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Jazz Live
Tomasz Stanko New York Quartet

Tomasz Stanko gehört zu jenen Virtuosen auf seinem Instrument, für die das so oft gebrauchte Klischee des "eigenen Sounds" wirklich gelten kann. Mit seiner Tonbildung, seiner Phrasierung setzt sich der 72-Jährige vom Gros der Jazztrompeter deutlich ab.

Von Harald Rehmann |
    Tomasz Stanko spielt auf seiner Trompete am 01.07.2012 beim Jazz Baltica in Niendorf.
    Tomasz Stanko hat ein feines Gespür für klare Strukturen. (picture-alliance / dpa-ZB / Lutz Knauth)
    Die Trompete ist für ihn ein Mittel zur Übertragung und Erweiterung jener Möglichkeiten, wie sie die menschliche Stimme bietet – lebendig, ausdrucksstark, inhaltsvoll und vor allem emotional. Ein polnischer Kritiker bescheinigte dem Spiel seines Landsmannes "eine wunderbare Artikulation ... Lyrizismus und messerscharfe Tonbildung sind hier kein Widerspruch, sondern bilden eine natürliche Symbiose."

    Joachim-Ernst Berendt bezeichnete den Trompeter einst als "weißen Ornette Coleman". Andere wiederum bescheinigen Stanko ein feines Gespür für klare Strukturen in offenen, transparenten Klangräumen. Bemerkenswert ist, dass sich die Musik des Polen in den letzten Jahren im Hinblick auf kompositorische Stringenz und Ausdrucksintensität immer noch weiterentwickeln konnte; Spiel und Gruppenkohärenz scheinen sich von Konzert zu Konzert zu steigern, so der Eindruck vieler Zuhörer.
    Da waren sich auch Publikum wie Kritiker nach dem Auftritt Stankos mit seinem aktuellen Quartett im Londoner Barbican einig, das er mit Topinterpreten der New Yorker Szene bestückt hat.