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Kein kosmischer Überschallknall

Die Sonne bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von rund 220 Kilometern pro Sekunde um das Zentrum der Milchstraße. Eigentlich sollte man annehmen, dass die Umgebung der Sonne sich ähnlich schnell bewegt - schließlich hängt die Umlaufgeschwindigkeit vor allem vom Abstand zum Milchstraßenzentrum ab.

Von Hermann-Michael Hahn | 25.07.2012
    Ganz so einfach ist es aber nicht. Vielmehr wissen die Astronomen schon seit den Messungen von Friedrich Wilhelm Herschel vor mehr als 200 Jahren, dass die Sonne relativ zu den Sternen der Umgebung eine deutliche Eigenbewegung zeigt.

    Sie ist auf die Grenze zwischen den Sternbildern Leier und Herkules ausgerichtet und erfolgt mit einer Geschwindigkeit von knapp zwanzig Kilometern pro Sekunde.

    Als Konsequenz erwarteten die Forscher eine Erscheinung, die man auch bei einem Überschalldüsenjäger beobachten kann: Die Luft kann so ein schnelles Flugzeug nicht rasch genug umströmen. Stattdessen wird sie vor dem Flugzeug stark verdichtet, was zu dem bekannten Überschallknall führt. Physiker sprechen von einer Stoßfront.

    Auch die bewegte Sonne pflügt mit ihrer vom Sonnenwind erfüllten Heliosphäre wie ein Flugzeug durch das umgebende Milchstraßengas. Doch die erwartete, vorgelagerte Stoßfront scheint es nicht zu geben, wie ein speziell für diese Suche ausgestatteter Forschungssatellit jetzt herausfand.

    Offenbar ist die Geschwindigkeit der Sonne relativ zum Milchstraßengas der Umgebung geringer als bislang angenommen. Mit Spannung wird erwartet, was die Voyager-Sonden vor Ort messen, wenn sie die Heliosphäre verlassen und das umgebende Milchstraßengas erreichen.

    Pressemitteilung zur IBEX-Beobachtung

    Mehr über die Eigenbewegung der Sonne
    Eine der drei Heliosphärengrenzen fehlt bei der Sonne
    Eine der drei Heliosphärengrenzen fehlt bei der Sonne. (NASA)