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Is was?! Aufreger der Woche
“Öhm, is there anything else?"

Facebook-Chef Mark Zuckerberg benahm sich in Brüssel wie der kleine Junge, der sich beim Nachbarn für die eingeschmissene Fensterscheibe entschuldigt. Und EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani hat sich auch nicht wirklich als der große Zuckerberg-Griller empfohlen.

Von Philipp Walulis | 25.05.2018
    Eine Fotomontage zeigt Mark Zuckerberg als Star Trek Crew-Mitglied vor dem US-Kongress.
    Das Netz lacht über Mark Zuckerberg - als Star-Trek-Crew-Mitglied (Twitter-Fotomontage von Manolete John Cardia (@MJGarciaKCMO))
    Mark Zuckerberg: "It’s good to be back in Europe."
    Da saß er: Mark Zuckerberg, der Tech-Milliardär im Anzug neben all den mächtigen Politikern. Er wirkte wie der Nachbarsjunge, der sich dafür entschuldigen muss, dass er mit einem Fußball die Fensterscheibe eingeschossen hat. Und der in einer sorgsam vorbereiteten Ansprache erklärt, was er alles geplant hat, damit das nie, nie, nie wieder vorkommt. Ehrlich.
    Der Plan von Parlamentspräsident Antonio Tajani: "Senior Zuckerberg" solle Rede und Antwort stehen. Rausgekommen ist aber mehr Rede als Antwort. Sicherheitslücken, Fake News und Userdatenabschöpfung durch andere Unternehmen.
    Mark Zuckerberg: "That was a mistake and I’m sorry for it."
    Ja, Schwamm drüber, kann passieren. Ist halt mal die Maus ausgerutscht.
    Antwortgeblubber
    Das Format für die Brüsseler Runde hatte er geschickt gewählt: erst 45 Minuten alle Fragen auf einmal und dann einen geblubberten Antwortblock zurück, in dem er kritische Punkte rhetorisch virtuos überging: "Öhm, is there anything else? Öhm."
    Oh Mann, wäre ich auf diese Taktik doch nur bei meinem Mathe-Abi gekommen! Drei Seiten konkrete Rechenaufgaben, als Antwort dann aber einfach: "Ja, Mathe ist sehr wichtig, liegt mir extrem am Herzen, und ich werde alles tun, um gemeinsam mit meinen Mitschülern die Welt durch Mathe zu verbessern. Wiedersehen!"
    Und Parlamentspräsident Antonio Tajani hat sich leider auch nicht wirklich als der große Zuckerberg-Griller empfohlen.
    Antonio Tajani: "The problem is the timing, there is a flight."
    Die Schonfrist ist vorbei
    Naja, vielleicht musste er auch nur schnell heim, um noch seine Homepage für die Datenschutz-Grundverordnung fit zu machen. Da ist ab heute die Schonfrist vorbei.
    Im Moment hat sie aber erst mal vielen vor Augen geführt, was für Newsletter sich über die Zeit so angesammelt haben: Vom großen Unternehmen bis zur "Troisdorfer Tee-Truhe": Sie alle brauchten in den vergangen Tagen unsere Zustimmung, auch weiterhin den Posteingang mit "attraktiven Angeboten" verstopfen zu dürfen. Denn die Abmahnanwälte wittern bereits den schnellen Euro, wenn kleine Unternehmen oder Vereine nicht genau wissen, ob jetzt ein Häkchen in einem Formular reicht oder ob sie doch lieber gleich ihr gesamtes Internet abschalten sollten.
    Gut, wahrscheinlich ist das alles Panikmache wie beim Millennium-Bug. Und keine Angst: Sollte trotzdem der Abmahn-Anwalt vor der Tür stehen, kann man sich immer noch wie die Großen aus dem Staub machen.
    Antonio Tajani: "There is a flight."