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Kurt Weill - Der Silbersee

Theatermusik von Kurt Weill

Frank Kämpfer |
    Am Mikrofon Frank Kämpfer. Die folgende halbe Stunde gilt einem der Musik-Jubilare des Jahres. Er begann auf dem Feld der Neuen Musik und hatte auf dem Theater seine großen Erfolge. Den Weltruhm verschaffte ein Zufall. Er starb am 3. April 1950 in New York und kam am 2.März 1900 in Dessau zur Welt. * Musikbeispiel: Kurt Weill - Nr. 7 "Was soll ich essen" aus: Der Silbersee Delikt Völlerei, kulinarischer Scherz, Alptraum Schlaraffenland? All dieses birgt das kleine Duett aus dem Nachlaß Kurt Weills - und doch will das Bühnenstück, dem es entstammt und wohin es gehört, anderes und mehr. Die musikalische Fabel vom 'Silbersee', deren Libretto Weills Freund Georg Kaiser verfaßte, ist ein soziales Märchen, das die Träume Hungernder thematisiert. Die zwei Antipoden des Stücks - Severin, der A-Soziale, und Olim, der Polizist - verbünden sich darin auf ihrem Weg, ihren Hunger stillen nach Leben und Glück. Überpünktlich zum Weill-Jahr - genauer gesagt, bereits im vergangenen Sommer - erschien das Werk auf CD eingespielt bei BMG Classic in München. Zugrunde liegt ein Konzertmitschnitt der London Sinfonietta aus der Royal Albert Hall von den BBC Proms '96. Dirigent Markus Stenz, bekannt von seinem Engagement in Sachen Neuer Musik, hatte dazu die musikalischen Teile zusammengefaßt. Denn Georg Kaisers 'Theaterstück mit Musik', uraufgeführt im März '33 in Leipzig, dauerte seinerzeit gute vier Stunden. Weills Partitur ist in der vorliegenden Produktion auf 85 Minuten konzentriert und entbietet sich als Mischung aus Unterhaltung, Oper und Theatermusik. Manche Songs erinnern an die Zusammenarbeit mit Brecht und klingen nach Eisler'schem Agitprop. In diesem Zusammenhang sei die Besetzung der zweiten männlichen Hauptpartie angemerkt: Eisler-Spezialist HK Gruber, der Wiener Chansonier, agiert als Olim, während Opern-Tenor Heinz Kruse (bekannt als Tannhäuser an der Semper-Oper in Dresden) den Severin singt. Dieses reizvolle Nebeneinander nicht zuletzt verweist unüberhörbar auf die ästhetische Mischform, die Weills Bühnenwerk auf so unnachahmliche Art repräsentiert. * Musikbeispiel: Kurt Weill - Nr. 6a "Melodram" aus: Der Silbersee HK Gruber und die London Sinfonietta samt Chor unter der Leitung von Markus Stenz mit Kurt Weills Theatermusik zum 'Silbersee' von Georg Kaiser - in einer musikalisch vielgestaltigen Aufnahme veröffentlicht beim Label BMG Classics.