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Junge Islamkonferenz
Gemeinsam Ängste abbauen

Vorurteile bekämpfen, Ängste abbauen, den Dialog zwischen jugendlichen Muslimen und Nicht-Muslimen fördern: Das ist das Ziel der Jungen Islamkonferenz. Seit 2011 treffen sich Jugendliche aus dem gesamten Bundesgebiet einmal jährlich zum Dialog. Schwerpunktthema in diesem Jahr: der zunehmende Rechtspopulismus.

Von Kemal Hür | 25.03.2017
    Eine junge Muslimin saß bei der Islamkonferenz 2012 mit dabei, als Politiker, Gesellschafts- und Religionsvertreter diskutierten.
    Junge Muslime möchten sich mehr in die Diskussion über den Islam in Deutschland einbringen. (picture alliance / dpa / Wolfgang Kumm)
    "Gehst du gerne ins Kino? – Gerne. Und jetzt machst du irgendwas für mich. – Hast du mehr als drei Geschwister? – Nein, leider nicht. Das sucht jeder, finden wir aber nicht."
    Kennenlernspiel in einem Konferenzraum des Bundestages. 40 junge Frauen und Männer aus dem gesamten Bundesgebiet sind hier zusammengekommen. Ihr Ziel: den Dialog zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen stärken. Die 21-jährige Jura-Studentin Hannah Wolf kommt aus einer nichtreligiösen Familie aus Kiel.
    "Dass ich mich mit Menschen auseinandersetze, die ganz unterschiedliche kulturelle Hintergründe haben, also religiös anders geprägt sind als ich, das ist total normal in der Gesellschaft und gerade in Deutschland gang und gäbe. Und deswegen finde ich es überhaupt nicht besonders, dass ich bei der Jungen Islamkonferenz bin."
    Was für die meisten Jugendlichen wie Hannah Normalität ist, muss in der Gesamtgesellschaft aber noch erreicht werden; denn es gebe noch massive Vorurteile, sagt Nina Prasch, die Leiterin der Jungen Islamkonferenz.
    Vorurteile bekämpfen und aufklären
    "Was wir immer wieder von den Teilnehmenden hören, ist, dass sich als deutsch empfindenden Musliminnen und Muslime immer wieder hinter einer Glaswand ausgegrenzt fühlen, dass sie zwar hier geboren sind, fließend Deutsch sprechen und trotzdem gefragt werden: Und woher kommst du? Das ist immer noch in ganz vielen Köpfen drin, jemand, der ein Kopftuch trägt oder der arabisch aussieht, der kann nicht deutsch sein."
    Die populistischen Parteien setzen auf diese Vorurteile und schüren sie, sagt Hannah Wolf.
    "Ich glaube, das Problem, das wir aktuell in Deutschland haben, ist, dass ganz viel übereinander geredet wird, aber nicht miteinander. Dass man zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern eine Partei wählt, die ganz aktuell gegen Asylbewerber und Geflüchtete hetzt, das liegt daran, dass die Menschen Angst haben vor dem, was sie nicht kennen. Mecklenburg-Vorpommern ist ein Land, in den ganz, ganz wenig Asylbewerber aufgenommen wurden. Deswegen müssen wir den Dialog flicken und wieder anfangen, einfach miteinander zu sprechen."
    Den Dialog fördern
    Die Jugendlichen werden bis Sonntagabend daran arbeiten, Lösungen zu finden, wie man diese Vorurteile und Ängste abbauen kann. Das Ziel ist in der Überschrift der Konferenz vorgegeben: "Den Dialog flicken. Wege zurück zu Meinungsvielfalt und Gesprächskultur".
    "In letzter Zeit sehen wir, dass der Dialog immer mehr in den Hintergrund gerückt wird",
    sagt Ahmed Hanchi, 25 Jahre, der Bauingenieurwesen in Köln studiert. Er arbeitet im kommunalen Integrationszentrum in Gelsenkirchen und hat bereits letztes Jahr an der regionalen Jungen Islamkonferenz in Nordrhein-Westfalen teilgenommen.
    "Unser Netzwerk ist sehr aktiv. Wir sind in ganz vielen Tagungen dabei. Auch vom Minister für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen wurden wir zum Dialogforum Islam eingeladen, in dem die islamischen Verbände zusammen im Dialog mit verschiedenen Ministerien sind. Damit zeigen wir, dass die Jugendlichen engagiert sind in diesem Netzwerk."
    Unterstützung von Profis
    Den Jugendlichen stehen Wissenschaftler und Experten aus Politik und Zivilgesellschaft zur Seite. Sie werden Vorträge und Workshops zu Themen wie Rechtspopulismus, Ausgrenzung und Zugehörigkeit, Propaganda und Desinformation anbieten.
    Die 19-jährige Merve Köylü aus Duisburg denkt schon über Zeit nach der Konferenz nach.
    "Mich interessiert nicht nur ein Workshop, sondern die Zusammenarbeit und das gegründete Netzwerk am Ende. In der Hinsicht interessiert mich nicht nur die Arbeit, die wir in diesen drei Tagen machen, sondern auch zukunftsweit, als dass wir voraussichtlich weitere Jahre gemeinsam zusammenarbeiten und vorankommen werden."