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Irland
Grünes Land mit dreckigem Wasser

Sie werden als irische Wasserrebellen tituliert. Ganz normale Iren, die nicht bereit sind, eine Wassergebühr für ihr teilweise von Bakterien verseuchtes Wasser aus dem Hahn zu zahlen. Einen Wasserzähler, wie ihn die EU fordert, wollen sie auch nicht haben. Der irische Wasserversorger Irish Water versucht nun, die Menschen umzustimmen.

Von Friedbert Meurer |
    Tausende von Menschen besuchen eine Anti-Wassergebühren-Demonstration in Dublin
    Tausende von Menschen besuchen eine Anti-Wassergebühren-Demonstration in Dublin (imago/Artur Widak)
    Wir zahlen nicht, auf keinen Fall - rufen tausende von Demonstranten in Dublin und anderen irischen Städten. Und sie zahlen wirklich nicht. 56 Prozent aller Iren haben zuletzt ihre Wasserrechnung nicht bezahlt – die erste, die sie im Leben überhaupt erhalten haben.
    "Wir Rentner haben doch nichts, was wir noch bezahlen könnten."
    Ich würde es ja bezahlen, wenn wir denn ein Wassersystem hätten, das funktioniert. Im Moment geht es denen doch nur darum, Geld für den Haushalt einzunehmen.
    Irland gehört zu den wenigen entwickelten Staaten, in denen das Wasser nichts kostet. Warum soll sich das ändern, fragen viele? In Irland regne es doch soviel, müssen wir demnächst auch noch für die Luft bezahlen?
    Der Wasserboykott hunderttausender von Iren wirkt im Ausland bizarr, aber er hat einige Gründe. Irland begeistert viele Touristen wegen seiner unberührten Natur – aber das Wasser sollte man in einigen Regionen lieber nicht trinken. Es ist mit Bakterien verseucht, die Iren schleppen dort lieber Wasserkanister aus dem Supermarkt nach Hause. Warum also auch noch bezahlen?
    Wassergebühren erzürnen Iren
    Genau, um die Wasserqualität zu verbessern, dafür werde die neue Wassergebühr gebraucht, meint Professor John Fitzgerald vom Trinity College in Dublin:
    "Die Wasserqualität ist teilweise so schlecht, dass man es nicht trinken kann. Jede Region hatte ihre eigene Wassergesellschaft, die haben es nicht hinbekommen. Irish Water als neue zentrale Instanz kann das hinbekommen, zu weniger Kosten. Das alte System war einfach zu teuer. "
    Die Kunden trauen Irish Water aber nicht, und lassen deren Wasserzähler-Installateure reihenweise nicht in ihr Haus. Ohne Wasserzähler würden die Iren aber nicht dazu angehalten, Wasser zu sparen – sagt die Regierung. Man müsse den Iren nicht beibringen, wie sie sorgsam mit Wasser umgehen müssen – schallt es zurück. Vielleicht werde Irish Water am Ende ja auch noch privatisiert.
    Wasserzähler wird zum Machtkampf
    Die Iren haben seit der Finanzkrise viele Sparmaßnahmen bereitwillig mitgetragen – die Gläubiger der EU verlangen jetzt auch die neuen Wasserzähler, aber sie sind im Wortsinn der Tropfen, der das Fass jetzt zum Überlaufen bringt.
    "Diese Regierung sagt den Leuten, bezahlt das auch noch. Den arbeitenden Leuten, die wenig haben. Schande für euch! ruft Mary Lou McDonald von der oppositionellen Sinn Fein. Ihr habt keine Ahnung davon, wie ihr Kampf ums alltägliche Leben aussieht."
    "Die Regierung hat das Gesetz so reformiert, dass es tragbar ist – entgegnet Joan Burton, die irische Vize-Ministerpräsidentin. Wir unterscheiden zwischen denen, die nicht zahlen wollen, sondern sich ihre Wasserrechnung von anderen bezahlen lassen wollen. Und auf der anderen Seite denen, die wirklich nicht bezahlen können."
    Aber die konservative irische Regierung steht unter immensem politischen Druck.
    Zum Beispiel von den Vermietern, die per Gesetz dafür sorgen sollen, dass ihre Mieter ihre Wasserrechnung zahlen.
    "Wir könne das Problem nicht lösen, klagt der Sprecher der Hauseigentümer. Das ist ein bürokratischer Albtraum. Wir müssen die Kaution verdreifachen, dann geht das vielleicht. "
    Die Regierung kommt ihren Kritikern entgegen: Die ursprünglich im Extremfall vorgesehene Haftstrafe für hartnäckige Zahlungsverweigerer wurde gestrichen. Frühestens wenn ein Jahr lang nicht bezahlt wird, gibt es moderate Strafgebühren: 60 Euro für einen Haushalt. Die Jahresrechnung darf höchsten etwa 260 € betragen.
    Alle die sich rechtzeitig angemeldet haben, bekamen 100 Euro Startguthaben geschenkt. Und zuletzt wurde sogar eine Flatrate eingeführt, unabhängig vom Wasserverbrauch. Das nimmt aber alles den irischen Wasserrebellen nicht den Wind aus den Segeln: Für den 29. August haben sie wieder eine Großdemonstration in Dublin angemeldet.
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