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Internationaler Frauentag
"Frauen auf Nebenrolle reduziert"

Anlässlich des internationalen Frauentages wird in der Presse unter anderem über die Frauenquote diskutiert. Für die Zeitung "Schleswig Holstein am Sonntag" ist die Quote schlicht "ein Bevormundungsgesetz". Die französische Zeitung "Le Monde" stellt fest, dass Frauen in den Medien oft auf Nebenrollen und "Schattenfiguren in einer Männerwelt" reduziert werden.

08.03.2015
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    Die Frauenquote sorgt am Internationalen Frauentag für Diskussionen ( Jan-Philipp Strobel/dpa)
    "Die Frauenquote offenbart das Fehlen einer wirklichen Opposition", meint die Zeitung "Schleswig-Holstein am Sonntag. "Ohne eine einzige Gegenstimme wurde dieses neuerliche Bevormundungsgesetz im Bundestag beschlossen. Die Gegner aus der Union haben sich feige in die Büsche geschlagen; Grünen und Linken geht die staatliche Gängelung ohnehin nie weit genug. Eine Partei, die Freiheit und Eigenverantwortung verteidigt, gibt es im deutschen Parlament nicht mehr", heißt es im "Schleswig Holstein am Sonntag", der in Flensburg erscheint.
    "Um die Gleichstellung der Frauen zu erreichen, gilt es, mehr Männer für das Projekt Gleichstellung zu gewinnen", ist der "Tagesspiegel" überzeugt. "Das wird nicht leicht. Die starke Frauenpolitik der vergangenen Jahre hat bei vielen ein Gefühl der Defensive hervorgerufen. Es gibt die, die sich als 'alte weiße Männer' zum gesellschaftlichen Auslaufmodell degradiert fühlen. Und es gibt die Jüngeren, die fürchten, vor lauter 'Diversity' den Aufstieg zu verpassen. Die Befürchtung ist unbegründet. Es wird genügend Arbeit für alle geben", betont der "Tagesspiegel" aus Berlin.
    Die französische Zeitung "Le Monde" befasst sich anlässlich des Internationalen Frauentags damit, wie Frauen in den Medien dargestellt werden - nämlich, Zitat, "als Schattenfiguren in einer Männerwelt. Sie sind auf Nebenrollen reduziert, und sie kommen nur in 25 Prozent aller Nachrichten vor. Außerdem wird sehr viel häufiger als bei Männern ihr Aussehen und ihr Familienstand erwähnt. Journalisten sollten deshalb nicht nur ihre Berichterstattung über Frauen in Frage stellen. Es geht auch um die Organisation der Medien. Frauen stoßen dort auf unsichtbare Barrieren, wenn es um Führungsposten geht. Die Aufgaben sollten gerechter zwischen Männern und Frauen verteilt werden", fordert "Le Monde" aus Paris.
    Der britische "Idependent" aus London unterstreicht: "Der Kampf für Gleichberechtigung betrifft nicht allein die Frauen. Es geht vielmehr darum, dass jeder in der Lage sein muss, das beste aus sich und seiner Qualifikation zu machen. Davon profitieren wir am Ende alle."
    Die ruandische Zeitung "The New Times" ist positiv gestimmt, was das eigene Land angeht: "Am heutigen Weltfrauentag haben Frauen in Ruanda deutlich mehr zu feiern als andere. Wie viele andere Gesellschaften in Afrika war auch die ruandische traditionell patriarchal, und Frauen wurden lange als geringerwertig angesehen. Das ist inzwischen Geschichte. Ruanda ist ein Musterbeispiel der Gleichberechtigung. In keinem anderen Land sitzen so viele Frauen im Parlament, und 40 Prozent der Kabinettsmitglieder sind weiblich - deutlich mehr also, als die in der Verfassung verankerte Frauenquote von 30 Prozent es vorschreibt. Nun ist es an den Frauen selbst zu beweisen, dass ihr Erfolg vor allem mit ihrer Leistung zusammenhängt - damit wir die 30-Prozent-Quote in Zukunft nicht mehr brauchen." Das war "The New Times" aus Kigali.
    Gabriel in Saudi-Arabien
    Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel besucht an diesem Wochenende Saudi-Arabien. Dazu schreiben die LÜBECKER NACHRICHTEN: "Auf der Welt gibt es mehr Diktaturen und autokratische Regimes als Demokratien. Wollten wir nur zu denen Beziehungen pflegen, könnten wir Außenpolitik und Handel weitgehend einstellen. Dazu kommen die besonderen Verhältnisse in dieser Region. Für die arabische Welt gilt: Schlimmer geht immer. Libyen ist nach Gaddafi zur Beute von Warlords und Islamisten geworden. In Syrien wird der Schlächter Assad von den IS-Terroristen an Grausamkeit noch übertroffen. Da erscheinen die saudischen Islam-Ultras als das kleinere Übel. Zerbricht ihre Herrschaft, dürfte ein weiteres Land zum Pulverfass werden. Das lässt auch Rüstungsexporte in einem anderen Licht erscheinen", finden die "Lübecker Nachrichten".
    "Deutschland hat ein grundsätzliches Interesse daran, dass eine intakte Ordnungsmacht die heiligen Stätten des Islam in Mekka und Medina hütet", stellt auch die Zeitung "Sonntag Aktuell" fest, die in Stuttgart erscheint. "Wären diese umkämpft, würde das weltweit Konflikte schüren. Was auch bedeutet: Nicht jeder Rüstungsexport nach Saudi-Arabien ist des Teufels. In den Rang eines Partners rückt das Ölprinzen-Reich damit allerdings noch lange nicht. Voraussetzung dafür wären gemeinsame Wertvorstellungen."
    Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" erinnert, der Minister habe: "vor seiner Reise mitgeteilt, Saudi-Arabien bekomme derzeit keine schweren Rüstungsgüter mehr geliefert, also beispielsweise keine Panzer. Gabriel erscheint auf diese Weise ein bisschen als Friedenskanzler. Das Problem dabei ist, dass der Frieden in der Region nicht zuletzt an Wohl, Wehe und Bewaffnung des saudischen Königshauses hängt. Saudi-Arabien wird im Kampf gegen den Terror des 'Islamischen Staats' gebraucht, als Gegengewicht zu Iran, als stabile Plattform in der wankenden Region. Dazu gehören auch Waffen und Ausrüstung. Es ist schön, moralische Grundsätze zu haben. Man muss sie aber gelegentlich der Weltlage anpassen. Gabriel weiß das, sagt es aber nicht. Leider", notiert die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung".
    Terroranschlag in Mali
    Zum Schluss noch eine Stimme zum gestrigen Terroranschlag in Mali mit fünf Toten. Die französische Zeitung "Dernières Nouvelles d'Alsace" bemerkt: "Das Attentat im Herzen der malischen Hauptstadt Bamako ist eine klare Warnung an die dort lebenden Europäer. Sie sind zur Zielscheibe geworden. Acht Monate nach dem Ende des französischen Militäreinsatzes gegen die Dschihadisten, die 2012 das Land fast in ihre Gewalt gebracht hätten, ist die Gefahr noch nicht gebannt. Im Gegenteil. Der Norden Malis wird weiterhin von bewaffneten Banden bedroht, und die Gewalt hat sich nun auch nach Süden verlagert. Bisher war Bamako verschont geblieben. Doch heute ist die Stadt nicht mehr die Oase der Sicherheit, die sie einmal war." Sie hörten einen Kommentar der Zeitung "Dernières Nouvelles d'Alsace" aus Straßburg.