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Kultur
Der satirische Wochenrückblick

Ein protziger Neubau der Scientologen in Florida, ein Bischof, der für seine Verschwendungssucht in Millionenhöhe mit gerade mal 20.000 Euro Geldstrafe davon kommt und ein mehr als langweiliger Fußballklassiker - die vergangene Woche hatte einiges zu bieten.

Von Klaus Nothnagel |
    Die neue Scientology-Zentrale im US-Staat Florida hat etwa 100 Räume mehr als der Buckingham Palace. Wofür man so viele Zimmer braucht, ist bei beiden Palästen unklar. Queen Lisbeths missratene Kinder sind ja längst ausgezogen; und damit die Alte mit ihren Corgie-Kötern durch die Gänge schlurfen kann, sind 775 Zimmer doch wohl stramm übertrieben, oder? Man denke allein an die Heizkosten, die natürlich wieder mal der kleine Sparer zahlen muss! Und die über 850 Räume im Scientology-Palast? Das Wichtigste am Neubau, so liest man heute in den Zeitungen, ist eine Maschine, auf der sich Sektenanhänger elektrisch um die eigene Achse wirbeln lassen können, auf dass der "innere Kompass sich verändere" und so "übermenschliche Kräfte" entstünden. Ein abgeschmackter Deppen-Hokuspokus, der sich in jeder Garage abziehen ließe!
    Bei der Eröffnung der neuen Zentrale waren Medienleute nicht zugelassen, wohl aber John Travolta und Tom Cruise. Schauspieler sind oft, das weiß man, sehr an sich interessiert und fallen im Zuge der Selbsterforschung auch mal auf esoterischen und anderen Zinnober herein. Und: Die Schauspielerei gehört zu den Berufen, die man durchaus auf hohem Niveau ausüben kann, wenn man brausend blöde ist.
    Machen wir furchtlos den Sprung vom abstrusen Aberglauben zum tief empfundenen, ethisch hoch stehen katholischen Glauben: Bischof Tebartz-van Elst muss wegen uneidlicher Falschaussage nur 20000 Euro zahlen, das Verfahren ist eingestellt, der Delinquent ist nichtvorbestraft – obwohl das ja nun auch schon egal wäre, so tief, wie der einstweilen beurlaubte Gottesmann in der Tinte sitzt. Eine Frage wird wohl leider für immer offenbleiben: Wofür brauchten Eminenz an seiner von Philippe Starck entworfenen Badewanne Nackenstützen an beiden Seiten? Für die Frau Bischöfin kann es ja nicht gewesen sein.
    Warum, so frage ich mich immer wieder, berichten Medien auch, wenn's nichts zu berichten gibt? Gern auch mal in einer Titelgeschichte, wie kürzlich der "Spiegel", der seitenlang darüber schwadronierte, über den rätselhaften Kunst-Greis Cornelius Gurlitt und seine milliardenschweren Bilder nichts zu sagen zu haben. Man weiß fast nichts, er sagt fast nichts, als Substanz der Titelgeschichte bleibt hängen: "Wie ich einmal mit einem höchst rätselhaften Greis Taxi und Eisenbahn fuhr" - ein weiterer Schritt im epochalen "Spiegel"-Projekt "ganzjähriges Sommerloch".
    Last and least: unser Fußballnationalteam. Angstgegner Italien knapp in Schach gehalten, wobei Verteidiger Mats Hummels nicht nur wie üblich ein Tor des Gegners verursachte, sondern auch eins für seine Mannschaft erzielte. Dann ein mattes 1:0 gegen die jämmerlich schlechten Engländer: Wo soll das alle enden? Nun – ich werde nicht müde, es zu weissagen: Dritter werden wir in Rio 2014, wegen einseitiger Bevorzugung wuseliger Ballkünstler und entsprechender Nichtberücksichtigung grausamer Grätscher und scheußlicher Spielzerstörer in der deutschen Abwehr. Dritter werden wir, Jogi Löw ist schuld und würde man auf mich hören, käme es besser!