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Johannes Geiss gestorben
Apollo 11, der Mond und die Schweiz

Als der US-Astronaut Buzz Aldrin 1969 die Oberfläche des Mondes betreten hatte, rammte er als erstes nicht die US-Flagge in den staubigen Boden, sondern ein Sonnenwind-Experiment aus der Schweiz - um Teilchen des Sonnenwinds einzufangen.

Von Dirk Lorenzen | 24.03.2020
Noch vor dem Aufstellen der Flagge: Buzz Aldrin entrollt das Sonnenwind-Experiment auf dem Mond
Noch vor dem Aufstellen der Flagge: Buzz Aldrin entrollt das Sonnenwind-Experiment auf dem Mond (NASA)
Das war auch eine Art Flagge: An einer Teleskopstange war ein Stück Aluminiumfolie befestigt, 30 Zentimeter breit und 1,5 Meter lang.
Damit wollte die Forschergruppe um Johannes Geiss von der Universität Bern Teilchen des Sonnenwinds einfangen. Der Sonnenwind pustet stets von der Sonne weg durch das Planetensystem.
Untersuchung nur im Weltraum möglich
Weil Magnetfeld und Atmosphäre die Sonnenwindteilchen von der Erdoberfläche abhalten, ist so eine Untersuchung nur im Weltraum möglich. Es erscheint bis heute unglaublich, dass das Schweizer Forschungsteam die NASA überzeugen konnte.
Nach 77 Minuten packte Buzz Aldrin die Aluminiumfolie wieder ein – die Teleskopstange steht noch heute auf dem Mond. Nach Apollo 11 flog dieses einzige nicht-amerikanische Apollo-Experiment noch fünf weitere Male zum Mond.
Helium, Neon und Argon nachgewiesen
Johannes Geiss und sein Team haben im Labor in Bern auf der Folie unter anderem Helium, Neon und Argon nachgewiesen. Es war die erste direkte Messung von Teilchen des Sonnenwinds.
Mit der Auswertung der Daten hat sich das Schweizer Team sehr viel Zeit gelassen. Der abschließende Fachartikel erschien erst 2004, 35 Jahre nach den ersten Apollo-Messungen.
Johannes Geiss, der Grandseigneur der Schweizer Weltraumforschung, ist Ende Januar im Alter von 93 Jahre gestorben.