt."
    Der allerdings immer wieder zu blutigen Attacken in Europa führt, zuletzt in Spanien. Ministerpräsident Mariano Rajoy will sich nicht geschlagen geben:
    "Wir Spanier kennen leider den furchtbaren Schmerz, den Terrorismus mit sich bringt. Wir haben Schläge wie diese in unserer jüngsten Geschichte erlebt, aber wir wissen auch, dass man Terroristen besiegen kann."
    Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy
    Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy bekräftigt Widerstand gegen den Terror (dpa /Europa Press)
    Spanien in der Anti-Terror-Allianz
    Spanien macht sich keine Illusionen: Die Terrorgefahr ist und bleibt hoch. Das Land steht auf den Listen, wenn Geheimdienste in den Sommermonaten vor islamistisch motiviertem Terror warnen, der die westliche Lebensweise, die Lebensadern, den Tourismus treffen will.
    Und Spanien wird von seinen Partnern im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus gefordert. Als Premier Mariano Rajoy Ende 2015 Paris besuchte, da hatten die Bilder der Attentate auf die französische Hauptstadt in Madrid gerade traumatische Erinnerungen wach gerufen. Erinnerungen an die Anschläge auf die Vorortzüge der spanischen Hauptstadt im Jahr 2004.
    Als Rajoy also Ende 2015 nach Paris kam, wurde er konfrontiert mit der Bitte der Franzosen, Beistand im Anti-Terrorkampf zu leisten. Der damalige französische Verteidigungsminister drängte, die Haltung Spaniens - das sich im Wahlkampf befand - schien ihm zu zögerlich.
    Immer wieder betonte Jean-Yves le Drian: Frankreich brauche die befreundeten Staaten für seine eigene Sicherheit. Paris hatte nach den Attentaten im Herbst 2015 von einem "Europäischen Bündnisfall" und damit von Beistandspflicht gesprochen.
    Im Irak engagierte sich Spanien bereits in der Internationalen Koalition gegen den IS. Die mehr als 400 spanischen Soldaten spielen bis heute eine wichtige Rolle beim Training und der Ausbildung der Irakischen Armee und von Spezialeinheiten. Und die Türkei wird mit einem Patriot-Raketenabwehrsystem unterstützt, gegen mögliche Angriffe aus Syrien.
    Auf das Drängen Frankreichs bot Madrid an, die Franzosen in Mali und Zentralafrika zu entlasten. Aber am direkten Kampf gegen den IS-Terror in Syrien wolle man sich nicht beteiligen, sagte der damalige spanische Innenminister Jorge Fernández Díaz im November 2015 dem TV-Sender Telecinco.
    "Natürlich müssen wir uns verteidigen. Deshalb gibt es die Anti-IS-Koalition, in deren Rahmen Spanien an der Seite seiner Verbündeten steht. Spanien beteiligt sich, wie es die Koalition vorsieht, im Rahmen seiner Möglichkeiten - gemäß internationalem Recht und im Einklang mit den Vereinbarungen innerhalb der EU. Momentan erwägt Spanien keine Bombenangriffe auf Syrien. Wir beteiligen uns im Rahmen der Anti-IS-Koalition. Und besonders wichtig ist uns, Frankreich zu unterstützen."
    Proteste gegen Militäreinsätze
    Aber diese Unterstützung hatte - auch aus innenpolitischen Gründen - ihre Grenzen. In vielen Städten Spaniens hatte es Proteste gegeben, die Bewegung "Nicht in unserem Namen" sammelte Unterschriften gegen den militärischen Einsatz der Europäer im Kampf gegen den IS und verwies auf die Gewaltspirale, die zivilen Opfer, die jeder Krieg koste.
    Bis heute engagiert sich Spanien nicht im direkten Kampf gegen den IS. Dennoch gehört das Land nach wie vor der Anti-IS-Koalition an, die 2014 unter dem damaligen Präsidenten Obama, mit Bombardierungen gegen den sogenannten Islamischen Staat im Irak begonnen hatte. 73 Staaten sind nach Angaben Washingtons Teil des Bündnisses.
    Der Erfolg dieser Koalition sei jedoch bescheiden, schrieb der französische Nahostexperte, Jean-Pierre Filiu, nach den Anschlägen in Spanien auf seinem Internet-Blog.
    Das Pentagon, so erinnert der Professor an der Hochschule für Politische Wissenschaften, Sciences Po in Paris, habe bislang knapp 25.000 Luftschläge gegen den IS im Irak und in Syrien registriert, und die Bodenkämpfe in Mossul und Rakka seien zäh und verlustreich gewesen. Die Terrorgefahr in Europa sei durch die Bemühungen der Anti-IS-Koalition aber nicht gesunken, meint der Experte. Im Gegenteil.
    Spur des Terrors in Europas Metropolen
    Und die Abfolge der Anschläge untermauert die These: Paris im November 2015, Nizza im Juli 2016, danach Berlin, in diesem Jahr zwei Anschläge in London, einer in Stockholm und nun Barcelona und Cambrils. Inzwischen wird eine größere Terrorzelle hinter den Anschlägen vermutet.
    Die trauernde Bevölkerung in Spanien zeigt der Bedrohung am Tag danach jedenfalls die Stirn. Der Applaus, der durch die Innenstadt Barcelonas schallte, war ein Zeichen des Widerstands gegen den Terror.
    Und die Haltung der Menschen ist klar, wenn sie rufen: "No tinc por" - "Ich habe keine Angst!"