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Katholische Kirche
Der Papst erklärt Oscar Romero zum Märtyrer

Fast 35 Jahre ist es her, dass Erzbischof Oscar Romero in El Salvador ermordet wurde. Bislang war seine Seligsprechung im Vatikan mit dem Argument abgelehnt worden, er sei nicht aus Hass auf seinen Glauben, sondern aus politischen Gründen umgebracht worden. Das hat sich nun geändert.

    Eine Frau besucht das Grab von Erzbischof Romero in San Salvador anlässlich seines 33. Todestages.
    Erzbischof Romero wird in seiner Heimat längst als Heiliger verehrt. (picture alliance / dpa / Roberto Escobar)
    Der Vatikan hat sich nicht leicht getan mit dem streitbaren Erzbischof von San Salvador. Erst fast 35 Jahre nach dessen Erschießung während einer Messe hat Papst Franziskus den Weg für die Seligsprechung von Oscar Romero freigemacht und ihn als Märtyrer anerkannt. Der Erzbischof sei am 24. März 1980 "aus Hass gegen den Glauben" getötet worden, heißt es in einem Dekret der zuständigen vatikanischen Kongregation.
    1997 hatte der Vatikan ein Verfahren zur Seligsprechung Romeros aufgenommen. Es kam aber erst nach 2005 richtig in Gang - nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. Sein Nachfolger Benedikt XVI. (2005-2013) erklärte 2007 während seiner Brasilien-Reise, dass Romero aus seiner Sicht die Seligsprechung verdiene. Dass es trotzdem so lange gedauert hat, bis der Prozess anlief, mag auch daran gelegen haben, dass Romero die linksgerichtete Befreiungstheologie verfocht.
    Mord war Auftakt zum Bürgerkrieg
    Romero setzte sich für soziale Gerechtigkeit ein und galt als Gegner des Militärregimes. Vor allem den rechtsgerichteten Todesschwadronen waren die Geistlichen ein Dorn im Auge. "Tue etwas für dein Vaterland - töte einen Priester", war damals ein weit verbreiteter Slogan unter El Salvadors Rechten. So vergewaltigten und töteten Soldaten 1980 drei Nonnen aus den USA, 1989 verübte das salvadorianische Militär ein Massaker an Jesuiten.
    Die Bluttat an Romero löste weltweit Proteste und Entsetzen aus und war der Auftakt zu einem zwölfjährigen Bürgerkrieg zwischen Militärregierung und Guerillabewegung in El Salvador, in dem nach UNO-Schätzungen 75.000 Menschen getötet wurden.
    Verehrer aus dem In- und Ausland pilgern zum Grab
    Die Drahtzieher des Mordes wurden nie gerichtlich belangt. In einem UNO-Bericht wird der inzwischen gestorbene Offizier Roberto d'Aubuisson genannt: Er ist der Gründer der rechtsgerichteten Partei Arena, die El Salvador vom Friedensschluss 1992 bis 2009 regierte.
    Die Erhebung zum Märtyrer bereitet in der römisch-katholischen Kirche den Weg zur Seligsprechung. Voraussetzung für die Seligsprechung ist in der Regel die Bewirkung eines Wunders, das Märtyrertum ist jedoch eine mögliche Alternative. Franziskus, der eine "arme Kirche für die Armen" propagiert, nannte Romero im August vergangenen Jahres einen "Gottesmann", der hoffentlich bald seliggesprochen werde.
    Zu Romeros Grab in der Kathedrale von San Salvador pilgern Verehrer aus dem In- und Ausland. Im März 2011 besuchte US-Präsident Barack Obama Romeros letzte Ruhestätte, kurz vor dessen Todestag.
    (pg/bor)